Ein Beitrag aus „Mlada Fronta Dnes“ 2004-05-20

Ein Bild vom Brünner Todesmarsch. mfd20040520-01k.jpg (33505 Byte)

Ein gefundenes Bild, das die Vertreibung der Deutschen aus Brünn in der Nachkiegszeit zeigt. Es ist zwar eine einmalige Aufnahme, aber sehr traurig.

Am 30. Mai 1945 wurden aus Brünn über 20.000 Deutsche vertrieben, und darüber existiert nur diese eine Fotografie.
„Wir haben lange an verschiedenen Plätzen gesucht. Wir haben nur ein einziges Foto gefunden, das bei uns noch nie veröffentlicht wurde.“
Das sagte gestern der Organisator der Ausstellung über den Todesmarsch, Ondrej Liska. Die Ausstellung organisiert die „Jugend für internationale Verständigung.“ Sie machen auch darauf aufmerksam, daß aus der Stadt im vorigen Jahrhundert die Mehrheit der ursprünglichen Brünner Roma, Juden und Deutschen verschwunden ist.
Das Bild zeigt die Vertreibung der Deutschen aus Mödritz, das ehemals ein Brünner Stadtteil*) war. Auf dem Bild sind nicht nur die Deutschen zu sehen, aber auch die bewafnete Begleitung. Diese waren manchmal Soldaten, dann wieder Zivilisten, Mitglieder der sogenannten Revolutionsgarden. Diese Fotografie hat Herr Paul Lochmann, ein ehemaliger Mödritzer Deutscher, der heute in Osterreich lebt.
„Es war fürchterlich. Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie man einer Mutter das Kind genommen und es in den Fluß geworfen hat.“ erinnert sich an den Todesmarsch die Brünnerin Maria Schrimpel, die damals 6 Jahre alt war. Sie hatte aber Glück im Unglück. Weil sie einer Mischehe entstammte, war in den Todesmarsch auch ihre tschechische Großmutter eingereiht, aber diese durfte dann mit Maria zurückgehen, nachdem Marias Mutter unterschrieben hat, daß sie sich von der Tochter lossagt.

Die Vertreibung der Deutschen, die noch vor der [Potsdamer] Konferenz der Alliierten stattfand und die Entscheidung über die Vertreibung gehören zu den dunklen Kapiteln der tschechischen Geschichte. Beim Todesmarsch starben mindestens 1.700 Menschen. Vor 4 Jahren hat das Brünner Rathaus dieses Ereignis bedauert.

Zwei Anmerkungen der Übersetzerin Daniela Horak:
Das Foto ist mir bekannt und es wurde auch schon mehrmals veröffentlicht (Zeitungen, Publikationen), also kein Novum.
*) Mödritz war damals ein Dorf bei Brünn in der Sprachinsel, aber kein eingemeindeter Stadtteil von Brünn.

Das Bild wurde nach dem Zeitungsdruck wiedergegeben.
Eine Vergrößerung bedeutet lediglich eine Verlängerung der Ladezeit, keine bessere Wiedergabe.
Für einen besseren Abzug wäre ich dankbar.

**) In der Elisabethkapelle im Altvaterturm sind folgende Zahlen genannt:
80.000 Deutsche Einwohner in Brünn und den Sprachinselorten
  7.287 deutsche Männer als Soldaten gefallen
10.461 deutsche Zivilisten bei der Vertreibung ums Leben gekommen.
ML 2004-10-22