Die Unterbringung der Polen aus den Ländern östlich der „Curzon-Linie

Es wird von interessierter Seite besonders mit dem Hinweis darauf operiert, daß die aus den 1923 eroberten und 1939/1945 wieder an die Sowjetunion abgetretenen Gebieten nun nach Polen vertriebenen Polen Platz brauchten.
Auch der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland vertrat in seiner Ostdenkschrift vom 1.Oktober 1965 diese pro-polnische „Lebensraumtheorie“. Dazu ist auf die amtlichen polnischen Daten zu verweisen, die eindeutig feststellen, daß Polen durch die Bevölkerungsverschiebungen keinerlei Bevölkerungszuwachs erfahren hat.

Es wurden nicht nur die oft genannten rund 1 500 000 Polen aus dem Osten westwärts geschafft. In der Gegenrichtung nach Osten strömten etwa 500 000 Ukrainer usw. Außerdem mußten bereits vor 1939 etwa 1 000 000 bis 1 200 000 Millionen Volksdeutsche ihre Höfe, Arbeitsplätze und Heime im damaligen Polen (zumeist in den nach 1919 von Polen annektierten Gebieten des ehemaligen Deutschen Reiches) verlassen. Polen konnte also seine Volksgenossen aus dem Osten  (westliche Zonen von Weißrußland und der Ukraine) unterbringen, ohne auch nur einen Quadratmeter deutschen Bodens in Anspruch nehmen zu müssen! Die nachstehende Statistik, für deren Richtigkeit das polnische Statistische Hauptamt*) bürgt, zeigt die genauen Ziffern dieser Bevölkerungsverschiebung:

Es kamen nach Polen aus den abgetretenen polnischen Ostgebieten: 1 503 263 Personen.

Es verließen Polen:
a) Ukrainer, Weißruthenen usw.: 518 219 Personen
b) Volksdeutsche, die im Vorkriegs-Polen gelebt hatten: über 1 000 000 Personen
Insgesamt (a plus b): über 1 500 000 Personen

• Wo ist hier die Notwendigkeit, Raum für einen „Überschuß“ zu schaffen?
• Wo ist hier die Notwendigkeit, deutsches Staatsgebiet zu annektieren?

Die Umsiedlung der 1,5 Millionen Polen aus den an die Sowjet-Union abgetretenen Gebieten nach Polen rechtfertigt in keiner Weise eine polnische Landnahme im Westen, da die repatriierten Personen ohne die geringste Schwierigkeit im polnischen Siedlungsraum hätten untergebracht werden können. Die Bevölkerungsdichte Polens hätte sich nicht erhöht! Im Gegenteil: durch die hohen Verluste infolge Krieg und Besatzung wäre sie auch ohne Annexion des Deutschen Ostens gesunken!

*) Rocznik Statystyczny 1949, Warschau, 1950 (Statistisches Jahrbuch 1949). Hrsg.: Statistisches Hauptamt Warschau.
• Bereits 1947 und 1948 lief die Umsiedlung aus. 1947 wurden etwas über 10 000 und 1948 wenig über 7 000 Personen nach Polen umgesiedelt.
• Die nach diesem Zeitpunkt aus den sowjetischen Verbannungsgebieten sowie zum kleineren Teil aus den westlichen Zonen Weißrußlands und der Ukraine (also den Ländern östlich der Curzon-Linie) nach Polen gekommenen Personen (Repatrianten) erhöhten die Zahl um allerhöchstens 500000, änderten also an dem für den Vertreibungszeitraum gültigen Verhältnis so gut wie gar nichts.
Vgl. XX lat Polski Ludowej (20 Jahre VR Polen) Warschau 1964.

Quelle:
Landsmannschaft Ostpreußen (Hrsg.):
Legende und Wirklichkeit.
Die polnischen Ostgebiete in neuem Licht: amtliche Ziffern und Fakten widerlegen Propaganda,
Glückstadt 1981, Seite 10

in „Gut Quednau“ 2003-09-30