Pohrlitz in Südmähren.
Das kleine Städtchen an der Wiener Reichsstraße erlangte am 31. Mai 1945 und in den nachfolgenden Wochen traurige Berühmtheit.

In Fabrikhallen am Rande des Ortes wurden tausende entkräftete Brünner, die am Fronleichnamstag 1945 von tschechischem Pöbel und „Partisanen“ auf grausamste Weise aus der Stadt getrieben worden waren, untergebracht und aufs Erbärmlichste versorgt. (Siehe auch Video)

Ungezählte starben und wurden in den Gräben von Panzersperren und in ausgehobenen Massengräbern verscharrt. Über einige wenige hat der Totengräber Buch geführt. Darüber war in der „FAZ“ schon im Jahre 1990 zu lesen.
Ota Filip berichtet über die schrecklichen Verhältnisse in seinem Beitrag „Die stillen Toten unterm Klee“, das seinem Buch über die landesweiten schrecklichen Mißhandlungen der Deutschen nach dem Schweigen der Waffen den Namen gab.

Eindringlich und mit fast wissenschaftlichem Abstand vom Geschehen berichten drei Brünner unter dem Titel „Der Brünner Todesmarsch 1945“.

Einen Einblick in das grauenvolle „Leben“ in den Lagern gibt ein Brief, den ich hier das erste Mal veröffentliche: Mein Großonkel Hartwig Lindenthal, Sohn des Schulrates von Südmähren Ernest Lindenthal, wohnhaft am Freisassenhof am anderen Ufer der Thaja bei Muschau (etwa dort, wo jetzt der Thaja-Durchlaß unter dem Straßendamm ist), wurde von den Feldern weggeholt, um die hilflos liegengebliebenen Brünner in Pohrlitz zu versorgen. Sein Erleben schildert er an der Jahreswende 1946 auf 1947 in einem Brief an seinen Neffen, meinen Vater Ernest Potuczek-Lindenthal.

Bei Pohrlitz wurde 1992 ein Gedenkkreuz aufgestellt, an dem in deutscher und tschechischer Sprache auf den schrecklichen Tod so vieler Brünner hingewiesen wird. Leider weigert sich die tschechische Öffentlichkeit noch immer, die tatsächlichen Todeszahlen auch nur annähernd zu ermitteln und zur Kenntnis zu nehmen. Mit den Inschriften am Gedenkkreuz soll vielleicht der Eindruck erweckt werden, auf dem Weg der weit über 25000 Deutschen aus Brünn seien „nur“ 890 Menschen ums Leben gekommen.

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Diese beiden Fotos aus dem Oktober 2000 stellte mir Herr Gerhard Hanak aus Damitz dankenswerterweise zur Verfügung. (Aus der Gesamtaufnahme habe ich einen Stromleitungsmast und die Drähte am Himmel gelöscht.)

Ausschnitt aus einer modernen tschechischen Wander- und Touristenkarte 1:50000
(Gitterlinienabstand 1 km):

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Am 1. November 2000 fand an diesem Mahnmal eine Gedenk-Andacht statt, in der sich das Erwachen des Gewissens unter den Tschechen zeigte.

Die Austreibung der Deutschen aus den Böhmischen Ländern, von der der Brünner Todesmarsch nur einer der schlimmsten Auswüchse war, vernichtete nicht nur das Deutschtum in den alten Ländern der Wenzelskrone, sondern traf auch das tschechische Volk -- nicht nur materiell, sondern auch und vor allem ideell.
Hierüber berichtet Prof. Ján Mlynárik (Danubius] in seinem Vorwort zur tschechischen Ausgabe „Nemci Ven!“, der Dokumentation zu diesem ungewöhnlich brutalen Völkermordgeschehen.