Was bedeutet für uns das Münchner Abkommen?
Das Münchner Abkommen wurde 1988 von dem
langjährigen Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe, Bundesvorsitzender der
Sudetendeutschen Landsmannschaft (SL) und ebenso langjähriges Präsidiumsmitglied des
Sudetendeutschen Rates (SR), Staatsminister a.D. Franz Neubauer aus Groß-Sichdichfür bei
Marienbad wie folgt chrakterisiert:
Trotz einer demokratischen Verfassung war die CSR ein ,Völkerkerker nicht nur
für Deutsche, sondern auch für Polen und Ungarn.
München 1938 war die Bankrotterklärung der
gegen den Willen dieser Völker errichteten Tschecho-Slowakei.
(...) München 1938 war die Folge einer verfehlten Politik der Siegermächte nach dem
1.Weltkrieg, wie es Potsdam 1945 nach dem 2. Weltkrieg war.
Heute ist München ein erfüllter Vertrag, der vor aller Welt klargestellt hat, daß rund
3½ Millionen Sudetendeutsche in einem mehrheitlich geschlossenen Siedlungsgebiet in
Böhmen, Mähren und Sudetenschlesien Jahrhunderte hindurch siedelten.
In Ost und West überwiegt bis in Kreise hinein, die mit Sympathie unserem fundamentalen
Bestreben gegenüberstehen, in Europa eine Friedensordnung auf der Grundlage des
Selbstbestimmungsrechts aller Völker und Volksgruppen zu errichten, eine schier
unausrottbare Klischeevorstellung: Das Münchner Abkommen sei auf dem Rücken einer
ohnmächtigen tschecho-slowakischen Demokratie und ohne deren Mitwirkung von den vier
Mächten geschlossen worden und unter der Androhung von Gewalt zustandegekommen. Neuere
historische Forschungen, die jedoch noch nicht hinreichend publiziert wurden, ergeben ein
weit differenzierteres Bild. Die ohne Mitbestimmung der betroffenen sudetendeutschen
Bevölkerung und gegen deren erklärten Willen aus der Konkursmasse der
österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie zusammengezimmerte erste tschecho-slowakische
Republik hatte zum Zeitpunkt des Zustandekommens des Münchener Vertrages ein Stadium des
inneren Zerfalls erreicht, das eine Lösung der sudetendeutschen, aber auch slowakischen
Frage durch Intervention der damaligen europäischen Großmächte geradezu unvermeidlich
machte.
Quelle: Rolf-Josef Eibicht/OskarBöse: Die Sudetendeutschen - Eine Volksgruppe im
Herzen Europas; Von der Frankfurter Paulskirche zur Bundesrepublik Deutschland; Langen
Müller Verlag (Dr. Herbert Fleissner) München 1989 sowie zahlreiche Auflagen durch den
Sudetendeutschen Rat; Seite 79/80.
Hier wiedergegeben nach der Veröffentlichung im Forum Reichenberg ML 2001-09-28