Ein kleines Selbst-Porträt des Autors ML:  ml0008.jpg (31969 Byte)

Bin bald 57 Jahre alt, bin freischaffender Architekt, lebe mit meiner Frau und zwei großen Buben in einem Fachwerkhaus in Kirchberg-Nordhessen (www.kirchberg-nordhessen.de).

Ich hätte, wie meine beiden älteren Geschwister, in Brünn geboren werden sollen, wo die ursprünglich aus Nordmähren stammende Familie Lindenthal seit etwa 150 Jahren ansässig gewesen war.

Aber als Anfang April 1945 die Stadt zur Festung erklärt wurde und junge Familien und Versehrte die Stadt verlassen sollten, zog meine junge Mutter mit ihren Kleinkindern von 23 und 10 Monaten, ihrem zerschossenen und noch nicht wieder kriegsverwendungsfähigen Mann und ein paar Kästchen der wichtigsten Habseligkeiten los, um ihr Elternhaus bei Flensburg zu erreichen. Vom 14. April bis zum 11. August dauerte diese Odyssee – die Strecke legen wir heute binnen eines Tages zurück.

Mitte Oktober 1945 schenkte mir meine Mutter das Leben und behütete mich und meine 11 Geschwister (die jüngste Schwester wurde 1965 geboren, als ich schon mein Abitur gemacht hatte und mein Studium begann) vor aller Not. Seit 1947 konnte Vater wieder arbeiten und baute uns unsere neue Heimat am Rande der Stadt Kiel.

Von dort aus durchstreifte ich mit einigen Wanderfreunden auf Schusters Rappen, mit dem Radl oder per Anhalter die nähere Heimat und auch die fernere, war in Wien und Südtirol, im Schwarzwald und im Böhmerwald. Überall wurden mir von den Wandervogel-Kameraden meines Vaters oder anderen heimatvertriebenen Brünner Bekannten die Türen geöffnet.

Meinen Beruf hatte ich schon in früher Kindheit gewählt. Ich studierte dann in Braunschweig und Stuttgart, arbeitete als Architekt in meiner engeren Heimat Kiel und streifte von dort auch auf eigenen Rädern durch Siebenbürgen, durch das Banat und 1974 endlich auch einmal durch Böhmen und Mähren.

In jenem Jahr beschloß ich, mich der Mitte Deutschlands zu nähern, und fand nach langem Suchen eine Anstellung in der Nähe von Kassel – fand dort bald auch meine Lebensgefährtin, ließ mich häuslich nieder und wagte dann den Sprung in die berufliche Selbständigkeit.

Seither arbeite ich auch mit EDV, habe anfangs vieles selbst programmiert, und widme mich seit etwa 10 Jahren auch den Frakturschriften (Aufarbeitung für die Verwendung am PC: www.fraktur.de). Auf dieser Schiene kam ich in Kontakt mit einem jungen tschechischen Germanisten, der in tschechischer Sprache mit deutschen Textbeispielen die gebrochenen Schriften erläutert. Es entspann sich ein Briefwechsel, der sich bald vom rein Fachlichen auf das politisch-geschichtliche weiterentwickelte. Und aus diesen Anfängen entstand seit 1999 die Seite www.mitteleuropa.de.

Was mich zu dieser Arbeit motiviert?

Es ist das Bewußtsein, daß mit der älteren Generation die Kenntnis der Ursprünge und des wirklichen Geschehens vergeht, wenn wir nicht aufzeichnen, was aufzeichnungswürdig ist.
Und daß Mitteleuropa nicht zur Ruhe kommt, wenn wir nicht den Nachwachsenden bewußt machen, daß das Recht unteilbar ist, daß das Völkerrecht auch für Deutschland gilt und daß es auch für die Deutschen gelten muß, egal in welchem Staat sie – freiwillig oder gezwungenermaßen – lebten und leben.
Es ist die Daseinsvorsorge für mich selbst und meine Kinder, damit wir nicht nochmals das durchleben müssen, was unseren Eltern aufgebürdet wurde.

Ein gütiges Geschick hatte meine Familie vor dem Brünner Todesmarsch und dem dort sicheren Verrecken bewahrt. Es ist meine sittliche Pflicht, dafür zu arbeiten und zu opfern, daß sich solches Geschehen nicht wiederholen KANN. Daß aber dazu alle vier Jahre ein Kreuzlein am Wahlzettel ausreicht, darf wohl ernstlich niemand behaupten. Und auch allein die Mitgliedschaften und die Mitarbeit in der Sudetendeutschen Landsmannschaft und der BRUNA genügen mir nicht.

Dies alles ist manchem meiner Brieffreunde bekannt, und einige von ihnen haben mir entsprechende Einzelheiten ihres eigenen Lebensweges berichtet. So stehe ich im Austausch mit einer stattlichen Zahl von älteren Herrschaften auch in Übersee und in Antipodien.
Nach wie vor bemühe ich mich, die Briefschulden nicht gar zu groß werden zu lassen, jedoch hat auch mein Tag nur 24 Stunden, wovon manchmal zu wenige für die eigene Gesundheitsvorsorge übrig bleiben.

Trotzdem freue ich mich über Zuschriften: ernsthaft fragende ebenso wie aufmunternde und zuarbeitende.

Gruß an alle Besucher meiner Seite und meines Forums!

Markwart Lindenthal
Dipl.-Ing., Freischaffender Architekt VFA
Bergstraße 1 Hirtenhaus
D-34305 Kirchberg,
2002-06-17 / 2003-09-23

Eine Antwort von Herrn Emil Focke 2002-06-18