Zum Thema Aufforderung an Markwart Lindenthal

Sehr geehrter Herr Lindenthal,

zunächst vielen Dank für Ihr Selbstporträt. Mit dieser Vorstellung haben Sie klar zu erkennen gegeben, daß Sie ein offen auftretender Zeitgenosse und Landsmann sind.
Mein Vorschlag ist folgender: es mögen sich weitere eifrige Schreiber im Forum, Ihrem Beispiel folgend, vorstellen, zumindest aber mit e-mail Anschrift, oder – wenn vorhanden – mit ihrer Homepage zu erkennen geben.

Es ist anerkennenswert, daß Sie neben Ihrem Beruf als Architekt überhaupt so viel Zeit zum Führen des Forums erübrigen können und wollen.

Sie schreiben auf der Startseite: „Meine Seite Mitteleuropa.de soll Brücken bauen von der Vergangenheit über die Gegenwart in eine bessere gemeinsame Zukunft.“

Mit diesem erklärten Anspruch ist der Forumsinhaber nicht nur berechtigt, sondern auch verpflichtet, dafür zu sorgen, daß das Niveau gehalten wird. Welche Gesprächskultur inzwischen in Deutschland gepflegt wird und mehr und mehr Schule macht, können wir zur Genüge im Fernsehen beobachten. Nicht nur die mittäglichen Diskussionen spotten jeder Beschreibung, nein, selbst abends spät gibt es Talkmaster mit renommierten Namen, die nicht in der Lage sind, eine ordentliche Gesprächsrunde zu führen. Das geht sogar so weit, daß nach einem halben Satz dem Gast das Wort abgeschnitten wird, um schon wieder eine neue Frage loszuwerden.

Also, wenn wir miteinander und nicht gegeneinander sprechen, bzw. diskutieren wollen, dann müssen wir einander anhören und die Argumente des Gegenüber bedenken, um nicht nur die eigene Botschaft, die natürlich auch subjektiv eingefärbt sein kann, durchzusetzen.

Es ist erfreulich und lobenswert, daß diejenigen Landsleute, welche ein fundiertes Geschichtswissen besitzen, dies in diesem Forum entsprechend mitteilen. Nur muß dies in einer emotionslosen Form – selbst wenn es schwer fällt – erfolgen und beleidigende Äußerungen und Unterstellungen sind dabei nicht angebracht.

Wir alle wissen, daß nach Kriegen immer Geschichtsfälschungen betrieben wurden, was dazu führte, daß diejenigen, die nicht der Erlebnisgeneration angehörten, orientierungslos zwischen den unterschiedlichen Meinungen umherirrten, was dann zur Folge hat, daß sie irgendwelche ihnen genehme – oder dem gerade gültigen Zeitgeist folgend – Ansichten als Wahrheit glauben und verbreiten.

Deshalb schreiben Sie zu Recht, die Aufgabe der nachgeborenen Generation ist es, Brücken zu bauen, denn die Erlebnisgeneration ist durch z.T. schreckliche Erlebnisse nicht in der Lage oder gewillt zu verzeihen. Obwohl sie als Christen im »Vater unser« ständig den Satz im Munde führen: »Vergib uns unser Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.«

Brücken bauen heißt nicht nur zwischen Völkern, Ländern oder Nationen, sondern vor allem zwischen einzelnen Menschen. Hier möchte ich mit einem Satz von Voltaire schließen, der sinngemäß gesagt hat: „Wenn ich auch nicht deiner Meinung bin, so will ich doch alles tun, damit auch du deine Meinung frei äußern kannst.“

Mit freundlichen Grüßen und in landsmannschaftlicher Verbundenheit

Emil Focke, Steinfurt, den 18. Juni 2002

Nachsatz:
Die von Frau Else Baier geforderte landsmannschaftliche Heimatpolitik ist deshalb auf der Internetseite der Sudetendeutschen Landsmannschaft zu führen!