Lebensdaten von Hanuš Kuffner:
aus Tschechischen Nachschlagewerken übersetzt und zusammengestellt von Dr. jur. Helmut Matejka, München.

Ottuv Slovnik Naucný illustrovaná Encyklopaedie obecných vedomostí patnáctý díl, Praha 1900 str. 327 (Ottos wissenschaftliches Wörterbuch der allgemeinen Wissenschaften 15. Teil (Band) Seite 327

Kuffner Hanuš, tschechischer Journalist und Militärschriftsteller (geboren 1861 in Mirovicich)
Nach Absolvierung der Kadettenanstalt trat er in das Heer ein, in dem er 14 Jahre als Offizier diente. Im Jahr 1889 verließ er die Armee und widmete sich der Schriftstellerei und der Journalistik. In tschechischen Zeitschriften veröffentlichte er eine ganze Reihe von Beiträgen über das hussitische Kriegswesen (in der Narodní Politika = Nationale Politik) Die Ausbreitung des Feldzuges Prokops des Kahlen in Schlesien im Jahr 1428, Vorbereitungen in Aussig im Jahr 1426, Prokop der Kahle in Schlesien im Jahr 1432 (CCM, die Auflösung dieses Zeitschriftenkürzels werde ich nachliefern HM)1898, Dr. H. Thoman, Das hussitische Kriegswesen zur Zeit Žižkas und Prokops und die Schlacht bei Lipan.
Selbständig gab er im Jahr 1899 heraus: Die Schlacht von Lipan. Zum Druck hat er ein umfangreiches Werk über die Kriegskunst Žižkas und Prokops mit einigen Bildern vorbereitet. Für die militärische Abteilung der nationalen xxx Ausstellung (Ergänzung folgt HM) hat er einen mit Unterlagen versehenen Atlas hussitischer Krieger angefertigt, in dem alle wichtigen Ausrüstungsgegenstände auf 36 Schautafeln und 94 Bildern dargestellt wurden. Dieser Atlas, bis dahin der einzige dieser Art über das hussitische Kriegswesen, wurde zu einem kennzeichnenden Mittel zur Anerkennung des genialen Geistes der tschechischen Krieger dieser Zeit und ergab ein vollständiges Bild ihrer großen Taten und verwarf einige schwerwiegende Vorurteile gegen Žižka und Prokop. Dem Atlas wurden 6 Karten strategischer und taktischer Situationen der Schlacht am Weißen Berg und ein genauer Plan der Schlacht bei Austerlitz bei Brünn (Slavkov u Brna) beigefügt. Diese wertvollen Werke werden im Museum in Königgrätz aufbewahrt, für das Kuffner auch 4 große Pläne über die Entwicklung von Königgrätz von der Hussitenzeit bis zur Gegenwart angefertigt hat.

Ottuv Slovník Naucny Nové doby, dodatky k velikemu Ottuvu sllovniku Naucnému, V Praze 1935 str. 954 (Ottos Wörterbuch der Wissenschaften, Neue Zeit, Ergänzungen zum großen Ottoschen Wörterbuch der Wissenschaften, Prag 1935, Seite 954:
Kuffner Hanuš, tschechischer Schriftsteller, verstorben am 20. Mai 1929. Intensiver als früher, nicht immer kritisch, befaßte er sich ab 1909 mit dem älteren tschechischen Kriegswesen: Die Niederlage am Weißen Berg, treues Abbild der militärischen Verhältnisse der Zeiten (Abdruck aus dem Werk verschiedener Autoren: am weißen Berg), 1911, zweite Auflage 1921, Hussitisches Militärwesen. Erklärung der Szenen beim VII. allgemeinen Sokoltreffen in Prag 1920. Zaboj und Cestmír, Bilder des alttschechischen Kriegswesens in vorchristlicher Zeit 1923, Tataren in Mähren 1926, andere Beiträge verfaßte er in militärischen Zeitschriften.
Über Fragen der modernen tschechischen Strategie handelt die Schrift: Nás stát a svetovy mir (Unser Staat und der Weltfrieden) 1918, deutsche Übersetzung 1922. (dbl = PhDr. Bohumir Lifka, Bibliothek in Prag)
Die Auflösung des Kürzels des Bearbeiters dieses Beitrages (dbl.) erfolgte aufgrund des Verzeichnisses der Bearbeiter dieses Lexikoneintrages über Hanuš Kuffner. Soweit meine Ergänzung des Lebenslaufes Hanuš Kuffners aus den Ergänzungen des Ottuv.

Geschwister:
Josef (geboren 1855 in Blatna, verstorben 8. August 1928 in Prag) wie Hanus Kuffner Schriftsteller und Redakteur der tschechischen Tageszeitung Narodní Listy,
Karel (geboren 8. Dezember 1858 in Mirovicich, verstorben 1941 in Prag) Psychiater,
Klement Magister (geboren 6. Mai 1857 in Mirovicich) seit 1901 Pfarrer im St. Veitsdom in Prag sowie eine Schwester Joanna (geboren am 14. Februar 1853 in Blatna, verstorben am 21. Dezember 1911 in Prag) tschechische Jugendschriftstellerin, Ottuv Ergänzungsband 1935, Seite 954
Übrigens ist in dem im Jahr 1963 in Prag erschienenen Handwörterbuch der Wissenschaften (Prirucny slovník Naucny) 2. Teil, Seite 709 nur mehr Hanus Kuffners Bruder Karel, bekannter tschechischer Pyschiater und Gründer der tschechischen Psychiatrie, verzeichnet.

Nový velký ilustrovaný Slovník Naucný svazek XI (Klícek – Legie) V Praze 1931 str. 210 (Neues großes illustriertes Lexikon der Wissenschaften, Band XI (Klícek-Legie) Prag 1931, Seite 210:
Kuffner Hanuš (geboren am 12. Januar 1861 in Mirovicich, verstorben am 20. Mai 1929 in Prag) tschechischer Militärschriftsteller und Redakteur, besuchte das Gymnasium und dann die Kadettenschule (eine altösterreichische Militäroberschule mit dem Ziel der Offiziersausbildung HM)1883 – 1889 Offizier, verließ die Armee aber wegen seines nationalen Denkens und wurde Redakteur der Zeitschrift Politik. Er schrieb schon früher annonym in den Militärischen Blättern, der Zeitschrift „Narodní Politik (Nationale Politik)“ und der Tageszeitung „Narodní Listy (Nationale Blätter)“ und leitete dann die miltärische Spalte in der Zeitschrift „Politik“, in der er sich für eine militärischen Umbau Österreich-Ungarns auf Grundlage der nationalen Zugehörigkeit einsetzte. Er erforschte alte Quellen, Mythen und Geschichte und entwickelte daraus eine Theorie des älteren tschechischen und tatarischen Kriegswesens, die aber teilweise auf direkter Phantasie beruhte. Eingehend beschäftigte er sich mit dem hussitischen Heerwesen, über das er auch in Fachzeitschriften schrieb: Miltärische Rundschau (Vojenský Rozhledy) 1922, 1924: Schriften: Hussitische Krieger in Bildern (Husitike vojny v obrazech), 1907; Die Schlacht von Lipan (Bitva u Lipan); Die Niederlage am Weißen Berg (Belohorská porázka) 1911; Unser Staat und der Weltfrieden (Nás stát a svetový mír) 1918; Die Tataren in Mähren (Tatari na Morave) 1926.
Soweit der zweite Lexikoneintrag zu Hanuš Kuffner. Seine Brüder Josef und Karel sowie die Schwester Johana werden auf der gleichen Seite wie folgt charakterisiert:
Kuffner Josef (1854-1928), Attillerieoffizier, trat 1884 in die Redaktion der Narodní Listy (Nationale Blätter) ein, wo er als Theaterkritiker und Feuilletonist Hervorragendes leistete.
Kuffner Karel (geboren 1858), Dr. med., Professor für Psychiatrie an der – tschechischen – Universität in Prag und medizinischer Fachschriftsteller.
Kuffnerova Johana (1853-1911), Direktorin der Frauenschulabteilung (hierbei handelt es sich um eine Übersetzung von Abkürzungen, die nicht stimmen muß HM) Jugendschriftstellerin.

Masarykuv Slovník Naucný. Lidova Encyklopedie Vseobecných Vedemostí
Díl IV (Nakladem ceskoslovenského Kompasu) v Praze 1929, str. 230:
(Masaryks wissenschaftliches Wörterbuch. Volksenzyklopädie der allgemeinen Wissenschaften)
Teil IV (Herausgeber tschechoslowakischer Kompaß) Prag 1929, Seite 230:


Kuffner Hanuš (geboren 12. Januar 1861 in Mirovicich) tschechischer Militärschriftsteller, seit 1883 österreichischer Offizier, als Oberleutnant kehrte er 1889 ins Zivilleben zurück und wurde Redakteur der Zeitschrift „Politik“. Er verteidigte gegen die österreich-ungarischen Militärautoritäten Militäreinheiten nach ethnischen Grundsätzen. Er erforschte eingehend das Hussitische Kriegswesen (Hussitische Krieger in Abbildungen 1907) und gab gemeinsam mit Miskovsky eine Schrift über die Schlacht bei Lipan (1898) heraus. Er erforschte und analysierte Ereignisse des älteren tschechischen Kriegswesen (Schrift: Zaboj a Cestmir 1923, Die Tataren in Mähren) ebenso wie die strategische Lage unseres Staates (Schrift: Unser Staat und der Weltfrieden (Nás stát a svetový mir) und schrieb überdies: Die Niederlage am Weißen Berg 1911, deutsch 1922. Das Lipanische Rätsel (Militärische Rundschau 1922). Der Überfall Zizkas auf das Lager Siegmunds (Militärische Rundschau 1924).

Kuffner Josef (geboren 6. Juli 1855 in Blatna) tschechischer Redakteur und Schriftsteller, Bruder des Vorgenannten, zuerst langjähriger Attillerieoffizier, seit 1884 Redakteur der nationalen Blätter (Narodní listy) in der er das Feuilleton und die sonntägliche Unterhaltungsbeilage redigierte und überdies unzählige Kritiken und Feuilletons aus der Gesellschaft anfertigte. Kuffner Josef wurde bekannt durch seine unkritischen Anschaungen  im Bereich der ältesten Geschichte der Slaven und seine Skepsis gegenüber der offiziellen Wissenschaft. Schriften: Augenblick und Fragen 1893, Anschein und Ähnlichkeit 1900, Szene für die Szene 1900, Slavischer Schein 1903, Zeiten der Jahre 1903, Wissenschaft und Wanst 1913-1925, Pseudonyme: René, Lukes, Svézorov.

Soweit Herrn Matejkas letzter Beitrag aus tschechischen Lexiken zur Frage Hanuš Kuffner. Ihm liegt eine Fortsetzungsgeschichte aus der narodní listy vom 15.08- bis 03.09.1936 – also 7 Jahre nach Kuffners Tod – vor, die aus dem Nachlaß Hanuš Kuffners stammen soll und im Ergebnis das Manuskript der Schrift Unser Staat und der Weltfrieden darstellt. An dessen Ende ist vermerkt, daß Hanuš Kuffner seine Gedanken an Edvard Beneš weitergegeben hat. Weiters liegt ihm eine deutsche Schrift mit dem Titel „Im Schatten von Versailles“ aus dem Jahr 1938 vor, in dem auf Beiträge in der tschechischen Presse Anfang der 20er Jahre des 20. Jahrhunderts verwiesen wird. Ob die dort gemachten Äußerungen sich mit dem Text der Zeitungsberichte decken, muß noch geprüft werden.