Abdruck der Broschüre von 1922. Eine Synopse des deutschen Textes mit dem tschechischen Original von 1918 wird vorbereitet.
Bei einer ausreichenden Zahl von Vorbestellungen ist eine gedruckte Neuauflage geplant. Submissionspreis etwa 7 bis 10 €uro..

Ich suche noch nach der englischen Fassung
„John Kuffner: Our country and the world peace“.
Wer sie findet, möge mir bitte eine lesbare Ablichtung der Textseiten und der Landkarten (Farbe ist nicht erforderlich, können verkleinert sein) zukommen lassen. Die Kosten kann ich erstatten.

Ein Nachdruck der deutschen Ausgabe, Landkarten farbig, wurde vor kurzer Zeit
von Herrn Karl Wenzel, Marburg, durchgeführt.
Einige Hefte davon sind noch erhältlich bei der
Geschäftsstelle des „Römerstädter Ländchens“,
Schwalbengraben 82, 35576 Wetzlar. Ruf und Bild 06441-51445.
Das Heft kostete 10 DM zuzüglich Versand (ca 2 DM).

 

Richard Gill berichtet in seinem Buch „Es begann in Prag“ (ISBN 3-86118-099-5) auf Seite 199:
„... Das Kuffner-Buch wurde in einer Anzahl von 150 Exemplaren in den Delegationen verteilt. ...“,
was sich auf die Friedensverhandlungen in Paris und seinen Vororten bezieht.


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alle Hervorhebungen entsprechen der deutschen Vorlage.
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Hanus Kuffner*

Unser Staat und
der Weltfrieden

Mit fünf Landkarten

 

 

 

Übersetzung der tschechischen Broschüre
„Nas stat a svetovy mir“ ins Deutsche von

H. V., Wien

 

1  ·  9  ·  2  ·  2

Verlegt bei Ed. Strache, Warnsdorf (Böhmen)

*Erschienen im Verlag der tschechischen Volksbuch-
Handlung und des Antiquariates Josef Springer, Prag I.,
 Jilska ul. 24, Filiale Kgl. Weinberge.

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Caveant Consules!

Wesentlicher Inhalt des Memorandums,
das Ende des Sommers 1917 den be-
rufenen Faktoren überreicht worden ist.

Nusle, 28. November 1918

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Vorwort
    Die vorliegende Schrift ist eine wörtliche Übersetzung der nach dem Zusammenbruch 1918 in der tschechischen Volksbuchhandlung J. Springer in Prag-Weinberge erschienenen Broschüre „Nás stát a svétový mír“ (Unser Staat und der Weltfrieden), die laut einer Vorbemerkung in der tschechischen Ausgabe im wesentlichen den Inhalt einer Denkschrift wiedergibt, die im Spätsommer 1917 (!) „Den berufenen Faktoren“ überreicht worden war.
    Die Broschüre befaßt sich mit der nach tschechischen Erwägungen nach dem Weltkriege notwendigen territorialen Umgestaltung Europas, um durch eine endgültige Lösung der allslawischen Frage einen dauernden Frieden zu schaffen. Die Vorbedingungen für einen dauernden Weltfrieden werden im Zurückdrängen des aller Mittel entblößten Deutschen Reiches in ein etwas vergrößertes Schwabenland als deutsche Reservation und in der Errichtung und allseitigen Sicherung eines mächtigen Tschenenstaates auf Kosten Deutschlands, Österreichs und Ungarns gesehen, der im Verband mit anderen kleinen Randstaaten „als Wächter des Friedens“ auch künftig dem „Raubtier Deutschland an der Gurgel bleiben müsse“; im Innern dieses tschechischen Staates sei selbst der letzte Schatten des politischen Deutschtums auszumerzen, und eine politische Kolonie an der Donau zu dulden, würde (für die Tschechen) Selbstmord bedeuten.
    So übertrieben dies alles klingen mag, so ernst ist diese Broschüre zu nehmen; nicht bloß deshalb, weil diese Auseinandersetzungen bestimmt waren, noch vor dem Zusammenbruch das Denken der „maßgebenden Faktoren“ zu beeinflussen und weil sie bestimmte, streng umrissene Forderungen an die tschechische Delegation bei den Friedensverhandlungen in Paris (Dr. Beneš und Dr. Kramar) enthielten, sondern hauptsächlich darum, weil alle seit dem Zusammenbruch gegen Deutschland und das Gesamtdeutschtum getroffenen Maßnahmen darin bereits verzeichnet sind, d. h., das der Broschüre zugrunde liegende Memorandum hatte bei den „maßgebenden Faktoren“ Gehör und Verständnis gefunden.
    Die Broschüre bietet aber auch den Schlüssel zum Verständnis der Neugliederung und staatspolitischen Einstellung Europas und gewährt aus dem Vergleich mit den bereits vollzogenen Tatsachen einen Ausblick auf die von den Siegern gewünschte weitere Entwicklung.
    Warum in Paris nicht alle hier ausgesprochenen Wünsche der Tschechen in Erfüllung gingen, erklärt der einstige Abgesandte der Tschechen, Dr. Kramar, unter anderem in seiner Parlamentsrede vom 27. Jänner 1921. Seine sonstigen Äußerungen hiezu bisher sowie die anderen Tschechenführer bezeugen ebenso wie die tschechische Außen- und Innenpolitik, daß die restlose Durchführung des hier niedergelegten Programmes zur Vernichtung des Gesamtdeutschtums noch immer ebenso Wunsch und Wille der Tschechen ist, wie bei Frankreich, das nach Dr. Kramar' Geständnis bei den Friedensverhandlungen mit den Tschechen allein diese ihre Forderungen nicht vollends durchdrücken konnte.
    Die in der Broschüre zutage tretende Wertung des Deutschtums für die Tschechen und für die ganze Welt wird jedem Deutschen darüber Klarheit schaffen, was er in Zukunft von ersteren bei einer solchen Geistesverfassung für sich und sein Volk zu erwarten habe. Die beigegebenen fünf Karten, genau nach jenen der tschechischen Buchausgabe reproduziert und lediglich mit einigen deutschen Übersetzungen allgemein verständlich gemacht, illustrieren mit erschreckender Deutlichkeit die dem deutschen Volke zugedachte Zukunft.
    Wir empfehlen die Übersetzung unseren Brüdern im Deutschen Reiche und in Deutschösterreich ebenso wie unseren engeren Landsleuten; wir empfehlen sie aber auch allen Menschen in der Welt, die sich ernst um einen dauernden Frieden bemühen.

A. Klement

Einleitung
    Die Deutschen – scheint es – begreifen noch immer nicht die volle Bedeutung des Zusammenbruches, den ihre erträumte Weltherrschaft erlitten hat.
    Die Friedenskonferenz wird sich diesmal gewaltig unterscheiden von den bisher üblich gewesenen diplomatischen Konferenzen. Sie wird nicht die bloße Beendigung des Kampfes zweier beziehungsweise mehrerer Staaten oder Monarchen sein.
    Das begreifen aber auch viele von unseren Volksgenossen nicht, wie die Kartenskizze „Der tschechoslowakische Staat“ beweist, die in den heimischen Gegenden zirkuliert und in den Schaufenstern ausgestellt wird.
    Man muß sich entschieden gegen derartige, sehr zur Unzeit propagierte Vorstellungen verwahren. Eine solche „Mißgeburt“ würde ihre Freiheit im Feuer des Lebens nicht einmal auf hundert Jahre hinaus behaupten. Sie könnte nicht bestehen.
    Die Zeichen und Ziele der Zeit sind diesmal auf Höheres gerichtet als auf das bloße Stürzen der Königsthrone: die Grundlagen der ganzen Welt sollen umgestaltet werden.
    So verkünden es wenigstens glaubwürdige Mitglieder der Entente und an ihrer Spitze die Vertreter des mächtigsten, bereits fertigen Weltblocks: der Völker und Staaten englischer Zunge. Verkündet und verheißen wird die Freiheit und Gleichheit der Völker. Ein Vorhaben von riesiger Bedeutung, ungeheuer in seinen Folgen.
    Man darf es nicht bei den engbrüstigen Fragen der Kleinstaaten bewenden lassen, im Gegenteil, man muß sich gleich in die höheren Sphären des Weltganzen hinaufschwingen, und erst aus ihnen dann die Folgerungen für die engeren Verhältnisse der Kleinstaaten ableiten.
    Vor allem ist die Zeit gekommen, einmal endgültig die allslawische Frage zu lösen. Jetzt oder nie!
    Der Menschheit ist die Wankelmütigkeit angeboren. Ohne sie gäbe es keine Folgerichtigkeit. Wankelmütigkeit und Folgerichtigkeit berichtigen sich gegenseitig und ihre Resultante ist die durch die Erfahrung bestätigte Stetigkeit der Verhältnisse. Was das eine Zeitalter gebärt, stürzt das andere. Der Nachwelt passen nicht immer die Ansichten der Vorfahren und die von ihnen eingegangenen Verpflichtungen. Genehm pflegt nur eines zu sein: gesicherte Grundlagen des Siedlungsgebietes für die Zukunft.
    Es ist die Aufgabe eines fürsorglichen Vaters, für seine Nachkommenschaft solche Grundlagen zu schaffen.
    Von diesem Gesichtspunkte aus müssen wir unsere Ziele und Aufgaben auf der Friedenskonferenz beurteilen.
    Ein dauernder Frieden, heute der allgemeine Wunsch, ist immer eine Machtfrage: man muß den Frieden eventuell auch aufzwingen können.
    Während des Krieges hat sich als solcher Machtfaktor bloß der Staatenblock englischer Zunge erwiesen, der ozeanische, meerbeherrschende. Zum erstenmal ist auch, obwohl noch zutage nicht ganz fertig, der Block der romanischen Staaten aufgetreten, der mittelländische. Neben diese beiden ist kläglich unsere slawische Schlaffheit getreten. Obwohl das russische Reich seiner Ausdehnung nach das größte von allen war, zerfiel es doch zuerst von allen in Staub. Irrtümlich wird die Ursache nur seiner inneren Zerfahrenheit zugeschrieben und unserem slawischen Charakter. Eine unvollständige Erklärung. Die Ursachen stecken noch wo anders.
    Die Zerfahrenheit und der Zusammenbruch wurden durch die allgemeinen politischen Verhältnisse verursacht. Durch die tausendjährige künstliche politische Verhetzung seitens der verschiedenen Herrschaften, in deren Interesse die Zersplitterung des Slawentums lag.
Die Herrschaften sind aber heute verschwunden und mit ihnen die Ursachen der Verhetzung. Dieses Hindernis mit der Zeit zu beseitigen, wird nicht so schwierig sein, wenn wir uns beizeiten und ernstlich darum bemühen.
    Die zweite von den eigentlichen Ursachen bleibt in der Regel unbeachtet, obwohl sie gerade jetzt die wichtigste ist: die territoriale. Von einer ordentlichen Regelung der (peripheren) Grenzverhältnisse hängt die ganze Zukunft des Slawen ab, seine Gleichstellung mit den anderen Völkern und seine Freiheit, aber auch die Dauer des ersehnten Weltfriedens. Daher ist die Frage der Regelung der allslawischen Verhältnisse zugleich auch in hervorragendem Maße eine Frage der ganzen Welt, die brennendste Frage von allen. Die Welt ist im eigenen Interesse genötigt, sie vor allem zu lösen; und wenn die Vertreter des bereits fertigen, ozeanischen Blocks ihr Ziel, die Freiheit und Gleichheit der Völker der Welt, ernstlich verfolgen, dann muß dieser Frage auch ihre vorzüglichste Anstrengung gelten.
    Keck, aber auch folgerichtig bis in die letzten Konsequenzen, können und müssen unsere Vertreter bei der Konferenz vor allem mit Anträgen und Ansprüchen in dieser Hinsicht hervortreten. Ihnen insbesonders obliegt diese Aufgabe als den Abgesandten des unter den Slawen entwickeltsten Volkes.
    Aber Achtung! Damit ist die Frage noch nicht geklärt. Ordnungshalber mußt die Frage der ganzen Festlandszone aufgerollt werden, von der die Slawen nur ein Teil, wenn auch der zahlenmäßig stärkste sind.
    In diese von der Natur abgegrenzte Zone gehört der ganze Osten Europas, beginnend an der Elbelinie und an der Senkrechten, welche von hier zum Böhmerwald und südwärts weiter quer über die Alpen längs der Mittellinie der Adria durch die Meerenge von Otranto bis zum westlichen Zipf von Kreta läuft. In Asien dann der westliche und nördliche Saum von Anatolien, Kaukasien, Turkestan und Sibirien.
    Dies sind die Grenzen der dritten Weltzone, deren sämtliche Völker in eine einheitliche „Slava“ zu vereinigen sind, einen Interessenverband, der durch das Gewicht seines Wortes und seiner Bedeutung auf den Beratungen über das „Heil der Welt“ gleichwertig ist mit den Vertretern der beiden anderen Blocks der weißen Rasse und des vierten Blocks, der gelben Rasse.
    In Europa müssen nämlich in den Verband der Festlandzone neben den Slawen auch die nordischen Staaten (Dänemark, Norwegen, Schweden und Finnland), dann auf dem Balkan Griechenland und Rumänien aufgenommen werden.
    Das Lebensinteresse aller dieser Teile der Zone ist das gleiche. Sie alle verbindet die territoriale Lage und ihnen allen gebieten die örtlichen und die Weltverhältnisse, wirtschaftlich und politisch in allem einheitlich vorzugehen.
    Ihr gemeinsames Interesse ist die Regelung der Sicherheitsverhältnisse in Mitteleuropa und darunter besonders die Herstellung einer sicheren Westgrenze.
    Zu diesen Interessen gehört dann freilich auch die gehörige Lösung der Frage der Sicherheitsverhältnisse des westlichen Randgebietes des Festlandblocks im einzelnen, daher auch der Sicherheit des tschechischen Staates.
    Das ist die Aufgabe, die unsere Abgesandten und Vertreter auf der Konferenz erwartet. Sie ist gewiß nicht klein und weit schwieriger, ernster und verwickelter, als es sich die naiven Hersteller jenes Kärtchens vorgestellt haben. Die Frage der Grenzen des tschechischen Staates läßt sich heut nicht mehr für sich allein lösen, sondern nur im Zusammenhang mit der ganzen Zonenfrage und mit der Weltfrage.
    Es handelt sich da auch nicht bloß um „allmenschliche“ und „materiell-soziale“ Fragen, mögen diese an sich auch noch so dringend und wichtig sein.
    Erst im gehörigen Rahmen kann die Sicherheit der Neugebilde gewährleistet werden.

Die Mißgeburt
    Es gibt keine treffendere Bezeichnung für die in Vorschlag gebrachte, in den Geschäften emsig verbreitete Karte der „Tschechoslowakischen Republik“.
    Für einen Staat läßt sich einfach keine schlimmere Gestalt wählen.
    Zwei fürchterliche Mängel haben wir an ihm auszusetzen: Die allzu langgezogene (nudelartige) Gestalt und daß er mit seiner Stützfläche nur an dem einen Ende zusammenhängt. Von drei Längsseiten bleibt die „Republik“ vom Feinde umklammert.
Auf solche Weise wäre die Freiheit und die Zukunft der Nation nicht gesichert. Was die Freiheit betrifft, so ist sie wenig wert, wenn man sie nicht – auch auf sich allein gestellt – verteidigen kann.
    Unseren Staatsmännern ist heute ihre Aufgabe sehr erleichtert. Unsere künftigen Interessen sind identisch mit den propagierten Interessen der Welt, der Entente. Man muß die Entente über die engeren, inneren Verhältnisse und Erfordernisse Mitteleuropas gründlich aufklären. Man muß sie aufmerksam machen, wie Deutschland und wir, die Neugebilde, einzurichten sind, wenn die Idee des Weltfriedens durchführbar sein soll.
    Verhältnisse und Umstände entscheiden. Der heutige Gesichtspunkt ist von dem gestrigen zu unterscheiden, da wir noch unter der Karbatsche deutscher und magyarischer Allmacht standen. Wir denken dabei hauptsächlich an die eingefleischte Furcht vor der „deutschen Stimmenzahl“. Für die bestandenen Verhältnisse typisch, heute aber ganz müßig ist die Furcht, wir könnten die annektierten „Deutschen nicht verdauen“. Das gilt auch von der Entstehung der Karte des sogenannten „tschechoslowakischen“ Staates: ein Pappzeug, aus drei Teilen des Volkes einfach zusammengeklebt.
    Mangel an Selbstvertrauen und ein Rest sklavischer Furcht um die goldene Freiheit verhindert auch, daß im Konzert der freien Nationen entschieden erklärt wird, es werde keine dauernde Freiheit der Nation geben, wenn nicht dem bisherigen Gewalttäter entrissen wird, wessen er sich mit Gewalt bemächtigt hat, was seine Stärke begründet, uns aber schwächt und was wir unerläßlich brauchen, wenn wir unsere Aufgaben im Rahmen des Weltverbandes erfüllen wollen.
    Ein Volk, das nicht Eigentümer seines Bodens ist, ist nicht befreit, weil seine Abhängigkeit vom volksfremden Besitzer des Grundes und Bodens niemals aufhört. Es befreit auch nicht, wer sich fürchtet, den Räuber aus dem geraubten Gute hinauszujagen, und indem er, die Gefühle der Nachkommenschaft des Räubers schonend, die Nachkommenschaft der rechtmäßigen Besitzer in Sklavendienste zwingt.
    Heute sind die Deutschen und die Magyaren geschlagen. Man muß das Werk der Befreiung rücksichtslos vollenden und an die Zukunft denken: Für immer ausrotten die Idee der Herrschaften und der Ritter. Die Deutschen stützten sich in allem auf ihr zahlenmäßiges Übergewicht. Ein rein soldatischer Grundsatz, der Grundsatz der Wölfe. Hier muß man den Hebel ansetzen: Das Deutschtum zahlenmäßig schwächen! Ein Unrecht wird dadurch nicht begangen: Das ganze deutsche Volk ist die Nachkommenschaft gewaltsam germanisierter Völker. Gallier wie Slawen – alles wurde mit Gewalt eingedeutscht. Den Kern des Deutschtums, Süddeutschland, entdeutschen zu wollen, hätte schon keinen Sinn mehr, das nördliche Gebiet aber, Preußen, dann bei uns Österreich und unsere Alpenländer dürfen nicht verschont bleiben. Wenn Gebiete wie Elsaß-Lothringen, die Lausitz, Schlesien, Holstein usw. ihren rechtmäßigen Besitzern zurückgegeben werden, so wird dadurch dem Deutschtum die Eroberungssucht genommen. Durch den Untergang Preußens werden auch die Deutschen von einem Vampyr befreit. Der politische Umsturz und der Umsturz der Machtverhältnisse in der Welt wird auch die deutsche Standhaftigkeit umwerfen.
Schließlich ist bekannt, daß es kein national schlapperes Volk gibt als die Deutschen. Die Pflanze hat keine Wurzeln. Das preußische Deutschtum ist durchaus ein Produkt der Neuzeit, stellenweise der allerneuesten Zeit. Der materielle Vorteil wird die Umwandlung der deutschen Generationen beschleunigen. Die Befürchtungen wegen der Zahl der Deutschen sind überflüssig. Auf die germanisierte Bevölkerung wird nicht mehr bloß von unserer Seite allein eingewirkt werden.
    Der in der Karte vorgeschlagene Staat ist auch vom geschichtlichen Standpunkt aus ein Torso.
    Die Bemühung der tschechischen Herrscher, Böhmen um die Lausitz und Schlesien zu verbreitern, hatte stets einen militärpolitischen Beweggrund: eine breitere Basis zu gewinnen und die Front gegen die wachsende deutsche Herrschaft zu vereinfachen.
    Przemysl Ottokar II. hat zuerst die Notwendigkeit erläutert, sich auf das breite slawische Hinterland, das mit der Idee der Festlandszone identisch ist, zu stützen. Welcher Unterschied in der staatsmännischen Voraussicht: Seine damaligen Erläuterungen und die heutige Zufriedenheit mit unserer elenden „Mißgeburt“! Eine Mißgeburt von einem Ländergebiet, allzusehr in die Breite gezogen und mit einer nach Süden hin durchwegs offenen Grenze! Es wird keine Schwierigkeit machen, die „Tschechoslowakische Republik“ – wie sie hier in der Karte veranschaulicht ist – zu überrumpeln, mit einem Schlage zu zerdritteln und die drei Teile nach Belieben einzeln in Trümmer zu schlagen, ehe sie auch nur imstande wären, sich zusammenzuschließen.
    Die Ententekoalition stellt sich auf den Standpunkt der gemeinsamen Verteidigung des Weltfriedens. Dieser Zweck wird nicht erreicht werden, wenn nicht die Grundlagen geändert werden. Es wird verschuldet werden, daß das Unglück eines von den Ententemitgliedern, uns Tschechen, ereilt, ehe Verstärkungen zu Hilfe eilen. Die schönen, vielversprechenden Losungsworte von der Freiheit würden sich als für uns wertlos und verderblich erweisen.
    Die in den Geschäften verkaufte Karte gesteht dem Deutschtum das Recht zu, uns auch in Zukunft zu bedrohen. Sie „sanktioniert“ die deutschen Keile zwischen den Staatsgebieten der West-, Nord- und Südslawen. Sie erleichtert es dem Deutschtum, in der beliebten Weise anzugreifen: durch Umklammerung. (Siehe die rote Fläche auf Beilage Nr. 1.)
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Die Karte 1 in tschechischer Originalfassung
(Die rote Färbung wurde hier weggelassen, die behauptete Umklammerung läßt sich auch ohne Rot erkennen.)
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Die farbige Karte der deutschen Fassung 1922
(Wiedergabe nach dem Nachdruck vom Ende des 20. Jahrhunderts)

    Durch die habsburgerische Politik, die sich um unsere Interessen nicht kümmerte, gingen Schlesien und die beiden Lausitz im Norden verloren. Das Deutschtum keilte sich ein zwischen uns und die südslawischen Brüder in den Alpenländern an der wichtigen Donau, keilte sich mächtig auch ein zwischen uns und den polnischen Stamm im Nordosten. Die tödliche Umklammerung erreichte ihren Höhepunkt durch die Vereinigung Deutschlands mit Magyarien.
    Der heutige Weltkrieg hat keinen Wert, wenn man die deutschen Keile im slawischen Körper stecken läßt. Es würde der Triebstachel künftiger Streitigkeiten und Kämpfe sein. Das Deutschtum wird verläßliche Grundlagen haben, um in der heute unterbrochenen Eroberung fortzufahren. Viel zu breite Schichten der Welt sind heute beteiligt und man kann nicht voraussetzen, daß sie alle gleichmäßig bis in die Einzelheiten unserer Frage eingeweiht und dafür interessiert seien. Es ist daher nötig, sie einzuweihen und aufzuklären. Es gibt keine absolut verläßlichen Bürgschaften dafür, daß künftige Geschlechter mit all dem einverstanden sein werden, was das heutige (Geschlecht) beschließt. Darum ist es notwendig, wenigstens sachlich die Angelegenheiten so zu ordnen, daß an den Grundlagen nichts mehr geändert werden kann. Die Grundlagen müssen mit Überlegung so festgelegt werden, daß auch nicht die Lust anwandelt, sie zu ändern.
   Man muß starke, selbständige nichtdeutsche Staaten errichten, sie stark ausrüsten und ihnen Zeit garantieren, damit sie Wurzel fassen können. Man muß auf ein Menschenalter hinaus nach Deutschland starke Garantie-Besatzungen legen, zusammengesetzt aus allen Ententenationen, die Jahr für Jahr abgelöst werden. Wann findet sich denn wieder einmal eine solche Solidarität der ganzen Welt! Ein solches geradezu begeistertes Lustverlangen „zu befreien“ und gerade von den Deutschen! Man muß auch in den befreiten Gegenden den Befreiten ihre ursprüngliche Muttersprache zurückgeben.
    Wir meinen damit nicht, daß der jetzigen Generation ihre Sprache geraubt werden soll, aber man muß von langer Hand, für die Zukunft schon jetzt durch Schul- und politische Erziehung zielbewußt darauf hinarbeiten.
    Mit Zähnen und Nägeln müssen wir uns aber dagegen wehren, daß das unglückliche Gebilde der tschechoslowakischen Republik, wie es heute abgebildet wird, durch die Friedenskonferenz etwa dauernd sanktioniert werde!
    Einwendungen, die an den einstigen „rücksichtsvollen“ Sklaven gemahnen, dürfen nicht die Überzeugnung der ganzen Nation und der Entente werden.
    Wenn schon soviel Blut geflossen und soviel Vermögen vernichtet worden ist, so soll es auch für die Freiheit jener Teile geschehen sein, die sonst ewiger Knechtschaft anheimfallen und unvermeindlich – früher oder später – die Ursache neuer Kämpfe werden müßten. Warum also jetzt, wo das Deutschtum wirklich katastrophal geschlagen, der Krieg noch nicht beendet und das letzte Wort noch nicht gesprochen ist, warum jetzt nicht gleichzeitig auch der rechtswidrigen deutschen Eitelkeit und Prahlerei mit ihrer ziffernmäßigen Stärke ein Ende bereiten, da ja diese Stärke auf den Elementen fremder, nichtdeutscher Volks- und Stammeszugehörigkeit beruht? Weshalb nicht gleich jetzt das Übel an dieser Wurzel packen, da es doch schon keine größeren Opfer mehr kosten würde?
    Ein relativ dauernder Friede läßt sich nur durch die dauernde Befreiung der Friesen, Dänen, der baltischen Pommern im Norden, unserer Lausitzer, dann unserer und der polnischen Schlesier, der Serben von Meißen und Sajda, der Arberbewohner jenseits des Böhmerwaldes und des tschechischen und slowenischen Stammes in Österreich, den Alpenländern, an der wichtigen mittleren Donau sichern. Dasselbe gilt von den Angehörigen der durch das Magyarentum unterjochten und magyarisierten Völker.
    Aus den so verstärkten Neugebilden wird der Entente keinerlei Gefahr erwachsen. Keine einzige von den so befreiten Nationen wird imstande sein, jemals eine von den Großmächten zu bedrohen. Wie werden sie im Gegenteil das Interesse der Gesamtheit, den allgemeinen Weltfrieden durch ihr Erstarken fördern!
    Dann erst, wenn jeder der auf dem Gebiete des ehemaligen Deutschland errichteten Pufferstaaten selbst gehörig gekräftigt, ausgerüstet und gesichert sein wird, wird er auch ein taugliches Mitglied des Ganzen werden. Nur, wenn die Welt durch solche Pufferstaaten beschirmt ist, wird sie sich der friedlichen Weiterentwicklung widmen können.
    Pufferstaaten müssen sein, wenn auch zwischen den Weltmächten Ruhe herrschen soll. Auch die großen Weltblocks der Weltkoalition müssen rechtzeitig Vorsorge treffen, daß die stets gefährlichen „Reibungsflächen“ zwischen den Großmächten beseitigt werden.
    Eine solche „Mißgeburt“, wie sie durch die bereits erwähnte Karte veranschaulicht wird, wäre aber nicht einmal ein tauglicher „Pufferstaat“.

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Interessenzonen
Hier die tschechische Original-Fassung der Karte 2:
hkuffner-2c.jpg (136668 Byte)
hk2.jpg (243287 Byte)
Die farbige Karte der deutschen Fassung 1922
(Wiedergabe nach dem Neudruck vom Ende des 20. Jahrhunderts)
    Der Charakter und die Hilfsmittel des Wohnsitzes bestimmen den Charakter und die Interessen der Völker und Rassen.
    Europa hat bekanntlich die Gestalt einer Frau. Ihr Gürtel verläuft von der Elbemündung zur Adria. Östlich vom Gürtel hat das Festland sein einheitliches Gepräge, sowohl was den Charakter der Gegend als auch den ihrer Bewohner anbelangt: Breite und Starrheit. Auch das Meer friert hier entweder zu oder läßt sich doch leicht von außen absperren.
    Die Bewohnerschaft ist überwiegend slawisch! Ihr hervorstechender Charakterzug: Neigung zur Ruhe und Bequemlichkeit. In dieser grundlegenden Charaktereigenschaft wurzelt auch das Grundübel: die Neigung zur Uneinigkeit und zur leichten Auflösung der Verbände. Eine auffallende Schwerfälligkeit, ja geradezu Gleichgültigkeit in Augenblicken drohender Gefahr. Rascher Entschluß zur Tat ist dem Slawen in tiefster Seele zuwider. Selbst die großartigen Hilfsmittel des modernen Verkehrslebens haben da nicht viel geändert.
    Dabei gibt es aber keinen begeisterten Anhänger der Freiheit und keinen entschiedeneren Gegner der Knechtschaft als den Slawen. Allerdings auch kein gefügigeres Untertanenmaterial. Dieser Hang zum lässigen Wohlleben und dieses Selbstgenügen spiegeln sich auch in der nationalen Politik, besonders in der Außenpolitik, wieder. Saumseligkeit im Augenblick der Abwehr und der Vorsorge – mag auch die Freiheit auf dem Spiele stehen – ist eine allgemeine Entscheidung. Das bei den Deutschen geltende Wortspiel über die Slawen: Slawe – Sklave hatte seinen guten Grund. Aus faulem Hang zur Bequemlichkeit ließ der Slawe wohl auch seinen Bruder knechten.
    Das Slawentum neigte immer zur freiheitlichen Staatsform. Zur Herrschaft der Gemeinde, nicht zur Herrschaft eines einzelnen Machthabers, obwohl gerade diese Staatsform den Slawen besonders verhängnisvoll geworden ist. Den slawischen Gemeinden ging es häufig schlecht, wenn nicht an ihrer Spitze eine starke staatsmännische Persönlichkeit stand. In keinem Volke der Welt fanden sich soviele Verräter der gemeinsamen Sache aus rein persönlichen Gründen, aus Gründen der Bequemlichkeit. Es genügt, an unsere „Otiken“ und an das verderbliche polnische Vetorecht in der Republik zu erinnern.
    Dagegen zeigt sich auf der anderen Seite von Europas Gürtel eine anders geartete Entwicklung. Der enge Raum, die Bevölkerungsdichte und die Nachbarschaft des bewegten Meeres üben einen gegenteiligen Einfluß aus. Damit erklärt sich das lebhafte, hinreißende Temperament der mittelländischen Rasse der Romanen. Die Reihe der Weltenstürmer ist von dort gekommen. Hier ist auch der gestählte Charakter der meerbeherrschenden, unternehmenden englischen Rasse verankert. Ähnlich fand hier auch, als das römische Kaisertum unterging, das eroberungssüchtige Deutschtum die Voraussetzungen seiner Entstehung. Frühzeitig begann es in der Richtung des schwächsten Widerstandes zu drängen, in die Länder des politischen Systems der Gemeinschaftsregierungen. Der „Drang nach Osten!“, eingeleitet mit dem schrecklichen deutsch-slawischen Ringen.
    Der Kampf um die Elbelinie und die Donaurinne!
    Die militärisch organisierte, einheitlich geführte Macht gegen die uneinigen Liebhaber persönlicher Bequemlichkeit. Die slawische Vertrauensseligkeit begriff nicht das direkte vitale Interesse der Rasse, das ihr gebietet, sich nicht von der Linie ihrer Existenzsicherheit, vom Gürtel Europas, abdrängen zu lassen. Das Lebensinteresse gebot, sich die Häfen des freien Meeres, die Elbelinie und die direkte Verbindung von dort nach Süden über Böhmen nach Triest und von dort über die Adria nach Korinth und Smyrna zu erhalten. Hinter dieser Linie zurückgedrängt zu werden, bedeutet Einkerkerung für die ganze osteuropäische Rasse; allmähliches Dahinsiechen und den traurigen Untergang der Freiheit. Ohne freies Meer gibt es keine Ernährungsmöglichkeit für eine Nation und auch keine Mittel für eine Zukunft von Dauer.
    Die Häfen Hamburg, Triest, Valona und ein sehr widerstandsfähiges Böhmen bilden die unerläßliche Stütze für die slawische Zukunft. Das Slawentum und die ganze Interessenzone des östlichen Festlands müssen, wenn sie sich erhalten wollen, über ihre eigenen Häfen im Süden und im Norden verfügen und diese Häfen müssen schon zur Zeit des tiefsten Friedens gestützt und gesichert sein.
    Das Slawentum hat schon zu spüren bekommen, was für Folgen es hatte, daß die Elbelinie und das Donautal ihm entrissen wurden und Prag, daß es der Fähigkeit beraubt wurde, beide Ströme zu beherrschen.
    Der Herr der Elbelinie ist auch der Herr der jütischen Kanäle und des ganzen Baltikums. Und die Donau, in der Gewalt Deutschlands, halbiert, zersplittert und überwältigt die einheitliche Kraft der Slawen. Der heutige Weltkrieg hat wie ein Leuchtturm die Lage der Dinge beleuchtet. Von der Elbemündung drang der Einfluß des Deutschtums wie eine Flut längs der Elbe und längs der beiden Ostseeküsten gegen Osten vor. Dem deutschen Gedanken wurden nach der Elbe das Baltikum und Preußen, nach dem Baltikum Rußland gewonnen und seine Pläne griffen schon nach dem Ural und nach dem Gebiete jenseits des Urals, und gegen Süden, längs der Donau nach dem Balkan, Bosporus, Anatolien und Bagdad!
    Die Ziele des Deutschtums gingen weit über die Entwicklung der einstigen römischen Weltherrschaft hinaus. Wie meisterhaft wurde da mit den gegensätzlichen Lösungen „Mit vereinten Kräften“ und „Teile – so wirst Du herrschen!“ gearbeitet!
    Die Bäume wachsen zum Glück nicht in den Himmel! Spät, aber doch kam das Interesse zum Wort. Die deutsche Gefräßigkeit bedrohte die Welt. Die Wechselseitigkeit unter den Völkern – das wechselseitige Völkerinteresse meldete sich. Friede soll herrschen unter den Völkern und der Schädling dauernd unschädlich gemacht werden. Möge es mit den geeigneten Mitteln geschehen und nur keine halbe Arbeit! Man muß aber dieselbe Stufenleiter zurückgehen, auf der man gekommen ist. Die Reihenfolge der Organisierung ist vorgezeichnet: Völker – Rassenzonen – Weltganzes!
    Das Interesse der Völker gebietet, Rassenverbände zu bilden und im Interesse der Rassen einen Bund der ganzen Menschheit. Die Zersplitterung bedeutet Verwirrung, und Verwirrung, was ist sie anders als beständiger Kampf! Dafür sorgen, daß die Verwirrung anhält, liegt im Interesse der herrschsüchtigen, angriffslustigen Rasse. Deutsch sind beide Losungen: „Teile – so wirst du herrschen!“ und die militärische: „Kämpfe auf der inneren Linie!“
    So hat Deutschland gesiegt, aber nur so lange, so lange sich ihm nicht entgegenstellte die – geeinte Welt. Für den Weltfrieden zuträglich sind nur die natürlichen drei europäischen Interessenszonen: (Siehe Karte Nr. 2)
    Die Festlandszone: Ostwärts von der Linie Hamburg – Böhmen – Triest – Adria – Kreta.
    Die mittelländische (romanische): Westwärts vom Rhein und der Alpenwasserscheide zwischen den Zuflüssen der Donau und der Adria.
    Die ozeanische Zone (der englischen Sprache): Das gesamte überseeische Gebiet überhaupt, mit der Nordseeküste, dem Vaterlande der Friesen und dem Festlande und mit den unerläßlichen Verbindungen mit Übersee.
    Deutschland ist in den Rahmen einzuzwängen, aus dem es hervorgegangen ist: in den Raum zwischen den Zonen, zwischen den Rhein und den Fuß des Böhmerwaldes. Den Ursachen des Übels ist zu steuern, nicht zu spät erst sind die Folgen des Übels zu befehden. Voraussetzung ist allerdings der feste Wille aller Mitglieder des Verbandes und die Politik der „offenen Tür“. Daran mag freilich glauben, wer will und kann. Den Schwachen wird es niemand verargen, wenn sie in erster Linie materielle Bürgschaften, d. h. Hilfsmittel fordern, damit sich ihre Nachkommen auch aus eigener Kraft verteidigen können, wenn es die Umstände erheischen sollten.
    Die Entente wird – hoffentlich – im eigenen Interesse gestatten, daß sich neben den errichteten und fertigen westlichen Blöcken auch ein gleichwertiger östlicher slawischer Block bilde und festige, gleichberechtigt bei den Beratungen und bei der Fürsorge um das Heil der Welt.
    Die Deutschen werden zahlenmäßig auch nach dem Kriege ein gefährlicher Machtfaktor bleiben. Die Zeit heilt alle Wunden. Auch die Wunden der Deutschen werden heilen. Mit dem Wohlstand wird aber neben der Erinnerung auch die Sehnsucht zurückkehren nach dem einstigen Ruhm und der Macht. Es wird sie auch die Natur dazu drängen, die engen Grenzen des Vaterlandes werden dem sich mehrenden Geschlecht der Deutschen nicht genügen. Sie werden bewirken, daß mit der Zeit auch wieder der deutsche Ausdehnungsdrang auflebt.
    Die Lage seiner Siedlungen erhöht seine Gefährlichkeit. Es sitzt an der Reibungsfläche der Lebensinteressen aller drei großen europäischen Rassengruppen. Am Gürtel Europas!
     Fünfzehnhundert Jahre haben Europa und die ganze Welt darüber belehrt, daß das Deutschtum der unverbesserliche Störenfried ist, der rücksichtslose Rechtsbrecher und Unruhestifter.
    Daraus ergibt sich, daß das Deutschtum auch nach dem Kriege im Vordergrund der Erwägungen und der Vorsorge des Weltbundes bleiben wird. Die Frage des dauernden Friedens ist aber gerade die Frage, wie man sich gegen den Rechts- und Friedensbrecher sichern soll; vor allem also auch die Frage, wie Mitteleuropa in Hinkunft gestaltet werden soll.
    Unser Volk steht schon seit uralten Zeiten – bestimmt, seitdem die Weltgeschichte heraufzudämmern beginnt – auf der Kriegswacht gegen die westlichen Welteroberer. Die feindliche Kraft hat es auch nicht überwältigt. Um die Selbständigkeit hat es die betrügerische Tätigkeit der Könige aus dem deutschen Geschlecht der Habsburger gebracht. Durch tausendjährige Kämpfe haben wir gewiß Erfahrung und reifes Urteil darüber gewonnen, wie Mitteleuropa gestaltet werden muß, damit hier wenigstens relativ Ruhe und Frieden herrschen könne. Wir sind bis heute der Eckpfeiler des Ostens, die Vorhut der Festlandsgruppe. Es ist klar, daß dem Störenfried sehr beträchtliche Einbußen an Gebiet und Seelenzahl nicht erspart bleiben dürfen, daß es unerläßlich ist, Preußen und das ehemalige Österreich-Ungarn vollständig zu sprengen und an ihre Stelle einen Kordon verhältnismäßig starker, widerstandsfähiger „Rührmichnichtans“ als Wachposten zu ziehen, ihre Grenzen aber unter dem Gesichtspunkte militärischer Zweckmäßigkeit zu regeln – gegenüber den Deutschen und auch den Blöcken des Verbandes – und dem restlichen Deutschland genau die Siedlungsgrenzen anzuweisen und innerhalb derselben eine freie nationale Entwicklung.
    Hier das Mitteleuropa, wie es das Interesse unseres Volkes, aber auch das Interesse des Weltfriedens vom militärpolitischen Standpunkte erheischt (siehe Karte Nr. 3):
    Deutschland, beraubt seiner Fähigkeit zu erobern, von allen Seiten umgeben von Staatengebilden, deren Charakter und nationales Interesse eine neuerliche freiwillige Verbindung mit dem Deutschtum ausschließt. Deutschland, eingeschlossen von neutralen Kleinstaaten, deren Typus als „zwischenstaatliche Rührmichnichtans“ augenblicklich und automatisch alle Weltverbände (oder doch wenigstens die Verbände von Europa) auf die Beine bringen würde, wenn Deutschland sich doch einmal an den einen oder den anderen heranwagen sollte.
    Deutschland, der direkten Verbindung mit den Großmächten und mit dem Meere beraubt. Auch die Wasserwege des Welthandels auf dem Rhein, der Weser, Elbe und Donau dürfen nicht mehr eine Domäne der Deutschen sein. In die Gewalt der Deutschland benachbarten Kleinstaaten gelangen (je nach der Länge der Grenzen) je ein oder mehrere Übergänge über jeden dieser Flüsse, wo die Grenzen sind, auch mit einem ausgedehnten Brückenkopf auf der deutschen Seite, aber auch die militärisch wichtigen Grenzzonen mit allen Zu- und Ausgängen auf Seite der deutschen Siedlungen.
    Solche materielle Bürgschaften werden etwa neu auftauchende Herrschaftsträume Deutschlands im Keime ersticken, ohne daß sie böses Blut machen, wenn sie in den Händen friedliebender Völker sind. Es wird sich das insbesondere in späteren Zeiten zeigen, wenn sich etwa im Laufe der Zeit die Ansichten der Nachkommen über den „Weltfrieden“ ändern sollten.
    Der Welthandel Deutschlands muß von den freundlichen Beziehungen zur Nachbarschaft abhängig gemacht werden. Unter den Nachbarn Deutschlands muß die solidarische Verpflichtung bestehen, die Geschäftsbeziehungen mit Deutschland gleichzeitig abzubrechen, wenn das ganze Deutschland oder eines seiner Glieder feindselige Pläne schmieden sollte. Deutschland ist auch zu verpflichten, während des Friedens keine stehenden Heere zu halten, die das unerläßliche Ausmaß des Bedarfes und zur Aufrecherhaltung der inneren Ordnung übersteigen. Dieses Ausmaß ist – wie überhaupt bei den übrigen Staaten der Welt – in Prozenten auszudrücken.
    Eine weitere Bedingung: Deutschland ist alle überflüssige Kriegsausrüstung und Bewaffnung überhaupt abzunehmen, und es ist zu verhindern, daß das künftige Deutschland Heeres-Industrie-Betriebe errichte oder überhaupt erhalte. Es ist wünschenswert, daß die Karte in Hinkunft nur das Gebiet der folgenden Gliedstaaten des ehemaligen Deutschland ausweise: Westfalen, Sachsen, Bayern, Hessen, Württemberg und Baden, in jenen Grenzen, die in der beigeschlossenen Karte (Nr. 3) ersichtlich gemacht sind. Im übrigen wird – nach der Meinung von uns Tschechen – weder Europa noch die Welt etwas dagegen haben können, wenn sich dieser Rest von „Deutschland“ nach Art der übrigen großen Rassen in einen einheitlichen Verband deutscher Staaten zusammenschließt.
    Die Nachbarschaften Deutschlands sind uns (und den Slawen überhaupt) keineswegs gleichgültig. Ebensowenig die Frage, welche Sprache bei ihnen vorherrscht.
    Heute ist die Gelegenheit da, die Gewalttaten und Verbrechen, die Deutschland bis heute an uns verübt hat, wieder gut zu machen. Auch unser eigenes, tschechisches Interesse gebietet, daß man sich auf den Friedenskonferenzen für direkte und freie Handelswege zum Meere einsetzt. Diese Frage ist zugleich der Schlüssel zur Lösung der Frage von der Gleichberechtigung der Weltrassen.
    Von den Neugebilden an der Elbelinie und von der Unerläßlichkeit, zu entdeutschen, was einst politisch eingedeutscht wurde, war bereits die Rede. Im übrigen Teile des einstigen Norddeutschland verhalten sich die Dinge anders. Diese Gegenden fallen in den Berecich des meerbeherrschenden Interessenverbandes, ihres natürlichen Protektors. Das Interesse gebietet, auch hier sich vor der Wiedergeburt-Tendenz Deutschlands zu sichern. Der selbständige Kleinstaat Weserland, errichtet aus Hannover, Braunschweig, Oldenburg und aus einem Teile des nördlichen Westfalens, wird in keiner Weise die Interessen der Festlandszone behindern. Die Nordseeküste, in den Händen und in der Bewachung eines solchen Nachbarn, wird – im Gegenteil – für den Festlandsverband eine Bürgschaft des Friedens sein. Ebenso die Niederlande, erweitert um den in den Karten 2 und 3 ausgegebenen Gebietsstreifen.
    In die bereits romanische Interessenszone gehören entschieden alle übrigen, westlichen und südlichen Randgebiete der deutschen Reservation: Belgien bis zum Rhein vergrößert (stellenweise auch über diesen Strom), Luxemburg eventuell Belgien einverleibt, das französische Mittel-Rheinland (oder das französische Rheinland, vergrößert um die Niederpfalz) das ist der im Jahre 1871 von Frankreich weggerissene Teil von Elsaß und Lothringen mit allem linksrheinischen Boden im Norden bis zur Mosel) mit ausgedehnten Brückenköpfen in Koblenz, Mainz und Straßburg.
    Im Süden als „Pufferstaat“ der Schweizer Bundesstaat! Ihm empfiehlt sich anzugliedern, was von Tirol und Vorarlberg nach der Vereinigung Südtirols mit Italien noch übrigbleibt. Auf diese Weise würde die Alpenscheidewand auch eine politische Grenze sein zwischen Deutschland und Italien. Die Reibungsfläche zwischen den beiden würde verschwinden. Durch Einbeziehung auch dieses Pufferstaates in das Gebiet romanischer Interessen würden die Befürchtungen wegen Stärkung des deutschen Elementes in der Schweiz aufhören.
    Der ganze Südosten Europas, östlich vom Inn, von der Westgrenze Salzburgs (den Königsee eingeschlossen) bis zur Westgrenze Kärntens, des Küstenlandes und zur Mittellinie der Adria gehört entschieden in die Zone der Lebensinteressen der Festlandsrasse, der östlichen.
    Unserem tschechischen Stamme, aber auch der ganzen slawischen Rasse muß ungeheuer viel an der völligen Wiedergeburt eines freien Slawentums liegen, das sich von unseren Grenzen, das ist von der Donau bis zum Süden des Balkans, zu erstrecken hätte. Die Stärke und zweckmäßige Organisation unserer Brüder in den Alpen mit der festen Stütze in uns und in den übrigen Slawen wird verhindern, daß sich das verhängnisvolle Eindringen des deutschen Keiles in das Donautor wiederhole. Auch die Serben Panoniens fochten mit ihren Regimenten nicht einmal in enger Kampfgenossenschaft an unserer Seite. Man braucht sich um die tendenziös deutsch gefärbten Darstellungen der früheren Geschichte nicht zu kümmern. Man muß sich nur vor den alten slawischen Fehlern hüten.
    Immer wieder gelang es den Deutschen, durch Intriegen und durch Gewalt unsere Verbände zu lockern und schließlich in eine Menge uneiniger Teile zu zerreißen. Der Weltkrieg und die Friedenskonferenz werden – hoffentlich – die dauernde Wirkung haben, daß der Balkan aufhört, die künstliche Lunte in den Händen von Fremdlingen zu sein.
    Mit der gänzlichen Ausschaltung der Türken und des deutschen Einflusses wird es gelingen, auch die in Zwist geratenen Brüder, Serben und Bulgaren, zu beruhigen und miteinander zu versöhnen. Durch die Vereinigung der Bulgaren mit den Serben und Slowenen, aber auch Albaniens und schließlich auch der ganzen Steiermark, Kärntens und Krains wird der Boden und Raum gegeben sein, auf dem sich die Brüder auch bezüglich ihres Besitzes werden einigen können.
    Die Mittelmark (Strzedomezí), auf der Karte veranschaulicht, ist ein eventuelles Neugebilde, nämlich die neutrale Zone der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Tschechen und Südslawen. Ein Gebiet, das vollständig entdeutsch werden muß. Ein rein wirtschaftliches Bindeglied, das Tschechien namentlich auch das Salz sichern soll, das im tschechischen Vaterland nirgends vorkommt. Die Mittelmark soll umfassen: Salzburg mit Reichenhall, die Reste der beiden Österreich, soweit sie nicht tschechisch oder serbisch werden, und die westliche Zone Ungarns, südlich von Wieselburg und westlich von der Linie Raab – Stuhlweißenburg – Südufer des Plattensees und das ganze Komitat Somogy
    Ein um Siebenbürgern und die rumänischen Teile Ungarns, der Bukowina und Beßarabiens vergrößertes Rumänien wird sich hoffentlich nicht mehr weigern, auf die Dobrudscha zu verzichten. Dann würde nurmehr ein einziger Stachel den Frieden im Süden Europas bedrohen: die Frage bezüglich Triest und Fiume, wegen der es jetzt so viel Lärm gibt.
    Diese heikle Frage läßt sich nach unserer Ansicht gleichfalls lösen, und zwar in Gestalt eines neutralen Pufferstaates, der aus dem ganzen Küstenlande und aus Istrien gebildet wird. Ein aller außenpolitischen Tendenzen entkleideter, streng neutraler Handelsstaat wird bestimmt Italien und Südslawien beruhigen, besonders, wenn er auf den Konferenzen als ein „Rührmichnichtan“ erklärt und als slawischer Haupthandelsplatz an der Adria anerkannt wird. Es bleibt das Gebiet für das Magyarentum übrig. Ein Natiönchen, das vom Anfang seiner Geschichte bis zum Schlusse konsequent geblieben ist; es hat gelebt und stets nur grausam geherrscht auf fremde Kosten. Sein Schreckensregiment hat in der letzten Zeit unter unseren Slowaken schreckliche Verheerungen angerichtet aber auch unter den Serben und Rumänen. Man kann nicht dulden, daß eine Rasse, die der ganzen friedliebenden Menschheit feindlich gesinnt ist, die Beute an sprachlichem und materiellem Gut, die erworben wurde, erhalten bleibe. Alle Beweise und Hebel werden auf den Konferenzen angesetzt werden müssen, um Magyarien in Grenzen zurückzudrängen, die ihm auch so kaum noch zukommen, nämlich in das Gebiet der Kumanier und Jazygen zwischen Theiß und Donau und in den Raum zwischen Donau, Drau und Plattensee auf dem anderen Donauufer. Alles, was südlich von dem für die tschechische Volksgemeinde festgesetzten Gebiet, nördlich von Serbien und westlich von Rumänien liegt.
    So beschaffen ist also die Karte des zukünftigen Mitteleuropa unter dem Gesichtspunkte des Bedarfes und der Interessen unserer Nation, aber auch ganz Europas und des Weltfriedens. Die beigeschlossene schematische Skizze Nr. 4 gibt ein Bild der neuen Gruppierungen. Durch ein System politischer Pufferstaaten, die unter der solidarischen Schutzgarantie der Entente rings um das Deutschtum gelagert werden, wird der Krieg – wenigstens für absehbare Zeit – überhaupt verhindert werden können. Nichtsdestoweniger aber auch das von dem militäristischen Deutschland geweckte und genährte Fieber unter den Völkern. Es ist die Pflicht unserer Vertreter, ausdrücklich von der Entente zu verlangen, daß sie solches zuwegebringe; daß sie gewähre, was für unsere Zukunft und ihre Sicherheit unerläßlich ist. An der Geneigtheit der Entente werden wir untrüglich erkennen, wieviel Wahrheit und Aufrichtigkeit in dem Liedlein von der versprochenen „dauernden Freiheit und dem ewigen Frieden“ steckt.

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Was sind „Pufferstaaten“?
Hier die tschechische Originalfassung der Karte 3:
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Die farbige Karte der deutschen Fassung 1922
(Wiedergabe nach dem Neudruck vom Ende des 20. Jahrhunderts)

    Der politische „Puffer“(-staat) ist – wie bei Dampfmaschinen – eine Schutzvorrichtung für den Fall eines Zusammenstoßes. Eine Einlage also zwischen Großmächten, damit zwischen ihnen nicht unmittelbar eine Reibungsfläche entstehe: Streitigkeiten nämlich um die Grenze oder um einzelne für beide Parteien militärisch oder politisch wichtige Gebietsteile. Er soll den schrecklichen Kriegen aus im großen und ganzen unerheblichen Ursachen vorbeugen. Auch soll er von den Großmächten die Gefahr kriegerischen Überfalls mitten im Frieden abwenden; er ist also ein Mittel, Zeit zu gewinnen, die Verteidigung vorzubereiten. Gewöhnlich wird der „Pufferstaat“ der Gegenstand des Streites selbst! Voraussetzung bei allen Pufferstaaten ist: das beiderseitige Übereinkommen der streitenden Parteien, daß sie den Ansprüchen auf den Besitz des Streitgegenstandes entsagen werden; daß keine von ihnen die Grenze der vereinbarten neutralen Zone mit Waffengewalt überschreiten wolle. Der Pufferstaat ist daher zugleich auch immer neutrales Gebiet.
    Es genügt aber nicht das Übereinkommen bloß der beiden Staaten oder Völker, die direkt aneinander grenzen. Auch andere haben ein Interesse daran, daß Kriege in der Umgebung nach Möglichkeit hintangehalten werden. Jeder Krieg wirkt störend auf die betreffende anliegende ganze Zone. Er ruiniert die geregelten Handels- und Wirtschaftsbeziehungen. Er bedroht auch das politische Gleichgewicht. Eine, die unternehmendere von den Kriegsparteien, könnte auf Kosten des Friedens der ganzen Zone gefährlich erstarken.
    Die Schutzwehr wird auf diese Weise durch das Lebensinteresse der ganzen Zonengemeinde selbst geschützt. Sie wird so zum politischen „Noli me tangere“ der Gemeinde.
    Es besteht daher für den Friedensstörer die Gefahr, daß sich gegen ihn eventuell auch sämtliche Interessenten der Umgebung militärisch erheben, und zwar erforderlichenfalls mit allen ihren Kräften, um zu verhindern, daß er seinen Willen durchsetze. Es muß den Störenfried die Gefahr des eigenen Unterganges bedrohen. Nur dann erfüllt der „Puffer“ seinen Zweck. In der Furcht vor den Folgen der Störung wurzelt die Bürgschaft der Unantastbarkeit und die Bürgschaft des Friedens. Wirklicher Störenfried kann aber nur ein Machtfaktor sein, der sich auf seine Fähigkeiten verlassen kann und in der Wahl seiner Mittel skrupellos ist. Zu siegen pflegt derjenige, der es versteht, einen Unvorbereiteten zu überraschen. Der eigensinnige Kraftmensch greift in der Regel zum Mittel plötzlichen Überfalls.
    Wenn daher der „Puffer“ seinem Zwecke entsprechen soll, so muß er ferner imstande sein, von dem Gegenstande des Angriffes die Gefahr des Überfalls abzuwenden. Er muß imstande sein, die Angreifer aufzuhalten, der anderen Partei Zeit zu gewinnen, damit sie ihre Kräfte zur Abwehr sammeln kann; sei es nun durch leicht zu verteidigende natürliche Hindernisse oder durch militärische Organisation.
    Es ist aber falsch zu glauben, und verhängnisvoll könnte die Ansicht werden, daß der Pufferstaat einer militärischen Organisation entbehren soll. Das gerade Gegenteil ist richtig: der Pufferstaat ist ein militärischer Wächter für beide Parteien. Neutral ist er nur insofern, als er selbst nicht politischer Angreifer sein darf. In dieser Hinsicht sind sein Zweck und seine Aufgabe immer die: stets Helfer des Überfallenen zu sein, aber ein Helfer, der etwas taugt. Er muß also augenblicklich militärisch entsprechen können. Voraussetzung seines Bestandes ist also: die ständige Kampfbereitschaft und die Fähigkeit, den Angreifer aufzuhalten, bis sich die Streitkräfte der angegriffenen Partei gesammelt haben. Ein schwacher Pufferstaat ist kein Pufferstaat. Ein bloßer Schleier hält einen Stoß nicht auf. Die Schutzwehr muß fest sein.
    Das eigene Interesse der friedliebenden Großmächte legt ihnen die Pflicht auf, ihren Puffer widerstandsfähig zu machen. Er ist der Schild ihrer eigenen Sicherheit, der militärische Wachposten und Vortrab. Er in erster Linie soll den Angreifer verhindern, daß er nicht auf das Gebiet der von ihm (dem Puffer) gedeckten politischen Partei vordringe, daß der Feind sein Heer nicht auf Kosten des Angegriffenen auf dessen Gebiet führen könne. Das eigene Interesse, also keineswegs mitleidige Liebenswürdigkeit, gebietet den Großmächten des Weltverbandes, um das gefährliche Deutschland eine Kette starker, militärisch gut organisierter Pufferstaaten zu legen. Und das Lebensinteresse der Kleinstaaten gebietet ihnen, daß sie nicht auf das Recht verzichten, gegebenenfalls entschieden zu fordern, daß die Staaten und die Welt überhaupt, soweit sie sicher und von den (Puffer-)Kleinstaaten beschirmt sein will vor einem starken, gefährlichen Treubrecher, daß die Staaten ihre vornehmste Pflicht erfüllen:
        1.) die Puffer-Kleinstaaten mit allen Mitteln starker Widerstandsfähigkeit (wie sie Wachkörpern eigen sein muß) zu versehen;
        2.) ihnen als den einzigen Schutzwehren der übrigen Weltnationen durch falsche „Schlagwörter“ eine gründliche militärische Organisation nicht zu erschweren;
        3.) ihnen Zeit zu gewinnen, damit sie sich nach allen Richtungen des nationalen Lebens politisch und wirtschaftlich gründlich festigen können, ehe das Deutschtum sich wieder aufrafft; den geschlagenen Gewalttäter also in dem Maße konsequent zu schwächen, daß er nicht imstande ist, sich aufs neue aufzuraffen, ehe die Wächter des Weltfriedens für den Bedarfsfall wirksame Faktoren geworden sind.
    Unser nationales Interesse speziell legt unseren Vertretern auf der Weltkonferenz die Pflicht auf, diese Bedingungen unserer freiheitlichen Entwicklung bis in die letzten Folgerungen zu verfechten, nicht locker zu lassen und nicht nachzugeben, wo ein Nachlassen oder Abgehen vom Recht für die Zukunft schwere nationale Verluste verschulden könnte. Sie können das mutig tun in dem Bewußtsein, daß die Weltmächte sich des Gewinnes wohl bewußt sind, den sie aus einer Nation gezogen haben, deren bloß passives Verhalten die Macht der Zentralstaaten im Weltkriege gelähmt hat.
    Auch nach dem Kriege werden wir Deutschland an der Gurgel bleiben. Unsere Interessen sind mit den deutschen Interessen unvereinbar.
    Wenn Prag – wie es sein Recht und seine Lebensinteressen fordern – mächtig ist, sind Berlin und Wien unmöglich. Schon die bloße geographische Lage Prags läßt es nicht anders zu. Wenn sich Prag behaupten will, muß es die Elbe bis zur Mündung beherrschen und die Donau von Regensburg bis Ofen. Wenn sich die Entente die Rivalität Deutschlands zu Lande und zur See vom Halse schaffen will, so kann sie sich nichts anderes wünschen, als ein auf Kosten Deutschlands starkes tschechisches Volk in Mitteleuropa. Es besteht also eine Gegenseitigkeit unserer und der Interessen der Ententemächte, und unsere Vertreter auf den Friedenskonferenzen können dreist auftreten.
    Die Idee der „Pufferstaaten“ ist einfach und leicht faßlich:
        a) Deutschland wird völlig von Kleinstaaten eingekreist sein, von denen aber keiner für sich genommen imstande ist, Deutschlands Existenz zu bedrohen.
        b) Die Kleinstaaten aber sind die Vorposten – im Falle eines Krieges aber der Vortrab – der drei großen Interessengruppen der Entente. Hinter jeder Kleinstaaten-Gruppe befindet sich also eine mächtige Stütze.
        c) Jeder Pufferstaat muß gut organisiert, wirtschaftlich und politisch stark und fähig sein, einen allfälligen deutschen Angriff aufzuhalten.
        d) Die Pufferstaaten sind gegenseitig durch einen föderativen Defensivvertrag gebunden. Wann immer einer von ihnen angefallen wird, wird er unverzüglich durch die übrigen, eventuell mit ihrer ganzen Wehrmacht, verstärkt.
        Die oberste Führung der Abwehr (defensiv wie offensiv) steht immer in einem solchen Falle dem angegriffenen Pufferstaate zu.
        e) Sollte aber das ganze Deutschland oder ein Teil davon mit ausgesprochener Übermacht angreifen, so daß die ganze Föderation der Pufferstaaten nicht stark genug wäre, Widerstand zu leisten, so sind alle Mächte verpflichtet, sich solidarisch mit ihrer ganzen Macht zu erheben. Schon die bloße Drohung mit einem solchen Ansturm wird den Störenfried im Zaum halten. Der Pufferstaat wird so zu einem „Noli me tangere“.
    Die Pufferstaaten sind also im ganzen ein Stachelschild, hinter dem die Nationen der Weltblocks in Sicherheit entwickeln, hinter dem sie sogar ruhig abrüsten könnten. Es kommt darauf an, wie ausgerüstet sie sein werden. Es sei daran erinnert, daß man heute nicht nur für das lebende Geschlecht aufbaut, sondern für eine ganze Reihe nachfolgender Geschlechter, womöglich für das kommende Jahrtausend.
    Auf die Kleinstaaten der Kordonlinie passen nicht alle Leitgedanken des Weltfriedens. In militärischen Dingen dürfen sie nicht so ganz entpflichtet werden. Soll die große Masse der Großgemeinde die Möglichkeit haben, in Ruhe zu leben, so muß die Wache gut ausgerüstet und hinlänglich stark sein. Der Mangel einer militärischen Organisation in der Vorhutlinie der Blöcke könnte auch den Blöcken selbst verhängnisvoll werden, unzulänglich organisierten Pufferstaaten aber bestimmt.
    Unsere Warnung ist aber nicht vielleicht eine Verteidigung des Militarismus. Militärische Organisation und ständiges Heer sind nicht identische Begriffe. Eine gute Organisation soll ein entschiedenes und rechtzeitiges Eingreifen im Augenblick der Gefahr erleichtern.
    Der Unterschied zwischen kriegerischer und militärischer Politik ist der, daß jene zum Kriege hintreibt, während diese imstande sein muß, den Krieg eventuell auch hintanzuhalten.
    Die Pufferstaaten sind Rüstzeuge aus dem Arsenal der militärischen Politik

Erläuterung der Karte Nr.3.
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I. Der östliche oder Festlands-Interessenblock.

Pufferstaaten:       Unterelbien mit Hamburg, Bremerhafen, Lüneburg, Neutraler Staat. Haupt-Welthandelsplatz der Festlandszone an der Nordsee.
                           Oberelbien mit Lübeck, Schwerin, Magdeburg und Stettin. Ein politisch entdeutschter freier Staat. Tschechien:           Hauptkampffront gegen die Deutschen. Wacht an der oberen Elbe, im Böhmerwald (Naab), an der mittleren Donau.
Mittelmark:        Verbindungsland zwischen Tschechen und Slowenen. (Mit Linz, Salzburg und Wien) letzteres seiner politischen Bedeutung entkleidet. Im Falle eines deutschen Angriffes ist es die Front der serbischen, dem tschechischen Heere angegliederten Armeen.
Verstärkungen im Hinterlande: Der nordische Bund (Dänemark, Norwegen, Schweden, Finnland) für Unter- und Oberelbien. Polen für Tschechien. Serbien für die Mittelmark und Tschechien.

II. Die mittelländische (romanische) Zone.
Pufferstaaten:        Belgien mit Luxemburg, vergrößert bis zum Rhein, mit Köln a. Rh., Koblenz mit Brückenköpfen am rechten Rheinufer.
                            Französisches Rheinland mit Metz, Mainz (Brückenkopf am rechten Rheinufer und zu beiden Seiten des Mains) und Straßburg (Brückenkopf am rechten Rheinufer).
                            Das befreite Elsaß-Lothringen mit dem Gebiete nördlich davon bis ans rechte Moselufer bis zur Mündung.
                            Schweiz: vergrößert um Vorarlberg und Nordtirol mit Innsbruck und Kufstein.
Verstärkungen:     Frankreich für Belgien, Französ. Rheinland und Schweiz.
                            Italien für die Schweiz.

III. Ozeanische Zone (Englisch-Niederländische).
Pufferstaaten:       Niederlande, vergrößert gegen Osten bis zur Grenze von Oldenburg mit Osnabrück.
                           Weserland, d. i. Oldenburg, Hannover, Braunschweig, freie Stadt Bremen (ohne Hafen, welcher zu Unterelbien gehört). Gebiet des Welthandels. Unter dem besonderen Protektorate des englischen Blocks sichert er die Handelsverbindung der mitteleuropäischen Staaten mit Übersee. In deutschen Händen war dieses Gebiet ein Mittel politischer Macht. Unter englischer Aufsicht schwindet für uns seine politisch feindliche Bedeutung.
Verstärkung:        Der ganze Block englischer Sprache.

*  •  *

Magyarien:         Wird gleichberechtigter Bestandteil des Felstlandsblockes.
Deutschland:       wird, solange es der unverläßliche, weil treubrüchtige Nachbar bleibt, von allen Welt-Zonen-Verbänden ausgeschlossen bleiben und unter der gemeinsamen Bewachung aller Nachbarn stehen.

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Die tschechische Originalfassung der Karte 4.
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Die farbige Karte der deutschen Fassung 1922
(Wiedergabe nach dem Neudruck vom Ende des 20. Jahrhunderts)

Das Diktat des ersehnten Friedens.
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Hier die tschechische Original-Fassung der Karte 5: kaum reproduzierbar.
Eine bessere Fassung wird noch gesucht und dann hier veröffentlicht.

Die deutsche Fassung von 1922 ist in besserem Zustand, leider aber am unteren Rand beschnitten:
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Die farbige Karte der deutschen Fassung 1922
(Wiedergabe nach dem Neudruck vom Ende des 20. Jahrhunderts)

    Man muß sich mit der Idee versöhnen, daß jedweder Separatismus die slawischen Nationen schädigt. Auch im Leben des einzelnen Menschen ist unangebrachte Eitelkeit schädlich. In der Politik konnte sie bestehen, solange Staaten und Völker als Besitz einzelner Personen, als Familienerbe angesehen wurden. So hat eigentlich das Zeitalter der „Herren“ und des Umsturzes der „Gemeinden“, d. i. der Republiken oder „Slavas“ (politischer Gemeinschaften) – wie man sie vor alters nannte – begonnen.
    Der ungezügelte Ehrgeiz der Otiken war das ausgiebigste Mittel der politischen Eroberungssucht der Deutschen. Jedem Angriff des Deutschtums ging – nach dem Muster des römischen Imperialismus – das Bestreben voraus, in den Reihen jener Völker und Völkchen, die als Beute ausersehen waren, die persönliche Eitelkeit und Eifersucht aufzustacheln. Gerade bei Völkern mit entwickeltem Sinn für persönliche Freiheit konnte dies politischen Wühlern am besten glücken. Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß der ganze Osten und Norden außerhalb der einstigen Grenzen Roms vor zweitausend Jahren eine einzige politische „Slava“, das heißt ein auf Übereinkommen gegründeter Völkerbund der dort wohnenden Völker gewesen ist. Schon die Unkenntnis über die damaligen osteuropäischen Verhältnisse beweist dies indirekt. Wo ein „Verband“ ist, dort herrscht Friedensliebe, Ruhe unter den Völkern; kein Bedürfnis nach welterobernden Unternehmungen; keine weltstürzenden Umwälzungen. Hat es keine nach außen wirkenden Umstürze gegeben, so war auch kein Anlaß vorhanden, in der Geschichte darüber zu schreiben. Daher herrscht Unkenntnis, ja direkt geschichtliches Dunkel, solange außerhalb der römischen Grenzen die Völker die politischen Verfassung der „Slava“ (des Bundes der Gemeinden) beibehielten und solange die Slava alle dortigen Völker umfaßte. Die „Geschichte“ begann mit dem Augenblick, da die Slava zerfiel; ein Zerfall, der durch die Lösung römischer Staatskunst: „Teile, und du wirst herrschen!“ in die Einheit hineingetragen worden ist. Der Eroberer begann seine Erfolge zu politischen Zwecken aufzuzeichnen.
    Auch die Spuren der einstigen sprachlichen Einheit – soweit sie sich in den örtlichen Bezeichnungen erhalten haben – sind ein Beleg für den einstigen politischen Europabund. Nichts Neues unter der Sonne! Alles wiederholt sich in der Geschichte der Menschheit! Wo ein Verband und eine einheitliche Form der politischen Verwaltung besteht, dort ist auch der innere Verkehr der Bewohner untereinander freier und auch das Bedürfnis nach einer einheitlichen Sprache ist lebhafter. Es ist dabei nicht einmal notwendig, daß die Völker gleicher Abstammung sind.
    Die Welt knüpft heute an die Zeit vor zweitausend Jahren an. Die Erinnerung an den „ewigen Frieden“, der damals und durch eine lange Reihe von Epochen zweifellos in einem bestimmten Teile der Welt geherrscht hat, hat sich – zwar dunkel – aber doch erhalten. Unwillkürlich kehrt die Welt in den Bannkreis allmenschlicher Ideen zurück. Es ist auch gar nicht möglich, daß das menschliche Beginnen sich in einer anderen Form äußern könnte. Es kehrt aber auch im Menschheitsbewußtsein unwillkürlich die Erfahrung zurück, daß die „Slava“, d. i. der politische Verband, die festeste Grundlage eines dauernden Friedens ist. Die großen politischen Blöcke können sich, da ihrer wenige sind, leichter über die Mittel zum Schutze und zur Erhaltung des Friedens einigen. Die Erfahrung mit dem „Deutschtum“, das auf dem Grundsatze der Herrschaft Einzelner, sei es nun einzelner Familien oder einzelner Völker, aufgebaut ist, treibt die Welt aufs neue in die ursprünglichen Bahnen der Politik. Wenn die Idee nicht aufs neue mit einem Fiasko enden soll, so muß dem Gebilde aus der Zeit des Mißgeschickes ein Ende bereitet werden: dem schädlichen Separatismus auf Kosten des Ganzen.
    Der tschechische, polnische, serbische, russische, schwedische, dänische und griechische Staat sind an und für sich außerhalb des gemeinsamen Interessenverbandes nicht mehr denkbar. Die Zeit des Separatismus hat mit dem Untergang der Herrschergeschlechter und der Idee, daß die Völker einzelnen Familien untertan seien, aufgehört.
    Von den slawischen Völkern hat das unsrige allein die Bedeutung der allslawischen Idee, die der Festlandsidee so nahe verwandt ist, am besten erfaßt. Die ununterbrochene Kette von Kämpfen mit dem raubgierigen Deutschtum hat seine politische Urteilsfähigkeit geschärft. Es hat das unerläßliche Bedürfnis nach einem massigeren Körper als Stütze in diesem Ringen herausgefühlt, einer Stütze, die in der Gleichheit der Interessen begründet ist. Bei uns hat sich das Bewußtsein dieses Bedürfnisses verallgemeinert, während in anderen slawischen Stämmen mit geringeren Erfahrungen kaum einzelne erleuchtete Köpfe die volle Bedeutung der unerläßlichen Wiedergeburt der führenden Ideen begreifen. Daher rühren die großen Schwierigkeiten und die Quelle des alten slawischen Erbübels: die politische Zweifelsucht bezüglich des Erfolges. Hoffen wir, daß der Weltkrieg die Zahl der erleuchteten Köpfe vermehrt hat, und daß die durch den Krieg gewonnenen Erfahrungen unsere Stammesbrüder über die Unerläßlichkeit belehrt haben, sich auf den Friedenskonferenzen für eine endgültige rettende Einigung, vor allem unter den Slawen, einzusetzen. Die Ereignisse in Rußland haben den Wert der Gegenseitigkeit und der Erziehung in allslawischem Geiste gezeigt. Welche Dienste hat da der Kern unserer Landsleute dem größten slawischen Volke erwiesen! Und welche Schäden hat die von außen künstlich genährte Eifersucht unter den Slawen angestiftet! Es gäbe im Slawentum keinen Bolschewismus, wenn die allslawische Idee in ihm ebenso allgemein eingewurzelt wäre, wie in der tapferen, slawisch national gesinnten Jugend unserer „Legionäre“. Die slawische und „Slava“-Gesinnung wäre, verallgemeinert, die wirksamste Schutzwehr gegen die Versuche der Feinde, die Brüdervölker durch die von den Deutschen bisher angewendeten Schlagworte und Praktiken in feindliche Lager zu spalten und gegeneinander zu hetzen, indem unter den Völkern die Eifersucht wachgerufen wird.
    Es gäbe nicht das schmerzliche, selbstmörderische Ringen zwischen Polen und „Ukrainern“. Es wird auch große Mühe kosten, die Vertreter der ostslawischen Stämme zu überzeugen, daß die einzige Bürgschaft des Wohlergehens und zukünftigen Dauerfriedens gerade die Entschlossenheit ist, in sich die törichte separatistische Herrschgier zu ertöten, dieses verderbliche Vermächtnis des überlebten Deutschtums! Man muß einsehen lernen, daß ein jeder slawische Stamm nur ein Glied des ganzen Slawenvolkes ist, und daß das Lebensinteresse gebietet, alle Hebel anzusetzen, damit ein jeder von ihnen auf seinem Platze tatsächlich imstande ist, dem Ganzen und dadurch auch allen einzelnen Gliedern zu nützen. Unter den heutigen und den zukünftigen Verhältnissen können die Tschechen der Unterstützung durch die Brüder Polen und Serben, alle aber der Unterstützung des großen Rußland nicht entraten; in gleicher Weise brauchen alle ein widerstandsfähiges Böhmen.
    Es wird schwierig sein, die getrennten Brüder zu überzeugen, daß ihr Friede abhängig sein wird von der gehörigen Ausrüstung des tschechischen Vorpostens der Slawen. Es wird schwierig sein, sie davon zu überzeugen, daß die Unabweisbarkeit der Zeit gebietet, gerade die jetzt strittigen politischen Grenzen zwischen ihnen allen zu beseitigen, daß es notwendig sein wird, bloß Grenzen des wirtschaftlichen Eigentums unserer einzelnen Stämme festzusetzen, und daß die Stammesgrenzen zwischen uns bloß ein geographischer und verwaltungstechnischer Begriff sein können, daß alle Slawen mit der Zeit zu einer einzigen Nation verschmelzen müssen, daß sie alle ein politisches Vaterland haben müssen, und zwar das ganze Gebiet vom Böhmerwald bis zum Baikalsee, beziehungsweise zum Stillen Ozean; daß die Zeit gekommen ist, die Verbrüderung der slawischen Stämme in die lebendige Praxis umzusetzen, wie es vor alters, vor zweitausend Jahren war, daß man die „Slava“ erstreben, sich aber vor den Fehlern hüten muß, die das Entstehen der Idee des mittelalterlichen „Deutschtums“ verschuldet haben.
    Das zukünftige Verwaltungsgebiet des slawischen Blocks, die „Gemeinde des tschechischen Volkes“, wird bleiben, was es auch früher an der Elbe- und Böhmerwaldlinie gewesen ist: der Vortrab und Vorposten der östlichen „Slava“ der Nationen. Man muß dieses Gebiet gehörig ausrüsten, damit hinter ihm ruhig und gesichert vor feindlichen Überfall die Frucht des Weltkrieges – der Weltfriede – ausreifen könne. Die von der Vorsicht diktierte Devise Roms, daß sich zum Kriege rüsten müsse, wer den Frieden haben wolle, ist durch die neuen Verhältnisse keineswegs hinfällig geworden. Gerade jetzt bietet sich die einzige Gelegenheit, gründlich wieder gutzumachen, worin gesündigt wurde, nämlich vorzukehren, daß uns die Deutschen nie wieder in unserer Existenz bedrohen können. Militärisch erläutert, besagt der römische Grundsatz: es ist alles zu beseitigen, was dem Feinde den Angriff erleichtert und uns eine erfolgreiche Verteidigung erschwert; alles jedoch vorzukehren, was uns die Niederwerfung und Bestrafung des Störenfriedes erleichtert.
    Gerade auf der Friedenskonferenz wird die römische Devise der eigentliche Leitgedanke bei den Beratungen sein. Es wird die Pflicht jeder Partei sein, ihre Erfahrungen und ihre Bedingungen für eine dauernde Sicherheit darzulegen.
    Von unserem Gesichtspunkt – dem tschechischen, slawischen und dem der ganzen Zone – gebietet die römische Devise folgendes:
        1. Es müssen dem Deutschtum die Grundlagen für eine militärische Umklammerung in der Flanke und am Genick unseres Gebietes genommen werden! Es ist selbst der letzte Schatten politischen Deutschtums auszumerzen! Wir müssen von der steten Gefahr eines Krieges auf drei Fronten befreit werden. Die Kriegsgefahr muß auf eine Front eingeschränkt werden, die sich leicht verteidigen läßt und den Feind umklammert. Es muß eine breite Rückendeckung mit einem freien breiten Aufmarschraum für die Verstärkungen aus dem ganzen Hinterlande mit freien Kommunikationen nach allen Richtungen geschaffen werden;
        2. es müssen verläßliche strategische Stützpunkte in den Blöcken geschaffen und organisiert werden;
        3. es müssen dem Deutschtum abgenommen und für uns gesichert werden, die Durch- und Übergänge über die natürlichen Berg- und Flußhindernisse; dem Deutschtum dagegen müssen möglichst viele solche Hindernisse in den Weg gelegt werden;
        4. es müssen dem Deutschtum möglichst viele Quellen seiner ziffermäßigen Kriegsstärke abgenommen werden, bestimmt alles, was in den letzten Jahrhunderten gewaltsam eingedeutscht wurde;
        5. es muß dem Deutschtum abgenommen werden, was auch wirtschaftlich seine Eroberungsgier stärkt, damit es niemals mehr imstande ist, sich mit Aussicht auf Erfolg zur Eroberung aufzuraffen. Das Deutschtum war niemals – auch das heutige ist es nicht – ein „Volk“ in dem Sinne, wie es die übrigen Völker sind. Es war stets nur die „Idee“ vom Usurpatoren-Geschlechtern; die Idee des „Deutschtums“ diente der Raubgeir der Dynastien als Stütze.
    Aus diesen Richtlinien ergibt sich die Aufgabe unserer Vertreter bei den Friedensberatungen:
    Die beiden Lausitz und Schlesien (das sogenannte Preußisch-Schlesien) müssen unbedingt in den Verband und in die Verwaltung der tschechischen Volksgemeinde zurückgeführt werden. Den östlichen, jenseits der Oder gelegenen Teil, der zum größerem Teile mit polnischem Element bevölkert ist, kann man ruhig der polnischen Gemeinde überlassen, so daß die Grenze zwischen beiden Gemeinden die Mittellinie bildet, d. i. die Mitte des Oderfluses. Dadurch gewinnen auch die Tschechen eine breite Anlehnung an das slawische Hinterland. Im Süden, an der mitteleren Donau und in den Ostalpen müssen alle deutschpolitischen Schöpfungen beseitigt werden. Das Flußgebiet der Donau in dieser Gegend muß mit der slawischen Bevölkerung Wiens und mit jenen zurückberufenen tschechischen und slowenischen Auswanderern besiedelt werden, die hiezu bereit wären. Das ganze linke Donauufer muß unbedingt der tschechischen Gemeinde einverleibt werden: dazu auf dem rechten Ufer die dazu gehörigen Brückenköpfe. (Siehe Karte 5.)

    Südlich von der Donau ist eine Neugründung zu organisieren, der reine Handelsfreistaat „Mittelmark“ (“Strzedomezí“), das Band zwischen der tschechischen und südslawischen Gemeinde, mit tschechisch-slowenischer Veraltung, so daß im westlichen (österreichischen) Teile die Verwaltung überwiegend tschechisch, im östlichen (ungarischen) Teile überwiegend südslawisch wäre. Im Falle eines Krieges mit den Deutschen untersteht das Militär des österreichischen Teiles der tschechischen, der andere Teil der serbischen Heeresverwaltung.
    Die Grenzen der Lausitz müssen unbedingt gegen Westen bis zur Elbe vorgeschoben werden, von der heutigen Grenze Böhmens bis zur heutigen Nordgrenze Sachsens bei Strehla, nördlich von Riesa.
    Das Elbetor in Nordböhmen und die Pässe über das Erzgebirge nach Sachsen müssen durch Annexion des einstigen Hvozdansko und Niederlandes in den auf der Karte 5 bezeichneten Grenzen gesichert werden, das ist von der Nordgrenze des Gebietes von Dohna in einem leichten Bogen gegen Westen über die nördliche Grenze des Gebietes von Sajda bis zur Ostgrenze der Gemeinde Marienberg, wo die neue Grenze in die jetzige böhmisch-sächsische übergeht.
    Die Erfahrungen des Weltkrieges haben gelehrt, daß der eigentliche Böhmerwaldrücken nicht mehr als Schutz des böhmischen Kessels angesehen werden kann. Es ist unerläßlich, in den Verteidigungsgürtel Böhmens gegen einen deutschen Überfall den ganzen westlichen Fuß des Böhmerwaldes einzubeziehen, gegen Süden bis zur Donau zwischen Passau und Regensburg, im Westen bis zur Naab und Haide, – Naab mit dem ganzen Fichtelgebirge (Westgrenze des einstigen Egerlandes, aber mit dem ganzen westlichen Kamme des Fichtelgebirges). Die tschechischen Vorhuten an dem heute bayrischen Teile der Donau und an der Naab werden den Streitkräften der Festlandszone Zeit gewinnen, damit sie sich am Böhmerwald entwickeln und eventuell durch die dortigen Pässe vorbrechen und das Vaterland auf deutschem Boden wirksamer verteidigen können.
    Unter keiner Bedingung darf man von der Forderung abgehen, daß im Süden Tschechiens dauernde Verbindungen mit der Adria, dem Schwarzen Meere und dem Salze Salzburgs gewahrt bleiben. Das Tschechien der Zukunft wird einfach ohne den Besitz der mittleren Donau und der zugehörigen Brückenköpfe an ihr in dem Raume von Regensburg bis Passau, die in Hinkunft die tschechischen Hauptzollstationen im Südwesten und Südosten sein werden, nicht auskommen.
    Die Mitteldonau ist für die tschechische Volksgemeinde eine äußerst wichtige Voraussetzung ihres Wirtschaftslebens. Auch für den Fall, daß es im politischen Interesse notwendig werden sollte, einen wirtschaftlichen Druck auf den deutschen Störenfried auszuüben. Auch noch weiter eine unrechtmäßige deutsch-politische Kolonie an der Donau in dem bezeichneten Raume dulden, hieße aufs neue Selbstmord verüben.
    Ein freies Prag ohne unumschränkte Herrschaft an der mittleren Donau ist undenkbar. Das Deutschtum hat das einst richtig erfaßt, als es sich hier zwischen die tschechisch-slowenischen Brüder hineindrängte. Die schrecklichen Folgen dieses Einbruches des Deutschtums haben wir zu spüren bekommen durch den Verlust unserer Freiheit und durch das politische Fiasko während der ganzen Periode der Donauvorherrschaft Wiens.
    Es darf nicht mehr vorkommen, daß sich zwischen uns und das Südslawentum der Keil einer feindlichen Idee einschiebt.
    Die dortige Donaulinie muß man sich gründlich sichern. Man muß dort vor allem starke tschechische Dauergarnisonen mit ausgedehnten Brückenköpfen unterhalten. Vor allem muß man sich die Wankelmütigkeit des Menschengeschlechts vergegenwärtigen und in Sicherheit bringen, wenn und solange sich diese einzige Gelegenheit bietet, eingedenk dessen, daß wir nicht für die heutige Generation arbeiten, sondern für alle Zukunft. Für sie gilt es, eine ruhige und gesicherte Entwicklung zu gewährleisten. Es ist hier nur zu beklagen, daß uns nicht zustatten kommt, was sich dereinst für Moses und sein Hebräertum so vorteilhaft erwies: warten zu können, bis ein schwächliches, durch lange Sklaverei an Unterwürfigkeit und persönliche Rücksichtnahme gewöhntes Geschlecht ausgestorben war.
    Unerläßlich ist für uns der Besitz der Städte und breiten Brückenköpfe: in Bayern Regensburg und Passau, in Österreich Tulln mit der ganzen Bezirkshauptmannschaft (am rechten Stromufer), Melk und St. Pölten bis einschließlich eines Gebietsstreifens, der neben der Eisenbahnstrecke Pöchlarn–Wien ungefähr zehn Kilometer südlich von der Bahn parallel läuft bis zum Kamme des Wienerwaldes. Von hier dann längs des Kammes bis zum Westrande der eigentlichen Kommune Wien und hier, mit Ausschluß Wiens, im Bogen gegen Norden nach Nußdorf, das der tschechischen Gemeinde zufällt. Weiter der Gegend von Hainbrug und Bruck a. L.
    Auf dem heutigen Boden Ungarns ist eine unerläßliche Sicherung der tschechischen Mitteldonau der Gebietsstreifen im Süden des Stromes, umfassend das ganze Wieselburger Komitat mit dem Hansag, das Komorner und Grauer Komitat und den Teil des Pest-Piliser Komitates auf dem rechten Donauufer mit der Burg und Stadt Ofen. Östlich von der Donau kommen Sicherheitsrücksichten gegenüber dem räuberischen, schmarotzerhaften Magyarentum zur Geltung. Die Grenzlinie, welche heute von der in Vertrieb gesetzten Landkarte empfohlen wird, schützt unsere Slowakei in keiner Weise. Das Magyarentum wird nicht in den geührenden Schranken gehalten werden können, wenn sich nicht die Tschechen die Übergänge über die Theiß und die Möglichkeit sichern, den Störenfried auch in dem jenseits der Theiß gelegenen Teile seines Vaterlandes zu bedrohen. Man darf auch die starken slowakischen Ansiedelungen in Pilis und Saboles nicht dem Schicksal dauernder Magyarisierung anheimfallen lassen. Es muß hier die Südgrenze der tschechischen Volksgemeinde so geregelt werden, daß sie läuft von Ofen, mit Ausschließung der Stadtgemeinde Pest, aber mit Einbeziehung der Bahnlinie Pest-Szolnok, bis zum Süden der Gemeinde Pilis, von dort dann in scharfem Bogen nach Norden bis zur Grenze von Heves und längs der südlichen Komitatsgrenze bis Zatise. Die weitere Grenze bis Tisza Eszlar muß das Ostufer der Theiß bilden. Von Tisza Eszlar zweigt die Grenze vom Flusse ab in östlicher Richtung längs der Südgrenze der Gemeinde zur Südgrenze der slowakischen Gemeinden von Nyiregyhaza und von da geradlinig zur scharfen Biegung der Theiß östlich davon. Weiter gegen Norden dann längs des rechten Flußufers zur Ostgrenze der Gemeinde Capy, wo sie (die Grenze) zusammenfällt mit der Ostgrenze der Gemeinde Kapusany und geradlinig zum südwestlichen Zipf der Stadtgemeinde Uzhorod. Von dort, mit Ausschließung der Stadt Uzhorod, längs der nordöstlichen und östlichen Grenze der slowakischen Gemeinden bis Stropsko. Mit den Grenzen der Zempliner und Zipser Gespanschaften geht sie dann in die Grenzen des heutigen Galizien über.
    An eine Annexion des Gebietes ostwärts gegen Marmaros-Sziget zu denken, wäre nicht vernünftig, aus nationalen und auch aus stretegischen Gründen. Dort ist bereits der Bereich der russischen Gemeinde. Ein so langgestreckter Schwanz ließe sich auch nicht mit Erfolg verteidigen. Für unser Tschechien wird in diesen Gegenden besser dadurch vorgesorgt werden, wenn dorthin – und zwar auch südlich des Hauptkammes der Karpathen, Rußland selbst schon während des Friedens seine Besatzungen legt. Es werden so, am besten gleich von allem Anfang an, eventuelle Expeditionen gegen Süden und die Zusammenarbeit der russischen Streitkräfte mit den unsrigen gesichert.
    Zum Schlusse eine Bemerkung – in politischer Hinsicht – über die Benennung unseres Staates. Es verrät nicht Weitblick, wenn man sich einer Bezeichnung bedient, die der Bedeutung der Nation Eintrag tut. Es ist nicht ratsam, unseren Staat im Sinne der deutschen Devise „Teile, und du wirst herrschen“, zu benennen. Fünfzehnhundert Jahre bemühen sich unsere Feinde, dieser Welt darzutun, daß Tschechen und Slowaken nicht identisch sind. Es hat sich bei uns – dank den Bemühungen unserer Feinde – das Gift der Eitelkeit und Eifersucht so festgesetzt, daß sich sogar die „Mährer“ von den Tschechen national glauben absondern zu müssen! Es wäre kleinlich, aber auch gefährlich für die Zukunft, wenn wir die neue Zeit mit – von uns selbst eingeführten – Benennungen einleiten, die öffentlich – sozusagen amtlich – die Berechtigung der deutschen Bestrebungen und Absichten zu erhärten scheinen.
    Belehren wir unsere Slowaken und die ganze Welt, daß zwischen uns kein Unterschied besteht, daß wir alle Tschechen sind vom Böhmerwald bis Uzhorod, daß das alles in Wahrheit ein unteilbares Ganzes ist, die tschechische Volksgemeinde!

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