http://www.german-foreign-policy.com/de/news/article/1073085422.php
Berliner Eintopf
LONDON (Eigener Bericht) Der Präsident der Tschechischen Republik warnt seine
Landsleute und die europäische Öffentlichkeit vor dem Verfassungsentwurf der EU. Das
Dokument sei das Ergebnis einer Politik, die hinter dem Rücken der europäischen
Bevölkerung stattfinde und die Souveränität der europäischen Staaten
auslösche, schreibt Vaclav Klaus. In scharfem Gegensatz zu Klaus plädiert der
tschechische Ministerpräsident für den vorliegenden EU-Verfassungsentwurf, weil alles
andere dem Gewicht Deutschlands nicht entspricht. Laut
Ministerpräsident Vladimir Spidla müsse sich die Tschechische Republik an der Geschichte
des Mittelalters orientieren, als Böhmen zum Reich Karls IV. gehörte.
Wörtlich erklärte der tschechische Sozialdemokrat: Die besten Zeiten haben wir in der Ära von Karl IV. erlebt, als wir in den höchstentwickelten Teil Europas eingebunden waren. Karl IV. lebte im 14. Jahrhundert und war deutscher Kaiser.
Abhängig
Laut Spidla müsse sich Prag auch im 21. Jahrhundert Deutschland anschließen*ML) und Erinnerungen an die jüngere
Geschichte in neuem Lichte sehen. So weist der tschechische Ministerpräsident darauf hin,
daß er anläßlich regelmäßiger Besuche bei seinem Duzfreund, dem deutschen
Bundeskanzler, eine neue Generation von Deutschen entdeckt habe, die
in keiner Weise mehr mit dem Krieg verbunden ist.1)
Wie die offiziöse deutsche Presse feststellt2), ist Spidlas
Nähe zu Berlin weniger durch historische Erkenntnisse als durch aktuelle Wirtschaftsdaten
zu erklären. Die tschechische Wirtschaft sei sehr von der in
Deutschland abhängig; dieser Lage passen sich Spidla und andere an, heißt es
über das tschechische Personal der Berliner Wirtschaftsexpansion.3)
Varianten
Um dem völligen Ausverkauf des Landes an deutsche Unternehmen zu entgehen, setzt eine
andere Fraktion der tschechischen Politik auf Übersprungbündnisse mit den Berliner
Konkurrenten in London und Washington. Prominentestes Mitglied dieser konservativen Gruppe
ist der tschechische Staatspräsident Klaus, der sich nicht scheut, die Politik der
sozialdemokratischen Spidla-Regierung, insbesondere deren germanophiles Außenministerium,
öffentlich zu verurteilen.4) In Anspielung auf Berlin warnt
Klaus vor einer europäischen Vereinheitlichung nach deutscher Art (uniform
European eintopf).
Damit wiederholen sich Konstellationen der 1930er Jahre, als die tschechische Politik
wechselnden Wirtschaftsfraktionen unterstand, die ihre Interessen mal in Berlin, mal in
London aufgehoben sahen. Beide Bündnisvarianten konnten die CSR nicht retten; sie wurde
mit dem Abkommen von München zur endgültigen Plünderung
freigegeben.5)
1) Den Schreibtisch des deutschen Bundeskanzlers Gerhard Schröder ziert
das Foto eines NS-Wehrmachtssoldaten. Es handelt sich um den Vater Schröders, der an dem
deutschen Okkupationsverbrechen in Osteuropa beteiligt war und dort verschollen ist.
2) Die Welt, 20.12.2003
3) s. auch Deutsche Bank
übernimmt tschechische Telefongesellschaft und RWE übernimmt
Gasmonopol in Tschechien und erreicht strategische Schlüsselposition
sowie Wie
im Protektorat
4) Vaclav Klaus: The European Constituion Will Change Our Future. In: The
European Journal, December 2003.
5) Siehe die Rubrik Geschichte:
Wolfgang Schumann, Ludwig Nestler et al. Europa unterm Hakenkreuz, Band 1
Diese Vorstellung ist mir
gänzlich neu. Wer kann sie mir erklären und Beweise anführen oder doch
wenigstens glaubhaft machen, daß die Tschechische Republik oder doch zumindest
einflußreiche Kreise in ihr sich an Deutschland anlehnen wollen, daß sie die
Zusammenarbeit suchen?
Ich erkenne vordergründig immer wieder, daß die Tschechen in der
EU-Diskussion zu keinerlei Zugeständnissen an Deutschland und insbesondere nicht
an die vertriebenen Sudetendeutschen bereit sind, daß sie sich in den
Verlautbarungen ihres Radios Prag damit brüsten, welch günstige finanzielle
Bedingungen sie für den EU-Beitritt sie herausgeschlagen haben, daß die Almosen (drei-
oder vierwöchige Kuren), die sie den besonders hart betroffenen Angehörigen der
deutschen Minderheit zugestehen wollen, selbstverständlich von Deutschland (aus dem
Zukunftsfonts) bezahlt werden sollen. Habe ich etwas versäumt, übersehen,
überhört? Bitte um Nachhilfeunterricht. ML 2004-01-03