Nach den Terroranschlägen
Hitzige Debatte um Ausländer in Dänemark

KOPENHAGEN (dpa) Der seit langem scharfe Ton dänischer Spitzenpolitiker gegen Ausländer ist seit den Terroranschlägen in den USA noch härter geworden. „Jetzt muß Schluß sein mit der schlappen Tour“, erklärte Anders Fogh Rasmussen, Chef der oppositionellen Partei „Venstre“.
Rasmussen ist aussichtsreicher Anwärter auf den Sieg bei der kommenden Parlamentswahl, den er zusammen mit der rechtsaußen angesiedelten Dänischen Volkspartei erreichen will. Deren Fraktionschef Kristian Thulesen Dahl verlangte öffentlich, alle Moslems hätten Dänemark zu verlassen, „und zwar ohne Rückfahrkarte“. Der große öffentliche Aufschrei nach diesen Äußerungen blieb aus. Die sozialdemokratische Innenministerin Jespersen bescheinigte der Opposition sogar, mit ihr bei ungelösten Fragen der Ausländerpolitik „auf einer Wellenlänge“ zu liegen. Jespersen selbst hatte gefordert, kriminelle Asylbewerber auf eine unbewohnte Insel zu deportieren.

Man stelle ich mal vor, solche Äußerungen würden in Deutschland laut! 
Abgesehen davon, daß ein Aufschrei der „linken Gutmenschen“ durch die Republik ginge, halte ich die Ausweisung aller Muselmanen durchaus nicht für ein probates Mittel, dem Terror den Boden zu entziehen.
Der Terror hat seine Wurzeln nicht in der islamischen Religionslehre, sondern im Absolutheitsanspruch jeder Religion. Die Christenheit ist mit ihrer Kreuzzugmentalität oft genug Auslöser, wenn nicht gar Verursacher. Irland ist eins der Paradebeispiele unserer Zeit für die Unfähigkeit der Christlichen Kirchen, ihrem eigenen moralischen Anspruch zu genügen. Andere Paradebeispiele suche man auf dem Balkan, wo die verschiedenen christlichen Konfessionen aufeinanderprallten (und prallen) und die Muslime dazwischen zerrieben wurden. Und werden.
An die Fronleichnamsprozession 1945 in Brünn sei noch erinnert. Wo hat sich der Klerus dem Terror widersetzt?
ML 2001-09-27