Welpet
Schwerste Mißhandlungen im Mai 1945
Berichter: Josef Größl,  Bericht vom 26. 6. 1946
Ich wurde am 28. 5. 45 in Welhenitz, Bezirk Bilin auf dem Hof meines Schwiegervaters verhaftet. Ich wurde gefesselt und geschlagen und mit Auto nach Welpet gebracht. Dort wurde ich, an Händen und Füßen gefesselt, dreimal hintereinander bewußtlos geschlagen und dann in einen Einmannbunker geworfen. Dort waren bereits am 22. 5. elf Männer der Bauernschaft von dem Kommando des Leutnants Anton Cerný erschossen worden. Durch einen Zufall entging ich demselben Schicksal und blieb 14 Tage als Putzer des Leutnants in diesem Lager und sah hier täglich, wie Leute mißhandelt, erschossen oder mit dem Hammer erschlagen wurden. Der Leutnant hat die Erschießungen persönlich vorgenommen. Bei ungefähr 20 Leuten habe ich es selbst gesehen. Ich selbst mußte u. a. dem Leutnant die mit Blut bespritzten Stiefel ablecken.
Nach ungefähr 14 Tagen wurde ich selbst zur Erschießung nach Prag gebracht. Dort wurde festgestellt, daß gegen mich kein Grund zum Erschießen vorlag. Ich wurde in das Lager Rusin gebracht, wo ich wieder Zeuge schwerster Mißhandlungen wurde. Später arbeitete ich auf dem Flugplatz Rusin, wo das Leben erträglich war.

Aus: Dokumente zur Austreibung der Sudetendeutschen, Überlebende kommen zu Wort.
Originalausgabe: Selbstverlag der Arbeitsgemeinschaft zur Wahrung Sudetendeutscher Interessen, 1951
Einleitung und Bearbeitung von Dr. Wilhelm Turnwald