EIN WORT ZUM DENKWÜRDIGEN TAGE: 24. August 2001

Dem Dessau-Wörlitzer-Gartenreich wird die UNESCO-Urkunde für die Aufnahme in das WELTERBE der Menschheit überreicht.

Dies ist ein Tag der Freude ...

Dies ist auch ein Tag der Bitternis!

Wie das Schloß mit dem Säulenportal in die unberührte Natur kam und selbstbewußt vom Beginn eines neuen Zeitalters, dem des Gartens in der unwirschen Natur, kündete, so suchten 200 Jahre später wieder Pioniere eine neue Zeit: die des Lichtes.

Ein neues, anderes Portal mit vier mächtigen „Säulen“ entstand inmitten des Gartenreichs am Eingang eines fleißigen Landes: die einstige „Mutter“ der Kraftwerke in Vockerode, heute ehrfurchts- und ahnungsvoll „Titanic“ genannt. Als plastischer Baukörper mit seinen klaren und ruhigen Formen liegt der majestätische Zweckbau eingebunden in der Landschaft an der Elbe. Weithin sichtbar künden die inzwischen zur Ruhe gekommenen Schlote von einer der interessantesten und vielschichtigsten Regionen Deutschlands. Sie laden ein, das Gartenreich zu besuchen und sich mit der nicht minder reichen Industriekultur des Landes vertraut zu machen.

Die Zeiten, da die Schornsteine auch Ungemach über den Garten und die Natur brachten, sind vorbei. Beide, Schornsteine und Garten, stehen heute für eine Herausforderung an die Gestaltung der Landschaft von morgen: denken Sie an „hängende Gärten“ oder High-Tech-Fabriken, Kunstlandschaften in den Bergbaufolgegebieten ...

... wir stehen abermals vor einem Aufbruch in eine ungeahnte – auch ungewisse Zukunft. Die beiden Bau-Werke, das Schloß von Wörlitz und das Kraftwerk in Vockerode, haben nicht mehr den ursprünglichen Zweck als Residenz oder Lichtmaschine zu erfüllen. Sie sind stumme Zeugen großer und schwieriger Zeiten. Sie haben uns bei der Suche auf dem Weg in die Zukunft vieles zu berichten. Beide stehen heute unter Schutz. Warum soll eines gehen?

Das Kraftwerk Vockerode soll abgerissen werden!
Das darf nicht geschehen!


Seit die Iron Bridge in England, erbaut zu der Zeit des Wörlitzer Schlosses und als Miniature im Park zu bestaunen, auf die Liste des Welterbes kam, gilt Industriekultur offiziell als gleichberechtigter Bestandteil unseres ganzen Erbes. Warum soll in Vockerode ein Part genommen werden?

Ist es nicht auch eine Frage des Anstandes im Umgang mit einem vermeindlichen „Fremdkörper“?

Warum wird erst hinterher begriffen werden, was geschehen ist ...?

Und noch eins: Warum wird die Industriekultur noch immer nicht als ebenbürtiger Teil unserer Kultur und unserer Identität anerkannt? Doch wohl, weil wir noch nicht soweit sind, zu verstehen, daß Kultur unteilbar ist, so verschieden die Ansichten auch sein mögen.

Der Tag der Aufnahme der Gärten und Schlösser um Wörlitz in das Welterbe darf nicht der Tag der Zerstörung des anderen Teils unserer Kultur werden – und schon gar nicht im Namen der Weltorganisation für Kultur und Bildung!

So kann es nur heißen:

ABRISS-ENDE DES KRAFTWERKSDENKMALS IN VOCKERODE!

Treten Sie für die Errichtung einer Stiftung Industriekultur ein, die das Kraftwerksensemble – mit Schornsteinen – übernehmen kann und eine neue Zukunft einleitet, nicht nur für das Bauwerk.

Schreiben Sie an den Ministerpräsidenten
des Landes Sachsen-Anhalt,
Herrn Dr. Höppner,
Domplatz 4,
D-39104 Magdeburg

Initiative Zukunft statt Abriss“.
Telefon 03491-407280,
Fax: 03491-407282.