Meldung von Radio Prag 2001-05-18
Reue über die Abschiebung der Deutschen aus Brno 1945
Der Stadtrat von Brno/Brünn ist am Donnerstag bei einer Abstimmung zu dem Schluß
gekommen, daß die Abschiebung deutscher Mitbürger im Jahre 1945 eine Handlung war, die
zu bereuen ist. Der Stadt Brno so heißt es wörtlich im offiziellen Dokument des
Stadtrates tun alle Mitbürger sehr leid, die in dieser Zeit ungerecht zu leiden
hatten und unter tragischen Umständen Brno verlassen mußten." Diese Erklärung,
zitiert von der heutigen Ausgabe der Tageszeitung Mlada fronta Dnes, bezieht sich nicht
nur auf die Brünner Deutschen, sondern auch auf die Juden und Roma, die die Stadt schon
früher verlassen mußten und in den meisten Fällen in Konzentrationslager verschleppt
wurden.
Frage:
Ist es Reue? Sollte man den tschechischen Text nicht eher mit "Bedauern"
übersetzen?
Bitte um Nachbesserung durch Leute, die es besser beurteilen können!
ML 2001-05-18
Meldung von Radio Prag 2001-05-19
MIP: Brünner Politiker fanden nicht den Mut, sich für Taten der Vorgänger zu
entschuldigen
Nach Meinung der tschechischen Vereinigung "Jugend für interkulturelle Verständigung" (MIP) stellt die Erklärung des Brünner Stadtrats ein Alibi dar. Der Stadrat brachte seine Reue über Leiden aller Brünner Mitbürger zum Ausdruck, die während der Nazi-Okkupation und des Zweiten Weltkriegs ungerecht gelitten haben und Brünn unter tragischen Umständen verlassen mußten. Eben die Vertreter der Vereinigung hatten vor einem Jahre die Stadtvertreter aufgefordert, daß sie sich den deutschen Bewohnern von Brünn entschuldigen sollen, die Ende Mai und Anfang Juni 1945 vertrieben wurden. Dies haben die Ratsherren damals abgelehnt, sie errichteten jedoch eine Expertengruppe, die Unterlagen für weitere Entscheidungen des Stadtrates vorbereiten sollte. Die Vereinigung MIP wirft den Politikern vor, daß sie nicht den Mut gefunden haben, die Taten ihrer Vorgänger zu verurteilen.
Auch hier: "Reue", wo es nach meiner Ansicht nur "Bedauern" heißen soll? ML
Und die am 19. Mai verbreitete dpa-Meldung lautet
(dankenswerterweise übermittelt aus Halle an der Saale):
Vertreibung bedauert
Prag/dpa. Als erste tschechische Stadt hat Brno (Brünn)
offiziell die Vertreibung deutscher Einwohner nach dem zweiten Weltkrieg bedauert. Der Rat
der zweitgrößten Stadt des Landes habe der Erklärung einer zwölfköpfigen Kommission
zugestimmt, die den berüchtigten "Brünner Todesmarsch" Ende
Mai 1945 untersucht hatte, bestätigte eine Behördensprecherin.
"Wir bedauern jene deutschen Mitbürger, die Brno gezwungenermaßen 1945
verlassen mußten", heißt es in dem Dokument.
Vertreter der deutschen Minderheit und der Vertriebenen kritisierten jedoch, das Papier
gehe nicht weit genug.
Die Welt berichtet ähnlich: 19. Mai 2001, Seite 6
(dankenswerterweise aus Bad Ems übermittelt):
TSCHECHIEN
Brünn bedauert Vertreibung seiner deutschen Mitbürger
Mit dem mährischen Brno (Brünn) hat sich erstmals eine
tschechische Stadt offiziell von der Nachkriegsvertreibung der Sudetendeutschen
distanziert. In einem Dokument des Stadtrates heißt es: "Wir bedauern jene deutschen
Mitbürger, die Brünn 1945 gezwungenermaßen verlassen mußten". Dem Rat hatte eine
Untersuchung des "Brünner Todesmarsches" vorgelegen. Bei jener schlimmsten
Aktion der "wilden Vertreibung" waren Ende Mai 1945 rund 27 000 Brünner
Deutsche in Richtung Österreich getrieben worden. Etwa 5 200 kamen dabei ums Leben.
Vertreter der heute in Brünn lebenden kleinen deutschen Minderheit nannten den
Ratsbeschluß "leider nur halbherzig", weil die Vertreibung nur bedauert, nicht
jedoch "verurteilt" worden sei. his