Sudetendeutscher Pressedienst (SdP)
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Wien, 27. März 2003/GE

Republikanische Wehr
Trotz behördlicher Schwierigkeiten – vielleicht auch deshalb – war der 1. Reichsaufmarsch der Republikanischen Wehr eine mächtige und kraftvolle Veranstaltung.

Eröffnung, 4. April 2003, 18.30 Uhr

Ausstellung:
Sudetendeutsche Sozialdemokraten gegen Beneš und Hitler

Ehrenschutz: LAbg. GR Volkmar Harwanegg

Horst Mück
Sudetendeutsches Dokumentationsarchiv Wien

5. April 2003 - 27. April 2003

(Montag bis Freitag von 9 - 12 Uhr, bei SLÖ im 2. Stock melden)
Samstag und Sonntag, 14 - 17 Uhr oder telefonische Vereinbarung 718 59 19

im Haus der Heimat, 1030 Wien, Steingasse 25
Sudetendeutsche Landsmannschaft in Österreich (SLÖ)

Für Selbstbestimmung, Standortbestimmung und gegen die Kommunisten (1918 – 1923)
Edvard Beneš hatte gut vorgearbeitet. Er hatte nämlich bei den Pariser Vorortegesprächen mit falschen Angaben und manipulierten Zahlen jongliert. Das Eingeständnis von Wilson, daß er von 3,5 Millionen Sudetendeutschen nichts wußte, zeigt einmal mehr die Naivität der Amerikaner. Der Keim für eine neue weltweite Auseinandersetzung wurde hier gelegt.
Das am 14.Oktober 1918 feierlich versprochene Selbstbestimmungsrecht galt nicht für die Deutschen!

Es kam zur Bildung der Deutsch-Böhmischen Landesregierung und zur Ausrufung der Provinz Sudetenland.
Am 21. Oktober 1918 trat in Wien der Reichsrat zusammen und verwahrte sich gegen jede Annexion dieser mehrheitlich von Deutschen bewohnten Gebieten, da diese sich zur Republik Deutsch-Österreich bekannten.
Erst am 28. Oktober 1918 kam es zur Ausrufung der Tschechoslowakischen Republik. Die erste Sitzung der tschechischen Nationalversammlung fand erst am 14. November 1918 statt. Die Slowakei sollte ein autonomes Land werden.
Bereits am 3. November 1918 besetzte tschechisches Militär die noch zu Österreich gehörenden Gebiete. Das war eine Verletzung der internationalen Abmachungen. Die österreichische Regierung erhob unter Lammasch dagegen am 11. November 1918 Einspruch. Bereits vorher war Josef Seliger nach Prag geeilt, um dagegen zu protestieren. Dr. Rašin wies ihn aber mit den Worten: „Mit Rebellen verhandeln wir nicht“, scharf zurück.

Einen wesentlichen Anteil an der Besetzung österreichischen Staatsgebietes hatten die sogenannten „Tschechischen Legionäre“. Sie verfügten 1919 über eine Stärke von ca. 100.000 Mann, hauptsächlich Kriegsgefangene und zum kleineren Teil Überläufer und Angehörige der tschechischen Minderheiten aus Amerika und Rußland. Für Beneš und Masaryk war es wichtig, mit einer großen Zahl aufwarten zu können. Die Legionäre waren mit ihren Organisationen, dazu gehörten eine eigene Bank und ein eigenes Pressewesen, eine politische Macht im neuen Staat und mit 4 Mandaten im Parlament vertreten.

 Kommen wir nun zur sudetendeutschen Sozialdemokratie.
Wir finden 38 Sozialdemokraten in der ersten Sitzung der Provisorischen Nationalversammlung in Wien vom 21. Oktober 1918. Von diesen waren 19, also die Hälfte, aus dem Sudetenland. Kein geringerer als der Wiener Schulpädagoge Otto Glöckl hatte bei der letzten Reichsratswahl sein Mandat im Wahlkreis 89, St. Joachimsthal im Erzgebirge, erobert. Neben Glöckl finden wir Renner, Hanusch, Widholz, David, Ellenbogen, oder den damaligen Redakteur der Arbeiter Zeitung (AZ), Karl Leuthner.
Am 4. März 1919 sollte in Wien die Nationalversammlung zusammentreten. Dabei durften die Abgeordneten aus Deutschböhmen und dem Sudetenland, wie diese Gebiete seit der Gründung der Republik Deutsch-Österreich hießen, zum ersten Mal nicht teilnehmen. In dieser Situation rief der zum Führer der deutschen Arbeiterschaft aufgestiegene Stellvertretende Landeshauptmann Josef Seliger zum Generalstreik und zu Kundgebungen für das Selbstbestimmungsrecht auf. Diesen Kundgebungen schloß sich die zwar kleine, aber aktive Deutsche Nationalsozialistische Partei an. In vielen Städten nahmen auch die bürgerlichen Parteien an dieser sozialistischen Initiative teil.
Die Anwort der Tschechen auf diese friedlichen Kundgebungen war fürchterlich. Dieser 4. März 1919 mit seinen Toten hatte aber auch noch eine andere, eine politische Auswirkung. Sie zerriß nämlich die Bindung zu Wien und zu Österreich. Die politischen Parteien des Sudetenlandes waren nun gezwungen, sich nach Prag zu orientieren. Die Sozialdemokratie verlegte ihr Schwergewicht zunächst nach Teplitz-Schönau, Brünn und Troppau, der organisatorische Schwerpunkt war in Deutschböhmen. Auf dem Gründungsparteitag vom 30. August 1919 wurde die „Deutsche Sozialdemokratische Partei“ aus der Taufe gehoben – der Abschied von Wien war ein schmerzlicher Akt. Zum ersten Vorsitzenden wurde Josef Seliger gewählt.

Bei den ersten Wahlen im April 1920 errangen die sudetendeutschen Sozialdemokraten einen großartigen Erfolg. Sie erhielten 44 % aller deutschen Stimmen und damit 31 von den 72 deutschen Mandaten.
In ihrer ganzen Geschichte mußte die sudetendeutsche Sozialdemokratie einen Zweifrontenkampf führen, nämlich zunächst für die soziale Gerechtigkeit und dann für den nationalen Ausgleich. Hinzu kam der Kampf gegen die Radikalisierung des linken Flügels in der eigenen Partei. Während am Gründungsparteitag ein einzelner Delegierter kommunistische Auffassungen vertrat, brach nun der Sturm los, der vor allem aus der Reichenberger Ecke, wie es Ernst Paul treffend feststellte, kam. In Reichenberg bildete sich „Die Linke“ auch als Organisation, erfaßte den ganzen Bezirk und breitete sich vom Erzgebirge bis zum Böhmerwald aus.

Am Karlsbader Parteitag im Oktober 1920 konnte Josef Seliger die Einheit noch erhalten. Er bezahlte dies jedoch mit seinem Leben. Er starb am 18. Oktober in Teplitz-Schönau. Ein halbes Jahr später erfolgte dennoch die Spaltung, wobei es jedoch nicht nur die Spaltung allein war, die zur Lähmung der Partei führte. Die tschechische Regierung, der auch die tschechischen Agrarier, Benešs Nationalisten und die Sozialdemokraten angehörten, betrieb eine verhängnisvolle, einseitige Nationalitätenpolitik. Alles, was an Ungerechtigkeiten gegenüber den Deutschen geschah, erfolgte mit Wissen und Zustimmung der tschechischen Sozialisten. In der öffentlichen Meinung wurden auch die sudetendeutschen Sozialdemokraten durch diese verfehlte Nationalitätenpolitik belastet. Daß die sudetendeutschen Sozialdemokraten diese Republik sowohl am Internationalen Kongreß in Hamburg 1923, als auch später in Marseille als „Staat der Gewaltherrschaft“ bezeichneten und dabei die Rolle der tschechischen Genossen heftig kritisiert hatten, drang kaum in das Bewußtsein der breiten Masse der Sudetendeutschen vor.

Für Arbeit und Brot
Der frühe Tod Josef Seligers war für die Volksgruppe und die Sozialdemokratie im besonderen ein schwerer Schlag. Am 3. Parteitag vom Dezember 1920 wurde der Brünner Rechtsanwalt Dr. Ludwig Czech zum neuen Vorsitzenden gewählt, wobei aber dieser mährische Funktionär niemals die Beliebtheit Seligers, vor allem nicht in Böhmen, erreichen konnte. Der nächste personelle Verlust kam 1924, als der bedeutende Organisator der Partei, Karl Czermak, starb. Czermak war von Seliger nach Teplitz berufen worden und arbeitete auch als Pressechef in der Deutsch-Böhmischen Landesregierung.

Nun wurde die gegen die Sudetendeutschen gerichtete Politik immer spürbarer. Im Herbst 1924 entließ Minister Striberny siebentausend deutsche Eisenbahner, vor allem im deutschen Gebiet, die durch Tschechen ersetzt wurden. Die Entlassungen wurde dann bei der Post, Polizei und beim Zoll weiter fortgesetzt. Hinzu kam gleichzeitig die massenhafte Schließung deutscher Schulklassen – allein im Bezirk Teplitz wurden 25 Klassen geschlossen. Damit hatten die Deutschen seit 1918 viertausend Schulklassen verloren. All das konnte nicht ohne Folgen bleiben! Die Wahl von 1925 war für die Sozialdemokratie verheerend: sie fiel von den knapp 700.000 Stimmen, die sie 1920 erobern konnte, auf 400.000 zurück. Von den 31 sozialdemokratischen Mandaten gingen 14 verloren. In Prozent-Punkten gerechnet, war es noch schlimmer: der Anteil sank von 44 % auf 22 % der deutschen Wählerschaft. Den tschechischen Sozialdemokraten erging es ähnlich, sie verloren nämlich 1 ½ Millionen Stimmen und 29 Mandate. Bei diesen Wahlen waren die Kommunisten zum ersten Mal angetreten und traten als internationale Partei auf, bei der Tschechen, Deutsche, Slowaken, Ungarn und Polen kandidierten. Die KPC war die stärkste Partei in Europa (nach Rußland) geworden.

Beim Parteitag vom Oktober 1925 in Aussig standen hauptsächlich wirtschaftliche und soziale Probleme auf der Tagesordnung. Personell wurde Siegfried Taub Nachfolger Czermaks als Zentralsekretär und der erst 23-jährige Wilhelm Kiesewetter Landesvertrauensmann für Böhmen. Als „politisch-taktische Gründe“ bezeichnete man den Beschluß, Dr. Czech in die Regierung zu entsenden, wo bereits Dr. Franz Spina vom „Bund der Landwirte“ und Robert Mayr-Harting von den   „Christlich-Sozialen“ als Minister tätig waren. Die nationalen Parteien blieben in der Opposition. Der Eintritt in die Regierung, wo keiner der drei sudetendeutschen Minister wirklich etwas für die Bevölkerung bewirken konnte, diente den Tschechen lediglich als Feigenblatt im Ausland. Die Haupttätigkeit der sudetendeutschen Minister und Parlamentarier bestand darin, für die Deutschen um einen Posten eines Briefträgers oder Hausmeisters zu kämpfen. Die drei Regierungsparteien erreichten jedoch nichts, sie konnten allenfalls nur Schlimmeres verhindern.

Im Januar 1928 kam es in Prag-Smichov zum letzten Versuch, die Gegensätze zwischen deutschen und tschechischen Sozialdemokraten zu überwinden. Die Verhandlungen blieben aber ohne Erfolg. Es kam zu keiner Fusion, ja nicht einmal zu einer politischen Zusammenarbeit auf diesem Smichover Einigungsparteitag – beides sollte sich später als schwerer Fehler herausstellen. Die nächste Katastrophe kam mit der Weltwirtschaftskrise von 1930, die mit ungeheurer Wucht hereinbrach und die Exportindustrie, das heißt, vor allem die sudetendeutsche Wirtschaft, traf. Zur Unterdrückung kam jetzt die Arbeitslosigkeit hinzu. Von den rund 800.000 Arbeitslosen der CSR waren ca. 500.000 Sudetendeutsche bei 3 1/4 Millionen, während der kleinere Teil der Arbeitslosen auf die 9 Millionen Tschechen und Slowaken fiel. Es gab Gebiete wie das Erzgebirge, das man als Hungergebiet ansprechen konnte. Dazu kam noch, daß von den 305.000 Selbständigen, die von 1921–1930 die Wirtschaft mitbestimmten, 185.000 ins Proletariat hinabgestoßen wurden.

Die Tschechische Regierung gab ab 1935 große Summen für die Rüstung und den Bau von umfangreichen Befestigungsanlagen im Gebiet zur deutschen Grenze aus. Die Schwerindustrie lag jedoch im tschechischen Teil der Republik (Pilsen, Kladno), und die wenigen deutschen Firmen, die einen Rüstungsauftrag erhielten, mußten dem „Machnik-Erlaß“ zufolge tschechische Arbeiter aufnehmen und deutsche entlassen, um diese zu beschäftigen.

Dies alles muß man wissen, um die gewaltigen sozialen und geistigen Voraussetzungen des Umbruchs, der sich zu Beginn der dreißiger Jahre vollzog, und von dem auch die sozialdemokratische Partei nicht verschont blieb, zu verstehen. Es wäre falsch, in jenen Sozialisten, die zu Zehntausenden 1918/19 zur Sozialistischen Partei kamen und ihr nun den Rücken kehrten, Konjunkturritter und Mitläufer zu sehen. Was sich am schlimmsten auswirkte, war der Unwille und die Unfähigkeit der tschechischen Staatsführung, der Not des deutschen Grenzvolkes durch geeignete Maßnahmen entgegenzutreten, sowie die wachsende Überzeugung, daß die Tschechen den Untergang der Sudetendeutschen absichtlich herbeiführen wollten.

Der Weg nach München und ins Exil.
Bei der Machtergreifung Hitlers in Deutschland gab es fast eine Million Arbeitslose in der Tschechoslowakei. Auf 100 tschechische kamen 425 deutsche Arbeitslose. Die Wahlen im Jahre 1935 kamen natürlich Konrad Henlein und der Sudetendeutschen Partei (SdP) zugute. Die Niederlage führte bei den Sozialdemokraten zu Niedergeschlagenheit und hatte innerparteiliche Auseinandersetzungen zur Folge.

Hilfe für österreichische und deutsche Emigranten.
Nach den Februar-Kämpfen von 1934 in Österreich gab es wieder aktive Hilfe seitens der sudetendeutschen Sozialdemokratie. Ernst Paul, (Vorsitzender der Republikanischen Wehr) brachte Otto Bauer und Josef Pleyl nach deren Flucht aus dem umzingelten Ahornhof in Wien nach Preßburg in Sicherheit. Neben Solidaritätskundgebungen fuhren hunderte Männer der Republikanischen Wehr an die Grenze, um als Sanitäter den geflüchteten Schutzbündlern zu helfen. Später werden rund 50.000.- Kronen monatlich für deutsche und österreichische Flüchtlinge aufgebracht. 1555 Personen erhielten zwischen 100 und 150 tschechische Kronen als monatliches Handgeld. Nach Angaben von Hasenörl hatte die sudetendeutsche Sozialdemokratie zwischen 1933 bis 1938 ca. 3 Millionen Kronen für Hilfsleistungen aufgebracht.

In Brünn entsteht das Auslandsbüro der österreichischen Sozialdemokraten (Alös)
Das geschah nicht zur Freude der tschechischen Faschisten und Nationalisten Gajda, Striberny, Kramarsch und dem rechten Flügel der Agrarier unter Beran, die gegen die Emigranten hetzten. Am 1.03.1937 wurde Otto Bauer in die Polizeidirektion zitiert und mußte ein Protokoll unterfertigen und dabei folgenden Wortlaut zur Kenntnis nehmen: „Herr Dr.Otto Bauer als führende Persönlichkeit der österreichischen sozial-demokratischen Emigration in Brünn wird aufmerksam gemacht, daß, falls nur noch einmal festgestellt werden sollte, daß die Arbeiter-Zeitung oder irgend eine andere von der Österreichischen sozial-demokratischen Emigration herausgegebene Zeitschrift nach Österreich versandt wird, die ganze österreichische Emigration in der ganzen Republik zerschlagen (wörtlich zerworfen) wird.“
Ab 31. März 1937 führt die Nr. 7 des IV. Jahrganges deshalb Paris als Erscheinungsort an. Dennoch wurde in der Tschechoslowakei ein weites Verbot erlassen. Das Zentralorgan der Sudetendeutschen Sozialdemokratie schrieb am 16. November 1937: „Schon die Tatsache, daß die Arbeiter-Zeitung nach Paris gehen mußte, weil sie hierzulande ständig konfisziert wurde, war eine überflüssige Schikanierung dieses Blattes...“

Insgesamt 22 Ausgaben der AZ mit einer Gesamtauflage von 752.898 Stück und eine Reihe anderer Druckerzeugnisse wie Flugzettel oder ca. 1.748.000 Aufkleber und Streuzettel wurden in Brünn gedruckt und meist von Sudetendeutschen illegal über die Grenze nach Österreich gebracht. Dies wurde nun von der „demokratischen“ tschechischen Republik unterbunden.

Weder der Sieg des Nationalsozialismus in Deutschland oder jener des Faschismus in Österreich, noch der Aufstieg der Henleinbewegung (herbeigeführt durch die tschechische Unterdrückung) im eigenen Land konnte die Sudetendeutsche Sozialdemokratie erschüttern. Noch kurz vor dem Anschluß fanden in fünf Städten Demonstrationen statt, an denen sich 100.000 Menschen beteiligten. In dieser Situation wurde der letzte Parteitag für den 18. bis 21. März 1938 einberufen. Dieser fand nicht, wie geplant, in Reichenberg, sondern in Prag statt. Ludwig Czech trat zurück und Wenzel Jaksch übernahm die Führung der Partei. Wenige Wochen nach dem Anschluß Österreichs verließen auch die deutschen bürgerlichen Parteien die Regierung.
Am 21. September 1938 akzeptierte die tschechische Regierung die anglo-französische Note über die Abtretung des Sudetenlandes. Im Abkommen von München unterzeichneten Chamberlain, Daladier, Hitler und Mussolini lediglich die Durchführungsbestimmungen der bereits auf diplomatischem Weg erfolgten Einigung.
Der legale Weg der sudetendeutschen Sozialdemokratischen Partei in der Heimat war damit zu Ende. Doch es sollte noch schlimmer kommen. Nach dem Anschluß Österreichs und des Sudetenlandes wurden die meisten der 30.000 nach Inner-Böhmen Geflüchteten, bis auf die wenigen, denen die Flucht ins westliche Ausland gelang, erbarmungslos abgeschoben und der Gestapo ausgeliefert. Es wurde die Republikanische Wehr, die immer noch kämpfen wollte, entwaffnet und in Arbeitslager gesteckt. Nicht wenige kamen nach der Errichtung des Protektorats ins KZ. Manche, die über Nacht zu deutschen Staatsbürgern geworden waren, dachten, sie könnten sich durch Option retten. Dieser Glaube war ein Irrtum, denn die Ansuchen um die tschechische Staatsbürgerschaft blieben unbeantwortet liegen und wurden später den deutschen Behörden übergeben – die Antragsteller hatten es zu büßen! Über 20.000 wurden nach dem Anschluß des Sudetenlandes zwischen 1938 und 1939 verhaftet, über 8000 blieben jahrelang in Haft und Tausende starben durch das Henkerbeil im KZ, durch Selbstmord oder im Exil.

Horst Mück