Sudetendeutscher Pressedienst (SdP)
Redaktion, Herausgeber, Medieninhaber:
Sudetendeutsche Landsmannschaft in Österreich (SLÖ)
Bundespressereferat: A-1030 Wien, Steingasse 25
Telefon: 01/ 718 59 19, Fax: 01/ 718 59 23
E-Mail: sudetenpress@chello.at

Wien, 29. Mai 2001

Brünner Stadtrat bedauert Todesmarsch der Brünner-Deutschen

Verurteilung der Vertreibung fehlt

Der Stadtrat der südmährischen Stadt Brünn / Brno hat offiziell sein Bedauern über die Vertreibung der deutschen Bürger nach dem Zweiten Weltkrieg ausgesprochen.

Die Vertreterin des deutschen Kulturvereines in Brünn, Dora Müller, bedauerte, daß das Dokument das Leid, nicht aber die Verurteilung der brutalen Vertreibung beinhaltet.

Dazu erläutert der Bundesobmann der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Österreich (SLÖ), Gerhard Zeihsel, wie es zu dem schrecklichen Todesmarsch kam:

Am Fronleichnamstag, dem 31. Mai 1945, wurde die deutsche Bevölkerung, Männer, Frauen und Kinder jeden Alters von tschechischen Soldateska binnen weniger Stunden aus den Wohnungen geholt, zu Sammelplätzen getrieben und unmittelbar danach zu Fuß in Richtung der österreichischen Grenze weitergetrieben. Wer vor Schwäche zurückblieb, wurde mit Gewehrkolben zum Weitergehen traktiert, wer zusammenbrach, wurde kurzerhand erschlagen.

In Pohrlitz wurde wegen der hereingebrochenen Nacht gelagert. Es gab weder Essen noch Wasser. Versuche, mildtätiger Zivilisten, Essen oder Wasser zu spenden, wurden mit brachialer Gewalt verhindert. Am nächsten Tag überschritten einige tausend Vertriebene die österreichische Grenze, die daraufhin von österreichischer Seite geschlossen wurde. Die Brünner mußten wieder zurück nach Pohrlitz, wo viele an Ruhr und Typhus starben. Pfarrer Dr. Hesse gelang es, daß die Grenze nach ca. einer Woche wieder geöffnet wurde.

Erst in den letzten Jahren wurde dort ein Massengrab mit 890 Toten entdeckt und mit einem Holzkreuz versehen. Der Elendszug zog nach Wien. Weitere Massengräber in den Friedhöfen entlang der B7 nahmen die unterwegs gestorbenen Opfer, meist Alte und Kinder, auf.

Die Massengräber wurden zwischen 1975 und 1980 als Kriegsgräber vom Schwarzen Kreuz in die Betreuung übernommen. Die BRUNA, die Landsmannschaft der vertriebenen Brünner, hatte schon anfangs der 60er Jahre an allen Stationen dieses Passionsweges Gedenksteine gesetzt.

Am 31. Mai legen Mitglieder der BRUNA-Wien unter der Führung ihres Obmannes Ing. Peter Wenisch Kränze an den meist entlang der B7 - Brünnerstraße liegenden Massengräbern nieder. Mit einem "Vater unser" und dem Entzünden einer Kerze wird in den Friedhöfen von Stammersdorf, Wolkersdorf, Bad Pirawarth, Wilfersdorf, Erdberg, Wetzelsdorf, Poysdorf, Herrnbaumgarten, Steinabrunn, Mistelbach, Drasenhofen und Purkersdorf an den Massengräbern der tausenden Opfer des Brünner Todesmarsches gedacht.

Hierzu auch die Meldung von Radio Prag 2001-05-29!  ML 2001-05-29