Berichter: K. S. Bericht vom 12. 2. 1951
Bei der Besetzung von Olmütz wurden hunderte Deutsche jeden Alters und
Geschlechtes in die Kellerräume der Kasernen eingesperrt, wo sie dicht zusammengepfercht,
sich nicht rühren konnten. Drei und mehr Tage lang steckten sie drin, ohne einen Tropfen
Wasser oder ein Stückchen Brot zu erhalten. Infolge der schlechten Luft und Unrat und
Schmutz (niemand durfte heraus) gab es einige Todesfälle. I. G. war gleichfalls in den
Kellern eingesperrt. Er sagte mir, daß er positiv weiß, daß über hundert oder gar
einige hundert Deutsche in die unterirdischen Gänge im Michaeler Ausfall getrieben und
dort lebend eingemauert wurden und elend umkamen.
I. G. war auch etliche Monate im Hodoleiner Lager auf der Baracke 7, wo er die fast
täglichen Prügeleien, denen alle unterworfen waren, mitmachen mußte. Er selbst wurde
dabei so schwer verletzt, daß er geronnenes Blut ausschied und nur wie durch ein Wunder
am Leben blieb. Karl Prachtl wurden bei den Prügeleien einige Rippen gebrochen.
Berichter: Dr. Hein Bericht vom 5. 7. 1946 (Olmütz)
Ich wurde am 28. 5. 1945 in Olmütz von Revolutionsgardisten verhaftet,
unter schweren Kolbenschlägen ins Lager gebracht und mit Fußtritten in den Bunker
geworfen, wo ich bis 21. 6. vorigen Jahres auf der feuchten Erde, ohne Decke, bei
geringster Verpflegung bleiben mußte. Täglich wurde ich früh und abends von ungefähr
acht Tschechen mit Knüppeln, Stahlruten usw. verprügelt. Im Bunker war ich mit einigen
anderen Deutschen eingesperrt, von denen drei elend zu Grunde gehen mußten, ohne daß
sich jemand um sie gekümmert hätte. Jede zweite oder dritte Nacht wurde ich mehrmals
herausgeholt, in eine Baracke geführt und dort furchtbar mißhandelt. Von diesen
Mißhandlungen habe ich eine Reihe von dauernden Körperschäden erlitten. Am rechten Ohr
bin ich taub, über den rechten Fuß habe ich nicht die völlige Gewalt, ich bin
nierenleidend, habe ständige Schmerzen im Rücken und kann mich nur schwer aufrichten.
Ich habe täglich Kopfschmerzen und zeitweise ein Zittern in den Händen.
Aus: Dokumente zur Austreibung der Sudetendeutschen, Überlebende
kommen zu Wort.
Originalausgabe: Selbstverlag der Arbeitsgemeinschaft zur Wahrung Sudetendeutscher
Interessen, 1951
Einleitung und Bearbeitung von Dr. Wilhelm Turnwald