Eckartbote 11a 2000

Sehr geehrte Freunde und Förderer der Österreichischen Landsmannschaft!
Auch Ihre Hilfe ist wichtig!

Am 12. Mai 2000 feierte die Österreichische Landsmannschaft einen beachtlichen Jahrestag. Der Vorgängerverein, der Deutsche Schulverein, wurde vor 120 Jahren auf Anregung eines Südtiroler Pfarrers gegründet, dem der schwindende Gebrauch der deutschen Sprache in den Grenzgebieten der Monarchie aufgefallen war und der Regierungsbeauftragte und Politiker aller Parteien in Wien von der Notwendigkeit überzeugen konnte, zum Erhalt der angestammten deutschen Sprache und Kultur tätig zu werden. Darauf und auf die rasche Entwicklung des Vereins über den ganzen deutschen Sprachraum hinweg konnte ich bei unserem traditionellen Schulvereinstag im Mai dieses Jahres hinweisen.

Ich konnte aber auch darlegen, welche Höhen und Tiefen es seit 1880 gegeben hatte und wie trotz aller politischen und staatlichen Veränderungen bei unseren Freunden, Gönnern und Mitgliedern das Bestreben blieb, sich für die Erhaltung der deutschen Kultur und Sprache einzusetzen. Der nach der 15-jähriger Zwangspause 1953 erneut gegründete Verein – nun Österreichische Landsmannschaft – sah seine erste Aufgabe wieder in Südtirol beim Kampf um Gleichberechtigung der deutschen Kultur innerhalb des italienischen Staates, bei der Erstversorgung von Bergbauern nach erlittener Not (z. B. beim Dammbruch im Martelltal), beim Aufbau von Kindergärten, Schulen, Traditionsverbänden und dem volksbewußten Leben im allgemeinen.

Kaum waren in den 60er Jahren in Südtirol diese Sorgen teilweise behoben, tat sich in Siebenbürgen bei den Sachsen, Schwaben und den altösterreichischen Landlern unter Ceausescu ein neues Notstandsgebiet auf.

Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs in Ungarn war es neben den materiellen Bedürfnissen vor allem der Hunger nach „geistiger Nahrung" aus den Mutterlanden, der seinen Höhepunkt mit der Gründung von mehr als einem Dutzend ungarndeutscher Schulvereine und der offiziellen Anerkennung der Ungarndeutschen auch von Staats wegen fand.

Das waren die Höhepunkte. Dazwischen liegen Tausende von Ansuchen kleineren Ausmaßes – Bereitstellung von Deutschlehrern, bzw. Ausbildung ortsansässiger Kräfte, Ausbau von Heimatstuben und Volkskundemuseen, Ausstattung von Schulen und Vereinsheimen, Abhaltung von traditionellen Festen zur Stärkung des Heimatbewußtseins, Stipendien für Begabte im westlichen Ausland mit der Auflage, nach Beendigung des Studiums in der Heimat tätig zu werden, sowie viele kleinere Anfragen im täglichen Ablauf.

Warum ich das alles anführe, obwohl die meisten unserer Förderer es ohnehin wissen? Weil auch die „kleinen Brötchen" Geld kosten und wir den steten Fluß von uns in die Betreuungsgebiete nicht abreißen lassen wollen. Man wartet auf uns, man vertraut uns, man ist in vielen Fällen auf uns angewiesen.

Wir sind, wie es der Deutsche Schulverein vor über 100 Jahren war, in unseren Betreuungsgebieten hoch angesehen, auch wenn es hier in der Heimat oft anders ist, wo man uns argwöhnisch Hindernisse in den Weg legt – mit allen Mitteln (Verbot, die OLM bei einer Jubiläumsveranstaltung in unserem Wiener Stammbezirk vorzustellen; Zwang zu einem sehr teuren gerichtlichen Vergleich im Zusammenhang mit einer Aussage zur umstrittenen „Wehrmachtsausstellung"; Nichtbeachtung bei der Verteilung von Pressefördermitteln; usw. usw.)

Gerade deshalb ist unsere treue Gemeinschaft gefragt, ist aufgerufen zu helfen. Mit Sensationen können wir nicht immer aufwarten – seien wir eigentlich froh, daß die Zeit der ärgsten Not für viele, nicht alle, vorbei ist. Die von mir angesprochene „geistige Not" ist da und bedarf gerade im Zeitalter der Globalisierung, der Gleichmacherei, der bewußten Ausgrenzung des Eigenständigen bis hin zur Vernichtung wertvollen Kulturgutes großer Bemühungen.

Als Obfrau der Osterreichischen Landsmannschaft ersuche ich Sie daher im Namen meiner Mitarbeiter, aller unermüdlich Tätigen und in erster Linie der Begünstigten, uns auch heuer wieder nicht im Stich zu lassen, damit wir unsere Aufgabe, die zu unserer Pflicht geworden ist, in vollem Umfang erfüllen können.

Gertraud Schuller, Obfrau der Österreichischen Landsmannschaft

 

Arbeitskreis Schulvereine - Ungarndeutsche
Unsere Fördermaßnahmen in Ungarn kreisen hauptsächlich um den Bund Ungarndeutscher Schulvereine (BUSch). Die österreichische Landsmannschaft trägt seit sechs Jahren bei, daß die pädagogische Vierteljahresschrift BUSchTrommel erscheinen kann. Sie ist inzwischen ein vielbeachtetes und für den Bund unverzichtbares Vereinsorgan geworden. Allerdings ist ihre Existenz in hohem Maße von der ÖLM-Finanzhilfe abhängig.

Dies gilt übrigens in gleicher Weise auch für die BUSch-Akademie. Vor kurzem begann bereits der 3. Lehrgang für Lehrer der ungarndeutschen Volksgruppe am Germanistischen Institut der ELTE-Universität Budapest. Inzwischen nahmen bzw. nehmen an die 70 ungarndeutsche Lehrkräfte an dieser postgradualen, viersemestrigen Zusatzausbildung für besondere Bereiche der deutschen Sprache und Kultur teil, die wegen der hohen Studiengebühren (etwa 2 Lehrergehälter pro Semester!!) ohne bedeutende Zuschüsse kaum angenommen werden könnte. Die BUSch-Akademie sorgte daneben auch für die volkskundliche Lehrerfortbildung. Dieses Angebot im westungarischen Waschludt/Varoslöd wird alljährlich von rund 30 Pädagogen genutzt.

Seit Oktober 2000 hat der BUSch endlich „sein Zuhause" im „Deutschen Haus" in Budapest (VI. Bez., Lendvay-Str. 22) gefunden. Er hat dort neben den anderen bedeutenden ungarndeutschen Einrichtungen in einem prächtigen Gebäude einen entsprechenden Arbeitsraum bezogen. Doch müssen jetzt für Miete und Betriebskosten zusätzliche Geldmittel aufgebracht werden.

Nachdem sich die Osterreichische Landsmannschaft bisher hauptsächlich der Lehrerschaft angenommen hat, wird sie hinkünftig verstärkt die Bedürfnisse der Kindergärtnerinnen beachten – hier wird der zweite Grundstein nach den Eltern für die deutsche Sprache der Jugend gelegt. Diese Gruppe erwartet mit immer größerem Nachdruck ebenfalls Unterstützung und Hilfe. Wir haben für diesen Bereich und auch gelegentlich für darum ersuchende Selbstverwaltungen (Gemeinden) einiges getan, doch bei weitem nicht genug. Infolge des muttersprachlichen Ausfalls einer ganzen Elterngeneration kommt den Kindergärtnerinnen ein entscheidender Anteil am Fortbestand der deutschsprachigen Volksgruppen in Ungarn zu. Es ist allerhöchste Zeit, diesen „Basispädagoginnen" bei ihrer äußerst schwierigen Arbeit jede mögliche Hilfe zu bieten. In nächster Zeit muß daher die BUSch-Arbeit und somit auch jene der Österreichischen Landsmannschaft als BUSch-Mitglied den Schwerpunkt Kindergarten haben. Wir beginnen bereits heuer am 27. November im Rahmen der BUSch-Akademie mit einem eigenen Bildungslehrgang für Kindergärtnerinnen. Es ist damit zu rechnen, daß die geplanten ebenfalls mehrteiligen Angebote großen Anklang finden werden, aber auch, daß damit wieder eine große finanzielle Bela-stung auf die ÖLM zukommt.

Helfen Sie bitte wiederum nach Kräften mit, daß wir dieser neuen Anforderung entsprechen können.

OSR Helmut Loicht, ÖLM-Obmann-Stellvertreter

Weitere Ziele für die Arbeit im Jahr 2001 sind:
• in Siebenbürgen die Fertigstellung der Evangelischen Akademie in Hermannstadt/Sibiu sowie das Weiterlaufen der Hilfe zur Selbsthilfe (Kleinbetriebe vor allem im Lebensmittelbereich), Förderung des deutschen Schulwesens und Kulturlebens, Unterstützung der Pfarrer in ihren nunmehr zahlreichen Kirchsprengel, Altenhilfe wie Altenheime, Kleinambulanzen, Essen auf Rädern u.ä.,

• in Preßburg (Slowakei) der dringend benötigte karpatendeutsche Kindergarten,

• die Förderung des Kulturlebens bei den altsteirischen Berglanddeutschen im rumänischen Banater Bergland (rund um Reschitz) und im Dorf Tirol in der Banater Ebene sowie

• die Unterstützung deutscher Volksgruppen in Böhmen, Mähren und Sudetenschlesien, in der Untersteiermark (Slowenien), im Kanaltal und anderen oberitalienischen Sprachinseln, in Südtirol, in der Karpato-Ukraine, in Ostpreußen und Albanien usw.

Bitte denken Sie, wenn Sie spenden, daran, daß tausende uns nahestehende Menschen auf unsere gemeinsame Hilfe angewiesen sind. Sie sind mit ihrer deutschen Muttersprache und ihrer engen Beziehung zu Osterreich und seiner Kultur gute Botschafter für Österreich in unseren Nachbarstaaten. Wir danken auch in deren Namen.

Unsere Förderer bedenken wird mit einem Band aus unserer Eckartschriftenreihe. Diese populärwissenschaftliche, fachlich fundierte Reihe erscheint vierteljährlich; jedes Buch hat meist 100 Seiten und kostet rund öS 95,–.

Mit den Einnahmen aus diesem Zeitschriftenverkauf kann ein Teil unserer Hilfsprojekte abgewickelt werden. Die Bände werden einzeln oder im praktischen, unverbindlichen Dauerbezug zugeschickt (Versand mit Erlagschein). Sie eignen sich bestens als kleine Geschenke für jederzeit!

Bitte schicken Sie Ihre Spende an die Österreichische Landsmannschaft e.V., A-1080 Wien
Österreische PostSparKasse 2345.330 (BLZ: 60.000), Postbank Berlin 332 00 l 101 (BLZ 100 100 10),
Raika Südtirol 20842/6 (BLZ 3493-4)

Impressum:
Eckartbote 11a 2000; Erscheinungsort Wien. Verlagspostamt 1080 Wien. P.b.b. DVR: 0694703. ZNr. WOGZ 144U
Medieninhaber, Herausgeber und Verleger: Österreichische Landsmannschaft; alle A-1080 Wien. Fuhrmannsgasse 18A; Ruf: 0043-1-408 22 73, Fernbild: 0043-1-40 22 882