Presseaussendung: Wien, 28.Oktober 2003
Mahnmal zur Vertreibung der Donauschwaben in Kroatien eingeweiht
Kroatien anerkennt das historische Unrecht an der deutschen Volksgruppe
Eine besonders große Schande ist es, daß tausende Menschen hier gestorben
sind und zehntausende andere zum Opfer der kommunistische Diktatur geworden sind. Niemand
kam dafür vor Gericht,und die Gerechtigkeit hat sie nicht erreicht. Diese schreckliche
Schande ist einer der dunkelsten Punkte dieser Stadt. Das war nicht der Wunsch der
Einwohner von Valpovo, und aus der Geschichte der alten Menschen von Valpovo und auch von
Lagerinsassen erfahren wir, daß Menschen aus Valpovo in diesen schrecklichen Zeiten den
Menschen geholfen haben, wo immer es ging. Valpovo ist für dieses Lager nicht
verantwortlich, aber ich möchte Ihnen im Namen der Stadt meine Trauer und mein Mitgefühl
ausdrücken. Mit diesen Worten des tiefen Bedauerns ehrte der Bürgermeister von Valpovo/Walpach,
Tomislav Ivic, die donauschwäbischen Opfer des Vernichtungslagers in Valpovo/Walpach,
für deren Andenken am 4. Oktober 2003 am Friedhof von Valpovo/Walpach ein Mahnmal
eingeweiht wurde. Die feierliche Einweihung wurde unter Teilnahme von Zeitungen und
Fernsehanstalten (Kroatischer und Österreichischer Rundfunk) vom Bischof von Djakovo und
Syrmien, Msgr. Marin Srakic vorgenommen. Ihm zur Seite stand der Pfarrer von
Valpovo/Walpach, Hochwürden Josip Matanovic.
In Vertretung des kroatischen Parlamentspräsidenten war der kroatische Abgeordnete
Stjepan ivkovic zur Einweihung gekommen, der als politischer Repräsentant der
Republik Kroatien mit dem Abgeordneten Zlatko Tomic zu Ehren der donauschschwäbischen
Opfer von Valpovo/Walpach einen Kranz niederlegte. ivkovic verurteilte in seiner
Ansprache die Verbrechen des damaligen Tito-Regimes gegen die Donauschwaben und erklärte,
daß die Republik Kroatien mit diesem Mahnmal einen Beitrag zur Versöhnung und zur
Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit setzten möchte, indem er zur Tragödie von
Valpovo/Walpach folgendes sagte: Seit Jahrhunderten lebten Deutsche und
Österreicher hier gemeinsam mit dem kroatischen Volk. Arbeit und Ehrlichkeit waren das
Fundament ihres Daseins. Mit ihrem Beitrag bereicherten sie viele Aspekte des Lebens in
ihrer neuen Heimat. Durch die Pflege ihrer Kultur bereicherten sie die kroatische Kultur,
und noch immer wird dieses kulturelle Erbe von der hier lebenden Minderheit gepflegt. Mit
der Enthüllung des Denkmals zollen wir Respekt vor der Minderheit und gedenken der
unschuldigen Opfer mit unserem Beileid in der Hoffnung, daß so etwas nie wieder
geschieht.
Dieser Hoffnung gab auch Dipl.-Ing. Rudolf Reimann, Präsident des Weltdachverbandes der
Donauschwaben, Ausdruck, der in seiner Rede nicht nur denjenigen, die durch ihre Spenden
oder ihre Arbeit an der Verwirklichung dieses Mahnmals mitgewirkt haben, dankte, sondern
der kroatischen Öffentlichkeit ein Lob dafür zollte, daß man in Kroatien mit Bedauern
den damaligen Völkermord an der deutschen Bevölkerung als schweres
Verbrechen anerkennt und erkannt hat, daß nur in einem friedlichen Zusammenleben
der Völker eine neue gedeihliche Zukunft entstehen kann. Nur aus dem Bewußtsein
der gemeinsamen Geschichte war es möglich, so Reimann an die Teilnehmer der Einweihung,
daß wir heute eine Gedenkstätte für die vielen unschuldigen Opfer errichten
konnten und jetzt seiner Bestimmung übergeben können. Mögen die vielen unschuldigen
Opfer eines unmenschlichen Regimes hier ihre Ruhestätte haben zur Mahnung an die
folgenden Generationen, damit so etwas nie mehr geschehen möge.
Dipl.-Ing Reimann enthüllte gemeinsam mit Herrn ivkovic, Herrn Mak und Herrn Ivic das Mahnmal.
Das Mahnmal in Valpovo/Walpach wurde auf gemeinsamer Initiative des Weltdachverbandes der Donauschwaben in Zusammenarbeit mit der Volksdeutschen Gemeinschaft in Kroatien errichtet. Die Pläne für das Mahnmal stammen vom Wiener Architekten Dipl.-Ing. Helmut Frisch. Das Denkmal symbolisiert durch die schräggestellte Kreuzwand das Leiden Christi und die Tragödie der Donauschwaben, wobei die gerillte Oberfläche Pflugscharen und damit die bäuerliche Kultur und die Arbeit der Donauschwaben versinnbildlichen. Unter dem Mahnmal befindet sich eine Gruft, in der die Gebeine der unschuldig ums Leben gebrachten Donauschwaben, die sich am unteren teil des Friedhofs befinden, zur letzten Ruhe gebettet werden sollen.
Vom Bund der Vertriebenen (BdV) war Frau Michaela Hriberski in Vertretung
der BdV-Präsidentin, Erika Steinbach, nach Kroatien gekommen, um an die Adresse der
Donauschwaben, die heute auf der ganzen Welt, auf allen Kontinenten, zum Wohle ihrer neuen
Heimatländer beitragen, folgenden Gruß zu richten:
Sie, liebe Donauschwaben, führen das Andenken ihrer Vorfahren fort. Sie können auf
ihre Arbeit stolz sein, und wir sind stolz auf Sie.
Zu den weiteren Gästen zählten der Vertreter der Minderheiten im kroatischen Parlament,
Abg. Borislav Graljuk, die Vertreter der Gespanschaft Osijek/Esseg, die Vertreter der
deutschen sowie der österreichischen Botschaft, der Vizepräsident des Weltdachverbandes
der Donauschschwaben, Josef Jerger, der Bundesvorsitzende der Donauschwaben aus
Jugoslawien in Deutschland, Dipl.-Ing. Hans Supritz, und Dr. Bruno Burchhart, der in
Vertretung des Landeshauptmanns von Kärnten, Dr. Jörg Haider zur Feier gekommen war.
Abschließend sei nochmals Herrn Nicola Mak und allen seinen Mitarbeitern von der
Volksdeutschen Gemeinschaft in Kroatien für die großartige Arbeit gedankt, die in den
letzten Wochen und Monaten geleistet wurde, sowie den vielen Donauschwaben auf der ganzen
Welt, die durch ihre Spende die Finanzierung sicherten.
Für die musikalische Umrahmung sorgten der Mädchenchor Brevis Donau, der
Chor Drei Rosen aus Wukowar sowie die Blaskapelle aus Valpovo/Walpach.
Peter Wassertheurer
Pressesprecher
Donauschwäbischer Weltdachverband
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