Pressedienst der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (www.denkmalschutz.de)
Bonn, am 18. November 2000
Leben auf der Brücke
"Haus der Stiftung" wird feierlich eröffnet
Am 20. November 2000 eröffnet der Erfurter Oberbürgermeister Manfred Ruge um 12.00 Uhr im Beisein von Prof. Dr. Klaus Trouet, dem stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Stiftung Denkmalschutz sowie Vertretern der Sparkassenstiftung Erfurt und des Thüringischen Landesdenkmalamtes das Haus Nr. 31 auf der Krämerbrücke. Das "Haus der Stiftung", das auch mit Mitteln der Deutschen Stiftung Denkmalschutz saniert wurde, soll den Besuchern Einblicke in ein typisches Wohn- und Geschäftsgebäude der berühmten Brücke erlauben. Ein Modell der Krämerbrücke erlaubt einen Gesamtüberblick. Außerdem können dort Informationen zu der kommunalen Stiftung Krämerbrücke, der Thayssen-Stiftung sowie zur Deutschen Stiftung Denkmalschutz eingeholt werden. Die oberste Etage wird weiterhin bewohnt, um der Idee der Stadt für die Krämerbrücke Rechnung zu tragen, "Leben auf der Brücke" auch nach Feierabend zu gewährleisten. Die steinerne Brückenkonstruktion der Krämerbrücke in ihrer heutigen Form überspannt seit 1325 die Arme der Gera.
Einen hölzerner Vorgängerbau mit Budenbebauung hat es vermutlich bereits im 8. Jahrhundert gegeben. Im Mittelalter hatte die Brücke große Bedeutung als Teil der großen Handelsstraße quer durch Europa, der Via Regia. Als gewinnreicher und privilegierter Markt diente sie dem Handel mit Kleinwaren, mit "Kram", außerdem war hier der Handel mit Gewürzen, Stoffen und Geschmeiden ausdrücklich gestattet.
Nach mehreren Bränden erbauten die Erfurter 1325 sechs Brückenbögen in Stein. Die Brückenköpfe wurden mit Kirchen überbaut, deren östliche, die Ägidienkirche, bis heute erhalten ist. Die Benediktinerkirche im Westen wurde 1810 abgerissen. Die Krämerbrücke ist sowohl kulturhistorisch als auch technisch ein außergewöhnliches Bauwerk. "Es darf wohl für die Erfurter Krämerbrücke wegen des Alters, der originalen Baugestalt, der Bedeutung als Handelsvermittler zwischen Ost und West sowie als städtebaulicher Faktor der Rang der Einzigartigkeit in Deutschland in Anspruch genommen werden." (Prof. Rudolf Zießler, ehem. Landeskonservator Thüringen). Die heutige Bebauung entstand nach dem letzten größeren Brand 1472. Die Krämerbrückenhäuser sind kleinteilige Fachwerkbauten mit Elementen aus der Gotik, der Renaissance, des Barock und in einzelnen Gestaltungsformen auch der Gründerzeit. Die ursprünglich 62 Häuser sind heute zu 32 zusammengefaßt, deren Keller teilweise in den Brückenpfeilern liegen.
Das Haus 31 ist ein Fachwerkbau aus dem 17. Jahrhundert, teilweise mit Sichtfachwerk, der durch ein Satteldach mit Dachgauben geschlossen wird. Der Gewölbekeller des Hauses befindet sich in einem der Brückenpfeiler.
Die Stiftung hat sich an der Sanierung mit 370.000 Mark beteiligt. Insgesamt förderte die Stiftung seit 1991 in Thüringen über 270 Baudenkmale mit insgesamt rund 46,5 Millionen Mark.
Für die Sanierung und dauerhafte Pflege der Krämerbrücke wurde in der treuhänderischen Verwaltung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz die "Elisabeth und Fritz Thayssen Stiftung" gegründet.
tkm