Aus dem Ostpreußen-Forum 2002-07-12:

Nachfolgend die von unserem Königsberger Listenmitglied Juri (Nuschtajew) angefertigte und mir freundlicherweise zugesandte deutsche Übersetzung des Aufrufs der "Bürgerinitiative Für Königsberg" zur Unterschriftensammlung für die Rückbenennung "Kaliningrads" in Königsberg, die gerade in der Pregelstadt läuft und bis 2004 (750. Stadtjubiläum) dauern soll. Juri ist an der Aktion maßgeblich beteiligt.
Der Sprecher des russischen Föderationsrates, Sergej Mironow hält übrigens nichts von der Umbenennung. Er findet, daß dies "ein symbolischer Schritt hin zur Revision der Ergebnisse des Zweiten Weltkrieges" wäre. "Kaliningrad" sei "zwar möglicherweise nicht der beste Name, aber man muß ihn belassen.", so Mironow nach Mitteilung der russischen Nachrichtenagentur RIA-NOWOSTI.
[http://suncity.ru/Gazeta/index.php?date=&iid=1951 [11.07.2002]]

Gruß, Walter

##############DEUTSCHE ÜBERSETZUNG DES AUFRUFS###########################

Die Anhänger von »Königsberg« vereinen ihre Kräfte.

Am 4. Juli beginnt die Stimmensammlung zur Unterstützung des Aufrufes über die offizielle Rückkehr der Stadt zu ihrem historischen Namen »Königsberg«.

Text des Aufrufes:

Wir, Bewohner der Stadt, die fast 750 Jahre zählt, der Stadt, die der Welt eine Reihe von glänzenden Namen und Entdeckungen gegeben hat, der Stadt, deren Schicksal ein unauslöschlicher Teil der Geschichte Europas und und der Welt ist, fordern heute auf zur offiziellen Rückkehr zu ihrem historischen Namen: Königsberg.

Bei aller Achtung unserer Heimstadt an der Schwelle ihrer 750-Jahre-Feier wollen wir, daß ihr würdiger Name ertönt, so wie früher: frei und stolz.

Wir rufen unsere Behörden auf zur Unterstützung der offiziellen Rueckkehr der Stadt zu ihrem historischen Namen Königsberg“.

Das Datum ist nicht zufällig ausgesucht. Genau an diesem Tag vor 56 Jahren wurde die Stadt Königsberg unbenant. Der politischen Konjunktur zuliebe wurde die Stadt zu Ehren von Michail Kalinin in Kaliningrad unbenamnnt. In Rußland hat man diesen Kult und Verehrung von Kalinin, Helfer der Stalinverbrechen, noch in der ersten Hälfte 90-er Jahre des 20 Jh. beendet. Die historischen Namen aller Städte, die in der Sowjetzeit unbenannt wurden und deren Namen mit Kalinin verbunden waren, wurden zuruckgewandelt (z.B. Kalinin – Twer).

Diese Aktion wird 2 Jahren dauern, insbesondere per Internet. Der Aufruf wird dann den Abgeordneten und dem Bürgermeister am 4. Juli 2004 überreicht.

Das Ziel der Bürgerinitiative istes, den örtlichen Behoerden und der Öffentlichkeit klarzumachen, daß es eine feste Meinung im großen Teil der Bürgerschaft über den Namen unserer Stadt gibt, daß sie bereit ist, diese Position zu verteidigen, und das soll man in Betracht ziehen. Alle Organisatoren und Unterstützer meinen, daß die Rückkehr des historischen Namens Königsberg das beste Geschenk zur 750-Jahren-Feier der Stadt wird.

Information über die Bürgerinitiative findet man im Internet: www.enet.ru/~kc/aktkbg
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Die erste etwas unbeholfene Übersetzung habe ich an manchen Stellen geglättet. Möglicherweise hat darunter die Autenzität gelitten. Dafür bitte ich um Vergebung. ML 2002-07-12

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Weitere Meldung im Ostpreußen-Forum 2002-07-19:
Erklärung der Bürgerinitiative "Für Königsberg".
Die am 4. Juli begonnene Stimmensammlung zur Unterstützung des Aufrufes über die offizielle Rückkehr zum historischen Namen „Königsberg“ findet neue Anhänger. Aber einige Erklärungen der Politiker und Medien zeigen die Notwendigkeit, das Wesen dieser Initiative zu erklären.
Die Aktion "Für Königsberg" ist von keinerlei politischen Organisationen initiiert und ist mit keinen heutigen oder zukünftigen politischen Forderungen um unsere Region verbunden. Sie hat weder mit 60-jährigen Jubiläum des Endes des Zweiten Weltkriegs noch mit einer Revision der Kriegsergebnisse zu tun. Die Rückkehr zum historischen Namen der Stadt kann auf keinen Fall den heutigen Territorialstatus verändern. Die Initiative zielt ausschließlich auf die 750-Jahresfeier der Stadt Königsberg, zu deren Feiern der Premierminister Rußlands Kasjanov beigestimmt hat.
Den Bewohnern unserer Stadt darf unter Verhältnissen der Rechtsgleichheit nicht verweigert werden, was schon lange in anderen Städten Rußlands realisiert ist: der Wunsch, den historischen Namen wiederzubekommen und gleichzeitig den Namen des Stalin-Mittäters loszuwerden. Die Aussage, der Name »Kaliningrad« sei zwar "mißlungen" und die gleichzeitige Verweigerung einer Umkehr befremdet uns.
Die Unterstellung, die Anhänger von Königsberg wollten Revanschismus, Verrat oder Vergessen der sowjetiischen Gefallenen, entbehrt jeder Grundlage. Unter den Unterstützern unserer Idee der Namens-Rückkehr sind viele Menschen in vorgerücktem Alter. Der älteste ist 76 Jahre alt und Kriegsteilnehmer.
Unsere Initiative ist kein Referendum und keine Umfrage. Wir wetteifern mit keinem um die Zahl der Stimmen. Wir wollen nur, daß unsere Stimmen gehört werden. In unseren Behörden wollen wir die Unterstützung und das Verständnis finden und wier suchen nicht die Konfrontation.
Unsere Aktion verfolgt nicht das Ziel, die Bürger zu trennen oder zu entfremden. Uns bewegt nicht das Haß gegen die Opponenten, sondern die Liebe zu unserer Heimatstadt. Wir respektieren sowohl die Meinung der Anhänger einer Rückkehr zum alten Namen als auch die andere Position, aber wir hoffen, daß sich mit der Zeit die Meinung zu diesem Problem ändert.
Wir haben nicht eine andere Heimat oder eine andere Vergangenheit. Für uns gibt es keine Wahl zwischen der Vorkriegs- oder Nachkriegsgeschichte – das ist eine Einheitsgeschichte der Stadt Königsberg. Und ihr historischer Name ist für uns ein echter hoistorischer Wert und unser Stolz.
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Die Adresse der Aktion im Internet:
www.enet.ru/~kc/aktkbg
Mit freundlichem Gruß
Juri NUSCHTAJEW      Koenigsberg / Pr.
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WWW-Zeitschrift KOENIGSBERGER CHRONIK
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http://www.enet.ru/~kc
E-mail: juri@nushtaev.koenig.su  ICQ 57216046
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(Auch hier Textglättungen zur besseren Lesbarkeit ML 2002-07-20)

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Und hier der Hammer der Reaktion:
Die Abgeordneten werden untersagen, Kaliningrad in Königsberg umzubenennen
Das Projekt des Gesetzes "Über die Erklärung der Bezeichnung 'Kaliningrad' zum Denkmal von historischer Bedeutung" liegt den Abgeordneten der Königsberger Gebietsduma zur Behandlung vor, meldet INTERFAX. Wie der Autor des Dokumentes, der Abgeordnete Wladimir Jeshikow erklärt hat, ist "der Gesetzentwurf als Antwort auf das Streben einiger Bewohner Kaliningrads vorbereitet worden, nach der Rückkehr der Benennung 'Königsberg' zu streben und ist mit der Notwendigkeit des Schutzes der russischen Kultur und der Geschichte des Gebiets Kaliningrad" begründet. {INTERFAX}
Wie der Presse-Dienst der Königsberger Gebietsduma mitteilt, wird ein Gesetzentwurf aufgestellt, daß die Benennung "Kaliningrad" ein Denkmal von historischer Bedeutung und des kulturellen Erbes ist. Beliebige Aktionen physischer oder juristischer Personen, die auf seine Entstellung gerichtet sind, auf Veränderungen oder die Zerstörung, sind nach der Form und dem Inhalt Verbrechen und werden nach dem Gesetz wie ein Eingriff auf die Zerstörung von Denkmälern des historischen Erbes und von kultureller Bedeutung verfolgt.
Vor kurzem begann eine Bürgerinitiative im Königsberger Gebiet mit dem Sammeln von Unterschriften für die Rückkehr der Stadt zu ihrem historischen Namen. Es ist geplant, daß diese Aktion zwei Jahre dauern wird. Im Text des Schreibens der Initiatoren der Unterschriftensammlung wird gesagt:
"Bei aller Achtung unserer Heimatstadt an der Schwelle ihrer 750-Jahre-Feier wollen wir, daß ihr würdiger Name ertönt, so wie frueher, frei und stolz."
Den Namen Königsberg trug die Stadt während sieben Jahrhunderten. Sie wurde 1946 umbenannt, als das Gebiet, das früher zu Ostpreußen gehörte, zur Sowjetunion gekommen ist.
Die Organisatoren der Aktion rechnen damit, daß die offizielle Rückkehr der Stadt zu ihrem historischen Namen ein wesentliches Geschenk zu ihrem 750-jährigen Jubiläum werden soll.
Quelle: http://lenta.ru/russia/2002/07/19/kaliningrad/_Printed.htm  
(Übersetzung via www.translate.ru / Bearbeitung: Walter Mogk – Keinerlei Gewähr für die Richtigkeit der Übersetzung!)