KK 1191
10. September 2004
INHALT
Norbert Matern: Gespräche mit Vertretern der deutschen Minderheit in Polen
Dietmar Stutzer: Ausstellung zur Schlacht von Höchstädt
Schlesische Güteradreßbücher auf CD-ROM
Ausstellung zu den Friedenskirchen von Schweidnitz und Jauer
Bücher und Medien
Literatur und Kunst
Herbert Hupka: Ausstellung von Brigitta Heyduck
Martin Sprungala: Die Schriftstellerin und Vermittlerin Gerda Leber-Hagenau ist tot
Gerhard Olter: Der Danziger Komponist Helmut Degler alias Henryk Jablonski
Fotoausstellung über Vergessene Europäer
Malerei von Eugen Weidenbaum aus Riga
KK-Notizbuch
Die Minderheit hat die Sorgen der Mehrheit
Gespräche mit Vertretern der deutschen Gemeinschaften
in Pommern, Danzig, Ost-, Westpreußen und Niederschlesien
Die deutschen Minderheiten in Stettin, Elbing, Danzig, Allenstein und Breslau klagen
nicht. Sie fühlen sich finanziell von der Bundesregierung nicht im Stich gelassen, haben
gute Kontakte zu den jeweiligen deutschen Generalkonsuln, besitzen ihre eigenen
Räumlichkeiten und können sich am Tag der nationalen Minderheiten in Polen
präsentieren. Was sie sich wünschen, wäre eine stärkere ideelle Unterstützung. Emilia
Kolodziejczyk, zweite Vorsitzende in Breslau, bringt es auf den Punkt: Wenn der
polnische Präsident ins Ausland fährt, trifft er sich natürlich mit den dortigen
polnischen Minderheiten. Im Gegensatz zu Bundeskanzler Kohl hat Kanzler Gerhard Schröder
noch keine Minute für uns Zeit gehabt.
Da die meisten Deutschen in Oberschlesien leben in ganz Polen leben nach
offiziellen polnischen Angaben 450 000 Deutsche , gehen die Zahlungen aus Berlin in
einer Summe an die Stiftung Schlesien in Oppeln und werden von dort aus auf
die jeweiligen Gruppierungen der deutschen Minderheit verteilt. Auch das scheint, so ist
zu hören, keine Schwierigkeiten zu machen. Eine zusätzliche Einnahmequelle sind auch
Spenden von deutschen Besuchern. Zu ihnen gehörte jetzt eine 54köpfige Gruppe der
oberbayerischen CSA/CSU, die fast jeden Abend ihrer Reise nach Pommern, Danzig, Ost- und
Westpreußen und Niederschlesien mit Vertretern der deutschen Minderheit verbrachte. Nur
im Warschauer Sejm hatte keiner der beiden deutschen Abgeordneten für sie Zeit. Für sie
sprang der Betreuer deutscher Besucher, Michael Madei, ein.
Was die Minderheiten wie alle Polen bedrückt, sind die nach dem EU-Beitritt sprunghaft
gestiegenen Lebenshaltungskosten. Die Mehrwertsteuer wurde auf 22 Prozent erhöht. Dafür,
daß alles teurer wurde, ist auch Polens boomende Wirtschaft verantwortlich. Mehr als
früher wird exportiert, die steigende Nachfrage schlägt sich auf die Preise nieder. Nach
den offiziellen Angaben des Statistischen Hauptamtes sind die Verbraucherpreise seit dem
1. Mai zwar nur um 3,5 Prozent gestiegen, die Realität aber sieht anders aus. Renate
Zajaczkowska, Vorsitzende der Wohltätigkeitsgesellschaft der deutschen
Minderheiten in Polen, rechnet vor: ein Liter Milch stieg von 1,40 auf 1,80 Zloty, ein
Kilogramm Rindfleisch verdoppelte sich von 8 auf 16 Zloty. Miete, Strom und Gas wurden um
5 Prozent teurer und sollen im September noch einmal steigen. Bleifreies Benzin kostet
jetzt statt 3,15 Zloty 4,20.
In Stettin liegt die Finanzverwaltung der Minderheit in den Händen von Johannes
Kazmierczak. Er arbeitete bis zur Pensionierung als Direktor in einer Bank und bekommt
eine Rente von umgerechnet 500 Euro. Damit sind keine großen Sprünge zu machen. Als
gebürtiger Oberschlesier kam er durch das Militär nach Stettin, wo er sich wohlfühlt.
Berlin, so sagt er, ist für uns so nah wie Danzig. Für die 650
zahlenden Mitglieder der deutschen Minderheit und ihre Gäste, meist solche, die Deutsch
lernen wollen, stehen eigene Räume von 280 Quadratmetern zur Verfügung.
Paul Sabiniarz vertritt als Vorsitzender den Bund der deutschen Minderheit in Danzig
mit 2000 alten Danzigern und rund 7000 in der Woiwodschaft.
In Elbing erfreut sich die Gesellschaft der deutschen Minderheit eines
besonders guten Kontakts zur Stadtverwaltung. Das kommt auch darin zum Ausdruck, daß im
vergangenen Jahr der langjährige Vorsitzende der Landsmannschaft Westpreußen und
Direktor des Westpreußischen Landesmuseum in Münster-Wolbeck, Hans-Jürgen Schuch, zum
Ehrenbürger seiner Heimatstadt ernannt wurde. Wie schon in Frauenburg mit Hilfe der
Kreisgemeinschaft Braunsberg soll jetzt auch in Elbing ein Gedenkstein für die Opfer von
Flucht und Vertreibung aufgestellt werden.
Hilde Sucharska und Rosemarie Kanaowska berichten vom Deutschunterricht an den Elbinger
Schulen und dem kürzlich an acht Schulen durchgeführten Vorlesewettbewerb in deutscher
Sprache. Die vierhundert Mitglieder fast alle aus gemischten Familien
förderten eine Ausstellung Elbing, meine Stadt, meine Heimat, die Tage
der deutschen Kultur und freuen sich über die Teilnahme von katholischen und
evangelischen Geistlichen wie Vertretern der Stadtverwaltung an ihren Veranstaltungen.
Auch der neue Bischof von Elbing spricht wie sein kaschubischer Vorgänger Deutsch. Fazit:
Wir fühlen uns hier überall zugehörig, es werden keine Unterschiede zwischen
Deutschen und Polen gemacht.
Christine Plochawski ist die Verwalterin des mit bayerischer Hilfe erworbenen Hauses
Kopernikus in Allenstein. Nachdem das große Gebäude bis unter das Dach bestens
hergerichtet ist, hat der Freistaat Bayern seit diesem Jahr seine Hilfe eingestellt. Eine
Bank im ersten Stock hilft durch ihre Mietzahlungen mit, den Unterhalt des Hauses zu
sichern. Joanna Felis ist für das Herstellen von deutsch-polnischen Wirtschaftskontakten
in der Woiwodschaft zuständig. In Ostpreußen gibt es insgesamt 23 deutsche
Gesellschaften mit etwa zehntausend Mitgliedern, die von Allenstein mitbetreut werden. Im
Vordergrund stehen neben den gesellschaftlichen Ereignissen Deutschkurse. Bibliothek und
Kinderzimmer im Haus Kopernikus werden gut genutzt. Der bayerische Plan, im
Haus ein Aufbaugymnasium einzurichten, liegt derzeit auf Eis. Im Haus ein und aus geht der
gemeinsam von deutscher und polnischer Seite finanzierte Kaplan Andree Schmeier, der für
die seelsorgliche Betreuung der katholischen Mitglieder der Minderheit verantwortlich ist
und regelmäßig deutsche Gottesdienste feiert.
In der Jakobikathedrale befindet sich seit einiger Zeit eine Büste des letzten deutschen
Bischofs Maximilian Kaller, dessen Seligsprechungsprozeß auf Grund einer
deutsch-polnischen Initiative im vergangenen Jahre eingeleitet wurde. Im bischöflichen
Ordinariat hat der ermländische Visitator Lothar Schlegel in Münster eine Außenstelle,
ein Büro. Der fließend Deutsch sprechende Erzbischof Edmund Pieszcz wird im November 75
Jahr alt und muß dem Papst seinen Rücktritt anbieten. Die deutsche Minderheit wie die
ermländischen Heimatvertriebenen haben allen Grund, ihm für sein stetes Wohlwollen und
die große Unterstützung dankbar zu sein. Sie hoffen auf einen ebenso eingestellten
Nachfolger.
In Breslau war die erste Deutsche Gesellschaft bereits 1946 gegründet worden, wurde dann
aber von den Kommunisten verboten. Das galt auch für ihre Zeitung Arbeiterstimme.
Zur Wiederbegründung der Gesellschaft kam es 1989. In Zusammenarbeit mit den
Borromäerinnen konnten in Trebnitz zehn Altersheimplätze geschaffen werden,
Seniorenfreizeiten ermöglicht die Caritas in Freiburg. Der BdV zahlt zwei Ausflüge pro
Jahr, an denen drei Generationen teilnehmen. Das letzte mit Hilfe des Auswärtigen Amtes
finanzierte deutsche Kulturfest zählte 7000 Teilnehmer.
Gemeinsame Sorge aller deutschen Minderheiten: die große Arbeitslosigkeit und der damit
verbundene Fortgang der jungen Generation vor allem nach Deutschland, England und Kanada.
Norbert Matern (KK)
Heißes Eisen: Wo Europa geschmiedet wurde
Ausstellung des Hauses der Bayerischen Geschichte
zum 300. Jahrestag der Schlacht von Höchstädt an der Donau
Die Frontlinie der Schlacht vom 13. August 1704 mißt von den
Jura-Ausläufern bis an die Donau im Süden 7000 Meter. Würde man die Körper aller
Männer, die an jenem glühend heißen Hochsommertag auf der Stelle getötet wurden,
Schulter an Schulter nebeneinander legen, so ergäbe dies eine lückenlose Linie von 10
000 Leichen. Fügte man die wenigstens 16 000 Schwerverwundeten und die schätzungsweise
8000 toten oder verstümmelten Pferde hinzu, dann bildete sich ein sieben Kilometer langer
meterhoher Wall blutiger Leiber. Wo sind die Gebeine all dieser Leichen geblieben? ... Die
Gefallenen wurden, oft noch während der Kämpfe, ausgeplündert und ihrer Kleider
beraubt. In den Tagen nach der Schlacht warf man sie in flache Massengräber, die bald
untergepflügt wurden. Bei Höchstädt mögen die im Raum Blindheim nahe der Donau
liegenden Leichen und die Pferdekadaver auch einfach im Fluß entsorgt worden sein.
Damit leitet der Militärhistoriker Marcus Junkelmann Reservemajor der Bundeswehr
das Begleitbuch zu der Ausstellung des Hauses der Bayerischen Geschichte zum 300.
Jahrestag der Schlacht von Höchstädt an der Donau (bei Lauingen) bis zum 14. November
2004 in Höchstädt ein. Historiker, die ihre Leser mit Fakten und nicht mit (privaten)
Deutungen bedienen, sind allgemein rar, Militärhistoriker sind an sich rar, Junkelmann
gehört zu beiden Arten. Wer endlich wissen möchte, welche Marsch- und
Bewegungsleistungen eine 35 000-Mann-Armee 1704 am Tag bewältigt hat (die Armee des
Herzogs von Marlboraugh war eine solche), welche Achsdrücke 5000 Troßwagen auf den
ohnehin schon grundlosen Wegen und welche Trittgewichte 80 000 Pferdehufe auf ebendiesen
Wegen zurückgelassen haben und auf den Feldern daneben und wie viele Tonnen
Eisen aus wie vielen Geschützrohren und Gewehrläufen auf Menschen- und Pferdeleiber
verschossen wurden, der bekommt diese Auskünfte. Auch die wehr- und vor allem hilflose
Zivilbevölkerung wird nicht vergessen. Die Umgebung der Höchstädt-Schlachten es
waren seit 1702 mehrere hat allein durch die Bewegungen der 100 000-Mann-Truppen
beider Seiten 400 Dörfer mit 7675 Wohnstätten verloren, immense Gelände- und
Vorratsschäden und die Vernichtung von mindestens zwei Ernten erlebt.
Worum ging es? Im Vordergrund einmal mehr um bayerische Selbstüberschätzung, ein
politisches Leiden, das bis in die Gegenwart immer wieder ausgebrochen ist. Das Reich
Karls V., in dem die Sonne nicht unterging, das Weltreich der spanischen
Habsburger also, gab es auch um 1700 noch, mit einem schwerkranken König Karl II., von
dem seit Jahren abzusehen war, daß er ohne Erben sterben würde. Deshalb hatte er den
bayerischen Kurprinzen Joseph Ferdinand 1698 zu seinem Erben eingesetzt. Er hatte den
blauen Kurfürsten Max Emanuel von Bayern zum Vater, die Tochter von Kaiser
Leopold I., Maria Antonia, zur Mutter. Ihre Mutter war als Tochter von König Philipp IV.
eine spanische Habsburgerin. Der bayerische Kurfürst, glänzender Haudegen in der
Kahlenberg-Schlacht von 1683 und Verfolger der Türken bis zur Erstürmung von Belgrad,
war politisch überglücklich, zumal er von den spanischen Verwandten seines Sohnes zum
Statthalter der spanischen Niederlande, des heutigen Belgien, gemacht worden
war. Deshalb war es Schloß Tervuren vor Brüssel, in dem sein siebenjähriger Sohn 1699
starb. Die väterlichen Träume von einem wittelsbachischen Weltreich nahm er mit in sein
Kindergrab. Karl II. von Spanien setzte Philipp von Anjou, einen Enkel des Sonnenkönigs,
zum Thronerben ein, bevor er am 1. November 1700 starb.
Die seit Richelieu und Mazarin erstrebte französische Hegemonie auf dem Kontinent schien
damit schon für eine nahe Zukunft perfekt. Das wollten und konnten weder das
römisch-deutsche Kaiserhaus noch die britische Monarchie hinnehmen. Das Ergebnis war eine
britisch-kaiserliche Allianz unter Churchill Duke of Marlboraugh und Prinz Eugen auf der
einen und eine französisch-bayerisch unter dem Marschall Tallard und dem bayerischen
Kurfürsten Max Emanuel auf der anderen Seite.Die Alliierten (die gab es
damals auch schon) boten 53 000 Mann mit etwa 10 000 Kavalleristen, die Gegenseite
ebensoviele mit 9500 Berittenen auf. Sie machten die Schlacht(en) von Höchstädt zur
ersten Massenschlacht der Militärgeschichte, mit einer völligen Niederlage der
französisch-bayerischen Seite. Die Verluste der siegreichen Seite erreichten
etwa 23 Prozent der Männer und 50 Prozent der Pferde, die der unterlegenen
etwa 12 Prozent. Junkelmann weist aber ausdrücklich darauf hin, daß von den
überlebenden Verwundeten 12 bis 15 Prozent später starben (wie die anderen weiterlebten,
davon ist wohl aus Raumgründen nur am Rande die Rede). In späteren Kriegen des 19. und
20. Jahrhunderts ging diese Quote bis auf 2,1 Prozent zurück.
Doch auch politisch und hier findet sich der Bezug zur Gegenwart verwandelte
die Schlacht von Höchstädt Außerordentliches, nämlich das Ende der Hegemonialpolitik
für Europa. Von da an beherrschte die Idee bisweilen auch das Konzept des
europäischen Gleichgewichts das Feld, in die/das sich mit dem Frieden von Hubertusburg
1763 auch Preußen (wieder)eingefügt hat. Das war der Grundkonsens des Wiener Kongresses,
und das hat sich Bismarck vorgestellt, wenn ihm der Gedanke an Koalitionen
schlaflose Nächte machte. Von Höchstädt führt ein direkter Weg zur EU, die für
Großbritannien vor allem das Vehikel zur Verwirklichung des Grundprinzips seiner Politik
seit 1705 ist und bleiben wird, auf dem Kontinent keine Hegemonialmacht zu dulden. Robert
Schuman hat es ausgesprochen, Jean Monet und Jacques Delors haben es umschrieben: Die
EWG/EG ist das politische und verwaltungstechnische Mittel zur täglichen Herstellung des
europäischen Gleichgewichts. Vor diesem Hintergrund ist der Beitritt der
ostmitteleuropäischen Länder am 1. Mai in der Tat die Komplettierung dieses
Instrumentariums.
Beschrieben werden im Katalog auch die realen Höllenszenen, die das Schlachtfeld
geliefert hat, und damit im 200. Todesjahr von Immanuel Kant der Hintergrund der
kollektiven Erinnerungen, eingedenk derer er 1795 seine Schrift Zum ewigen Frieden
geschrieben hat.
Dietmar Stutzer (KK)
Wirtschaftsgeschichte scheibenweise
Haus Schlesien und Martin-Opitz-Bibliothek haben sämtliche Ausgaben
schlesischer Güteradreßbücher digital greifbar gemacht
Wer sich für die agrarischen Wirtschaftsgrundlagen Schlesiens interessiert, der wird
immer zuerst die damaligen Güteradreßbücher zur Hand nehmen. Das Problem war bisher,
daß es diese Handbücher kaum noch gibt. Nur selten werden Ausgaben der schlesischen
Güteradreßbücher in Antiquariaten oder bei Auktionen angeboten. Keine deutsche
Bibliothek verfügt über einen lückenlosen Bestand. Die wenigen alten Exemplare
unterliegen wegen alterungsbedingter Schäden zunehmend Nutzungseinschränkungen. Eine
vergleichende Auswertung oder rasche ortsbezogene Recherche war somit bislang kaum
möglich. Um diese wichtige Quellen für die Erforschung der Regionalgeschichte besser
verfügbar zu machen, hat nun erstmals eine zeitgemäße Digitalisierung stattgefunden.
Drei kompetente Partner fanden dafür zusammen: Initiiert durch das Haus Schlesien in
Königswinter hat die Martin-Opitz-Bibliothek Herne sämtliche erschienenen Ausgaben
schlesischer Güteradreßbücher, insgesamt 20 Bände, zusammengetragen, gescannt und im
pdf-Format gespeichert. Im Haus Schlesien wurden die über 13 000 Seiten durch digitale
Register strukturiert, um eine rasche Navigation zu ermöglichen. Eine wissenschaftliche
Einleitung von Museumsdirektor Dr. Stephan Kaiser erläutert den historischen Hintergrund
und die inhaltliche Struktur der Güteradreßbücher.
Zustande kam das Vorhaben durch die finanzielle Unterstützung des Sächsischen
Staatsministeriums des Innern, Dresden, das damit wieder einmal seine wegweisende
Förderung zur Pflege und Erhaltung des kulturellen Erbes der Deutschen aus den
östlichen Reichs- und Siedlungsgebieten dokumentiert.
Was ist von den wiederaufgelegten Handbüchern zu erwarten ? Die Auflistung der selbständigen
Guts- und Forstbezirke (Rittergüter), einschließlich der zugehörigen Vorwerke, mit den
Namen der Besitzer, Bevollmächtigten, Pächter und des ersten Beamten folgt der
jeweils gültigen administrativen Gliederung Schlesiens, ist also nach Regierungsbezirken
und Kreisen geordnet. Innerhalb der Kreise sind die Güter nach Ortsalphabet und mit
fortlaufender Numerierung notiert. Jedes Kreis-Kapitel beginnt mit den wichtigsten
allgemeinen Angaben. Hier werden Größe und Einwohnerzahl genannt, topographische
Informationen wie Höhenangaben und Gewässer sowie landwirtschaftliche Grundlagen wie
Bodenbeschaffenheit und Viehbestand. Auch gewerbliche Anlagen und die wichtigen
Eisenbahnverbindungen werden summarisch behandelt, um den Bezugsrahmen für die späteren
Einzeldaten zu geben. Alle Ausgaben bringen zusammengefaßt die verschiedenen
Herrschaften, bei denen auch auf kreisübergreifende Besitzungen verwiesen wird.
Durch Erbteilung, Güterverkäufe und veränderte Kriterien einer Aufnahme nahm die Anzahl
der Einträge zu. Die 1. Ausgabe (Breslau 1870) enthält Informationen zu 4222 Gütern,
die 11. zu 4268 Gütern und die letzte (15.) Ausgabe (1937) trotz reduziertem
Gebietsumfang zu 5136 Gütern. Eine Einschränkung muß man machen: Die
Güteradreßbücher sind für kleinere Besitzverhältnisse nur begrenzt aussagefähig, da
sie erst Güter ab einer bestimmten Betriebsgröße aufführen. Die Masse der
Kleinbetriebe zu erfassen hätte jeden Rahmen gesprengt. Um 1933 bestanden in
Niederschlesien über 146 000 Landwirtschaftsbetriebe, in Oberschlesien rund 82 500. Die
Zahl derjenigen über 100 Hektar Betriebsfläche betrug hingegen in beiden Provinzen
zusammen nur gut 2500.
Geht es bei den nunmehr praktisch verfügbaren Daten auf der ersten CD-ROM um größere
Landgüter, so bietet die zweite CD-ROM noch ein besonderes Nachschlagewerk. Darauf
ist Leuchs über 2000seitiges Adreßbuch der Kaufleute, Fabrikanten,
Gewerbetreibenden und Gutsbesitzer von Schlesien (Nürnberg 1912) als pdf-Dokument
gespeichert, und das ermöglicht dem Benutzer, jeden Schmied oder Gastwirt zu finden.
Werbeeindrucke, schon damals eine wichtige Finanzierungsquelle für die Verleger, bieten
interessante Einblicke in die damalige Warenwelt insbesondere schlesischer Produktion.
Hunderte Seiten Werbung laden ein, diese mittlerweile unbekannte Wirtschaftsstruktur
kennenzulernen.
Alle gewünschten Angaben lassen sich bequem seitenweise ausdrucken. Am Bildschirm sind
vergleichende Recherchen möglich. Eine wichtige Quellengattung ist somit schnell,
praktisch und gegenüber den Altdrucken sehr preisgünstig verfügbar, geeignet für
gängige PC-Systeme.
Vertrieben werden die schlesischen Güteradreßbücher 1870 bis 1937 auf 2 CD-ROM,
herausgegeben vom Haus Schlesien und der Martin-Opitz-Bibliothek (Digitale Quellen zur
schlesischen Kulturgeschichte, 1), nur über das Museum für schlesische Landeskunde im
Haus Schlesien, Dollendorfer Straße 412, D-53639 Königswinter-Heisterbacherrott, Telefon
0 22 44 / 88 62 31, Fax 88 62 30, E-Mail: museum@hausschlesien.de,
Bestellzeichen: CD GAB DQ01 zum Preis von 50 Euro zzgl. Versand.
(KK)
Noch einmal zu den Brüsseler Porträts der EU-Beitrittsländer
Wenn ich für den bewußt aufs äußerste gedrängten Beitrag über die Brüsseler Steckbriefe (KK 1185) soviel Platz gehabt hätte wie
Rudolf Benl für seine Stellungnahme (KK 1189), hätten sich
viele seiner Fragen erübrigt. Aber ich hatte ihn nun einmal nicht.
Zuerst die nicht ganz neue Frage nach dem Alter der ältesten europäischen
Universitäten: Wenn man wie ich (nach Hajdukiewicz) die Krakauer Gründung durch
Kazimierz den Großen 1362 verwendet, dann ist die Reihung: Padua 1222 Prag 1348
Krakau 1362. Folgt man dem jetzt in Polen gebräuchlichen Gründungsdatum 1400 für
die Krakauer Universität, dann ist Heidelberg mit 1386 dazwischen.
Auch sei empfohlen, sich die heftigen bis deftigen Worte vorzustellen, die Franzosen oder
Italiener gefunden hätten (zu Recht), wenn in derartigen Porträts Descartes, Racine,
Molière, Petrarca oder Manzoni gefehlt hätten. Von den Brandys gibt es überzeugende
Übersetzungen ins Französische und Italienische, bei Marian natürlich vor allem in
seiner brillanten Biographie der Maria Walewska, die nicht nur die Franzosen, sondern
sogar die Wallonen auch für sich beanspruchen
Im übrigen ist alles viel einfacher, als es sich Rudolf Benl und viele andere vorstellen:
So In kann ein Sider zwischen den EU-Büroklötzen gar nicht sein,
um sich in dem undurchdringlichem Gestrüpp von mehr als 3500 Kontaktbüros, Vertretungen
und Geschäftstellen für und von fast allem und jedem zurechtzufinden. Gebildet wird
dieses Gestrüpp besonders aus Beratungs- und Consultingfirmen und Dienstleistern,
die es sich mit den Aufträgen der Europäischen Kommission wohlergehen lassen. Meist
entscheiden diese Beamten über Auftragsvergaben letztlich an sich selbst. In
diesem undurchschaubaren Gestrüpp entstehen Gewächse wie die Porträts der
Beitrittsländer.
Dietmar Stutzer (KK)
Geweihtes Fachwerk
Ausstellung zu Friedenskirchen von Schweidnitz und Jauer in München
Die Friedenskirchen in Schweidnitz/Owidnica und Jauer/Jawor sind die größten sakralen
Fachwerkbauten in Europa. Heute gehören sie zum gemeinsamen Kulturerbe der Deutschen und
Polen. Im Dezember 2001 wurden sie in die Liste des Welterbes der UNESCO aufgenommen.
Dafür hatten sich polnische und deutsche Denkmalpfleger eingesetzt.
Die Friedenskirchen entstanden Mitte des 17. Jahrhunderts im Anschluss an den
Westfälischen Frieden, dem sie ihren Namen verdanken. In Niederschlesien, das damals zu
Habsburg gehörte, hatte sich die Reformation schnell ausgebreitet. Während des
Dreißigjährigen Krieges und danach versuchten die Kaiser, das Land zu rekatholisieren,
u.a. durch Enteignung der evangelischen Kirchen. Auf Druck protestantischer Staaten und
Schwedens konnten Kaiser Ferdinand III. bei den Friedensverhandlungen 1648 Zugeständnisse
zu Gunsten der schlesischen Protestanten abgerungen werden. Dazu gehörte der Bau von drei
evangelischen Kirchen bei den Städten Schweidnitz, Jauer und Glogau (letztere brannte
1758 ab). Die Kirchen mussten allerdings außerhalb der Städte liegen und aus Holz
errichtet sein.
Die Ausstellung wurde vom Deutschen Kulturforum östliches Europa, Potsdam konzipiert und
wird in Kooperation mit dem Haus des Deutschen Ostens gezeigt. Sie stellt in rund 50
großformatigen Farbfotografien die beiden Friedenskirchen in Schweidnitz und Jauer vor.
Infotafeln führen in die Geschichte ein und skizzieren die Problematik der Restaurierung.
Ziel der Ausstellung vom 24. September bis zum 15. Oktober ist es, die Friedenskirchen
einer breiten Bevölkerung bekannt und gleichzeitig auf die noch nicht abgeschlossene
Restaurierung aufmerksam zu machen.
(KK)
Bücher und Medien
Über den schnellen Schlaf, begleitet von langsamen Träumen
Ludvík Kundera: Erinnerungen an Städte/Stätten wo ich niemals war. Aus dem
Tschechischen von Eduard Schreiber.
Edition Thanhäuser, Ottensheim an der Donau 2004, 103 Seiten, 24 Euro
Wenn man bedenkt, daß der am 22. März 1920 in Brünn geborene mährische Dichter, Maler,
Übersetzer, Theatermensch, Teetrinker und Spezialist für alkoholische Destillate in den
70er und 80er Jahren in seiner Heimat fast nichts publizieren durfte, erstaunt die
Tatsache, daß der vorliegende Zyklus vorwiegend in den Jahren zwischen 1980 und 1993
entstand. Trotz staatlich verordneter Knebelung war es den Machthabern nicht gelungen, die
ungeheuer produktive Persönlichkeit Ludvík Kunderas zu brechen. Immer wieder waren auch
einzelne Gedichte dieser Sammlung in Privatdrucken oder im Ausland erschienen. Und so
etwas gefällt dem Bücherfreund Kundera, der in seiner Jenaer Poetik-Vorlesung vom
November 1993 über diese Zeit berichtete: Der gute alte tschechische Brauch,
immerfort etwas ,herauszugeben, beflügelte uns.
Insofern dürfte Ludvík Kundera auch der vorliegende Band entzücken, der in einer
Auflage von 500 Stück erscheint und der Tradition des Kleinverlegers Christian
Thanhäuser entsprechend mit einem Original-Holzschnitt auf dem Umschlag versehen ist. Die
55 Gedichte sind von Eduard Schreiber vorzüglich übersetzt. Ludvík Kundera und Eduard
Schreiber kennen sich. Zusammen haben sie die Anthologie des Poetismus in der
Reihe der Tschechischen Bibliothek herausgegeben und kommentiert. Ganz
offensichtlich hat sich hier eine fruchtbare deutsch-mährische Zusammenarbeit entwickelt!
Da unternimmt einer, der jeglicher Publikationsmöglichkeiten beraubt und in seiner
Reisefreiheit stark eingeschränkt ist, eine dichterische Erschließung der Welt. Der
Ausgangspunkt und Kunderas Refugium zugleich, das Städtchen Kunstát am
böhmisch-mährischen Höhenzug, wird immer wieder erwähnt. In diesem Refugium verbrachte
Kundera seine Jahre im inneren Exil und vermochte dennoch einen Anschluß zur Welt
herzustellen. Vancouver in Kunstát lautet ein Gedicht, in welchem nicht nur
die Orte austauschbar geworden sind: Auf der Barclay Street / Muß ich den Freund /
Mit dunkler Brille treffen / Wie ich / Mit einer Narbe auf der rechten Wange / Doch das
bin ja schon ich!
Verblüffend, mit welch eindringlicher Kraft die Dichte der beschriebenen Bilder den Leser
in den Bann ziehen. Farben, Gerüche, Gefühle es scheint, als hätte Kundera die
verdichteten Stätten, an denen er nie gewesen ist, genauestens in Erinnerung. Die
Erinnerungen an nie gesehene Orte pflegen zumal die Zwiesprache mit längst exilierten
Landsleuten oder greifen Gedichte und Begegnungen mit befreundeten Schriftstellern auf,
denen ein ähnliches Los wie ihm beschieden war. In Lissabon trifft Kundera den Emigranten
Frantisek Listopad und in der Wüste den in der DDR verfemten Lyriker Peter Huchel, mit
dem Kundera gut bekannt war. Der Titel des Gedichts Woronesh spielt auf den
russischen Dichter Ossip Mandelstam an, der Mitte der 30er Jahre in dieser Stadt verbannt
war: Gleich im geschwätzigen Bahnhofsgewimmel: / ein Mann im Totenhemd! / Herr
Ossip, erlauben Sie, daß ich / den Staub von Euren Schuhen wisch. // Er erlaubte nicht.
Kundera, der lebenslängliche Surrealist, bleibt aber an der sogenannten Wirklichkeit nie
haften. Er weiß von deren doppelten Böden hat seinen Spaß daran. Die Bilder
vervielfachen sich, und der Dichter beteiligt sich an einer Neuerschaffung der Welt.
Souverän beherrscht Kundera die Gesten des Lakonischen, der Ironie und auch des stillen
Humors: Aggression findet freilich nicht den Beifall der Umgebung, doch entschieden
/ schneller Schlaf, begleitet von Träumen, / schafft spürbare Linderung. // Diese These
trug ich / Ende der fünfziger Jahre in Boston vor / um drei Uhr morgens / auf dem
Kolloquium über schnellen Schlaf, / begleitet von langsamen Träumen.
Was wurde von Ludvík Kundera, der Brecht, Benn, Huchel, Trakl, Kubin, Kunert, Kunze und
viele andere deutschen Dichter kongenial ins Tschechische übersetzt hat, bislang in
deutscher Übertragung vorgelegt? Über Jahrzehnte hinweg verstreute Essays, ein paar
Reden und Ansprachen, sowie Gedichte aber keine eigenen Sammelbände oder Bücher.
In Tschechien hingegen erschienen bereits die ersten Titel einer auf 17 Bände
veranschlagten Werkausgabe!
Der vorliegende Gedichtband bildet somit einen gelungen Auftakt, das so reichhaltige Werk
Ludvík Kunderas zu entdecken.
Volker Strebel (KK)
Das deutsche Breslau erkennt man auf dem Jüdischen Friedhof
Roswitha Schieb: Literarischer Reiseführer Breslau. Sieben Stadtspaziergänge.
Deutsches Kulturforum östliches Europa, Potsdam 2004, 401 S.
1988 veröffentlichte Johannes Schultz-Tesmar das Buch Schlesien. Der Reiseführer
durch das Land an der Oder, und für Breslau standen 50 Seiten zur Verfügung,
geordnet in neun Spaziergänge durch die Stadt. 1991 gab Heinrich Trierenberg sein Buch
Breslau in alten und neuen Reisebeschreibungen heraus. Das jüngste Buch von
Roswitha Schieb nennt sich Literarischer Reiseführer und begnügt sich mit
sieben Stadtspaziergängen, um den reichen Vorrat an Zitaten über die Hauptstadt
Schlesiens anzubieten.
Breslau ist en vogue, in den letzten beiden Jahren sind auch zwei umfangreiche
mongraphische Bücher über die Stadt erschienen, von Norman Davies und Roger Moorhause
Die Blume Europas. Die Geschichte einer mitteleuropäischen Stadt und von
Gregor Thum Die fremde Stadt Breslau 1945.
Jetzt schreibt Roswitha Schieb gleich im ersten Absatz ihrer Einleitung Literaturstadt
Breslau: Breslau blüht auf. Die Stadt ist im Begriff, mit den großen
östlichen Magneten Krakau und Prag um Schönheit und um Lebendigkeit zu wetteifern.
Gleich darauf heißt es in diesem Vorwort: Breslau, das 1945 zu etwa 70 Prozent
zerstört war und dessen Bewohner fast vollständig ausgetauscht wurden, erstrahlt heute
in einem Glanz, der von der Freude der Bewohner über ihre schöne Heimat kündet.
Warum nur dieses Wort ausgetauscht? Um den Begriff der Vertreibung der
Deutschen aus Breslau nicht nur zu umgehen, sondern gar schönzufärben? Einige Seiten
weiter spricht die Autorin dann von der Vertreibung, und auf dem Umschlag des Buches
erfahren wir von ihren aus Schlesien vertriebenen Eltern. Die Verfasserin ist
1962 geboren, der Geburtsort wird leider ausgespart.
Die bekannten und berühmten Autoren, die etwas zu Breslau zu sagen wußten, kehren auch
hier wieder, und das ist keineswegs nachteilig, sondern ein Gewinn, will man das
historisch gewachsene und für alle Zeiten schöne und geliebte Breslau vorstellen. Es
seien hier nur der spätmittelalterliche Geschichtsschreiber Barthel Stein und der
Kupferstecher Matthias Merian genannt, aus dem 19. und 20. Jahrhundert der spätere
amerikanische Präsident John Quincy Adams, Johann Wolfgang von Goethe, Karl Holtei,
Gustav Freytag, Gerhart Hauptmann, Ricarda Huch, Alfred Kerr, Paul Löbe. Das Schöne ist,
daß mancher gewichtige Name zu dieser Ahnenreihe hinzugefügt ist, etwa Norbert Elias,
Günter Anders, Max Born, Edith Stein, aber auch zeitgenössische Schriftsteller wie Ernst
Günther Bleisch und Heinz-Winfried Sabais, diese übrigens im Zwiegespräch mit dem heute
in Breslau wohnenden herausragenden polnischen Schriftsteller Tadeusz Rozewicz. Man freut
sich, wenn unbekannte Zitate von Zeitzeugen der Stadt Breslau zu entdecken sind, so von
Ruth Hoffmann und Friedrich Bischoff, dem experimentierfreudigen Intendanten der
Schlesischen Funkstunde bis 1933, dessen Breslauer Wohnung wir jetzt dank eines Zitates
besuchen dürfen.
Vielleicht ist Günther Anders, Sohn des Psychologen und Pädagogen William Stern, zu oft
und zu ausführlich mit seinen Eindrücken der Wiederbegegnung 1966 nach Jahrzehnten der
Emigration zitiert. Aber es darf der Autorin die edle Absicht der Wiedergutmachung
unterstellt werden. Richtig ist es, daß auch polnische Autoren aus den Jahrzehnten nach
1945 das Wort erhalten. Im Bericht über den dank der Initiative von Maciej Lagiewski
restaurierten Jüdischen Friedhof in der Breslauer Lohestraße heißt es, was auch
andernorts bereits festgestellt wurde: Daß Breslau eine deutsche Stadt war, sieht
man heute welch bittere Ironie der Geschichte nirgends deutlicher als auf
dem Jüdischen Friedhof. Auf über 15 000 Grabstätten findet man neben hebräischen vor
allem deutsche Inschriften, darunter zahlreiche literarische Zitate von Goethe oder
Lessing.
Leider ist die Aussage des Schweizer Schriftstellers Max Frisch aus seinem Tagebuch vom
August 1948 mit Kommentaren zum kommunistisch inszenierten Friedenskongreß der
Intellektuellen (Festort war die Jahrhunderthalle, jetzt Halle des Volkes benannt) nur
bruchstückhaft wiedergegeben. Es fehlt die Schlüsselbemerkung: Ich weiß nicht, wo
ich bin. Schlesien ist Heimat von Gerhart Hauptmann ... Der Beweis, daß Schlesien ein
polnisches Land sei: mit dem gleichen Beweis könnte Österreich verlangen, daß wir
(Schweizer) nach siebenhundert Jahren unter seine Herrschaft zurückkehren ... Polen ohne
die östlichen Gebiete, die Rußland genommen hat; dafür Schlesien, das ungeheure
Geschenk.
Man würde sich des Beckmesserns schuldig machen, wollte man all die Autoren nennen, die
während dieses literarischen Spazierganges auch hätten zitiert werden sollen. Aber
Joachim Konrad mit einem Zitat vom 30. Juni 1946 aus der letzten deutschen Predigt in der
Elisabethkirche, der Kunsthistoriker Ernst Scheyer, auch ein Fall der Wiedergutmachung,
Hugo Hartung aus seinem Buch über die letzten Tage in Breslau vor dem Sieg der Roten
Armee, um nur diese Namen hier anzuführen, wären angemessen gewesen.
Trotz dieser Anmerkungen: Es ist ein guter, kenntnisreicher, zuverlässiger literarischer
Reiseführer geworden. Leider ist das Buch im Selbstverlag des von der gegenwärtigen
Bundesregierung in Potsdam im Jahre 2002 geschaffenen Deutschen Kulturforums östliches
Europa erschienen. Ein Selbstverlag ist eine ungünstige Ausgangsbasis für den
Bekanntheitsgrad einer Publikation, für Werbung und Absatz. Dem Buch von Roswitha Schieb
möchte man jedoch viele Leser wünschen, die die Abwandlung des Goetheschen Ausspruchs
über Leipzig im Titel nachvollziehen wollen.
Herbert Hupka (KK)
Schlesische Biographien für Fach- und andere Leute
Schlesische Lebensbilder. Bd. 8. Schlesier des 14. bis 20. Jahrhunderts.
Im Auftrag der Historischen Kommission für Schlesien hg. von
Arno Herzig. Verlag Degener & Co, Neustadt/Aisch 2004, 383 S., 35 Euro
Die 1921 gegründete Historische Kommission für Schlesien legte bereits ein Jahr später
Band I der Schlesischen Lebensbilder vor, in denen bedeutende Schlesier (nach
Geburt oder Wirkungsort) des 19. Jahrhunderts in Biographien von durchschnittlich fünf
Seiten Umfang in namentlich gezeichneten Artikeln vorgestellt werden. Jetzt erschien Band
8. Die 40 Biographien dieses Bandes reichen zurück bis ins 14. Jahrhundert und stellen
historische Persönlichkeiten vor, die entweder aus der schlesischen Kulturlandschaft
hervorgegangen sind oder sie durch ihr Wirken entscheidend mitgeprägt haben. Werke (z. T.
sehr umfängliche Listen) und Sekundärliteratur sind am Schluß der Artikel aufgeführt,
die Porträts auf Tafeln am Schluß des Bandes zusammengefaßt. Die Biographien der 36
Männer und nur 4 Frauen sind mit dem Namen des Autors, der Fundstelle und der Angabe, ob
eine Abbildung vorliegt, im kumulierten Register nachgewiesen.
Wenn dieses Buch auch methodisch auf dem biographischen Ansatz basiert, so vermag es
dennoch die politische, soziale und kulturelle Entwicklung dieses Landes vom 14. bis zum
20. Jahrhundert aufzuzeigen, wie sie sich in den Biographien widerspiegelt. Schlesien
erfuhr durch den Zweiten Weltkrieg, durch Flucht und Vertreibung der Deutschen aus diesem
Raum eine entscheidende Zäsur. Doch mit dieser Zäsur endet keineswegs die Geschichte und
Kultur dieses Landes. Die neue Bevölkerung Schlesiens hat dieses kulturelle Erbe bewußt
zu ihrem eigenen gemacht.
Davon zeugen in diesem Band die Beiträge polnischer Autoren sowie die Biographie des
Breslauer Germanisten Marian Szyrocki, der bereits in den 70er Jahren des vorigen
Jahrhunderts durch seine Forschungen zum schlesischen Barock und seine Kontakte zu
deutschen Kollegen die Verpflichtung dieses Erbes demonstrierte. Andreas Rüther befaßt
sich mit dem Breslauer Bischof Preczlaus von Pogarell, der Kaiserin Anna von Schweidnitz,
der Gemahlin Karls IV., und dem Herzog Ludwig I. von Liegnitz und Brieg. Der Biographie
des aus Glatz stammenden Kardinals Michael Friedrich Graf von Althann hat sich Joachim
Bahlcke angenommen. Joachim Köhler stellt die Biographie des Kirchenhistorikers Hubert
Jedin vor, Jens Baumgarten widmet sich dem Künstler Christoph Tausch, und Angelika Marsch
verdeutlicht die positive Prägung der schlesischen Kulturlandschaft an Felix Antonius
Scheffler. Die Entwicklung des jüdischen Geisteslebens in Schlesien war kein
innerjüdischer Prozeß, vielmehr profitierte die Gesamtgesellschaft davon, wie die
zahlreichen jüdischen Nobelpreisträger und die in diesem Band vorgestellten jüdischen
Persönlichkeiten aus Schlesien zeigen. In diesem Band werden die Biographien des Dichters
Ephraim Moses Kuh, verfaßt von Hans Otto Horch, von Ernst Cassirer, verfaßt von Birgit
Recki, von Alfred Kerr, geschrieben von Hans-Gerd Winter, und von Norbert Elias aus der
Feder von Herman Korte vermittelt. Georg May stellt den späteren Bischof Ferdinand
Piontek vor, der als letzter deutscher Kapitelsvikar von Breslau aus seinem Amt gedrängt
wurde.
Die Bildnisse sind, soweit verfügbar, wiederum in einem Tafelanhang zusammengefaßt, auf
den im Text und im Inhaltsverzeichnis verwiesen wird. Das kumulierte Register der in den
Bänden 1 bis 7 behandelten Personen (mit Verfasser, Fundstelle und Hinweis auf
Abbildungen) verzichtet unpraktischerweise auf die Einbeziehung der Namen aus dem
vorliegenden Band 8. Zählt man dessen 40 Biographien dazu, so sind es bisher insgesamt
407.
Die vor dem Krieg in Breslau erschienenen und längst vergriffenen Bände I (1922) bis 5
(1931) wurden 1985 erfreulicherweise vom Thorbecke-Verlag, der auch den ersten
Nachkriegsband 5 (1968) von einem anderen Verlag übernommen hat, nachgedruckt. Die
Publikation weiterer Bände ist durch große Abstände im Erscheinen gekennzeichnet: auf
den Band 6 (1990) folgte erst nach weiteren zehn Jahren der im März 2001 ausgelieferte
Band 7 mit 60 neuen, nach dem Geburtsjahr chronologisch geordneten Biographien, darunter
wiederum nur zwei von Frauen. Sie fallen mit durchschnittlich sieben Seiten Umfang etwas
kürzer aus als die 34 Biographien des vorhergehenden Bandes mit je knapp zehn Seiten. Mit
Band 8 hat der Verlag Degener & Co in Neustadt / Aisch die Reihe übernommen, auch
vorherige Bände sind über ihn zu beziehen.
Der im Vorwort zum Reprint von Band 1 vorgegebene Publikationsplan, der nur noch drei
weitere Bände (nämlich 6 bis 8) und dazu einen Abschlußband mit ca. 5000
Kurzbiographien für alle Epochen vorsah, scheint aufgegeben worden zu sein. Zwar erfährt
man dazu nichts aus dem Vorwort zu Band 8, doch heißt es auf Seite 12 im Vorwort des
Herausgebers Arno Herzig, daß ohne die finanzielle Unterstützung der Beauftragten der
Bundesregierung für Kultur und Medien, Christina Weiss, das Erscheinen dieses Bandes kaum
möglich gewesen wäre. Der Ladenpreis von 35 Euro wirkt auf Anhieb etwas abstoßend hoch,
ist aber in Anbetracht der damit verbundenen Arbeit für die Recherche und präzise
Wiedergabe angebracht. Diese Veröffentlichung nicht nur für Wissenschaftler, sondern
für alle Schlesier und solche, die sich mit der schlesischen Geschichte und Kultur
befassen, sollte daher in keinem Bücherschrank fehlen.
Michael Ferber (KK)
Identitätssuche in der Muttersprache, die zur Sprache
der Mörder geworden war
Natalia Shchyhlevska: Deutschsprachige Autoren aus der Bukowina.
Die kulturelle Herkunft als bleibendes Motiv in der Identitätssuche
deutschsprachiger Autoren aus der Bukowina.
Peter Lang Verlag, Frankfurt am Main 2004
(= Studien zur Deutschen und Europäischen Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts,
Band 55).
249 Seiten
Seit einer Reihe von Jahren erlebt die untergegangene Literaturlandschaft der Bukowina in
Deutschland und Europa eine Wiederentdeckung in neuen Editionen, Anthologien und
Beiträgen der Forschung, wie an dieser Stelle zuletzt der Hinweis auf die gesammelten
Studien von Klaus Werner belegt (vgl. KK Nr. 1189, S. 15). Den
mit der EU-Osterweiterung neu zusammenwachsenden Kontinent erinnert diese alteuropäische
Region im Schnittfeld von mindestens vier Kulturen und Sprachen an die Möglichkeit einer
transkulturellen Gemeinsamkeit in der Vorkriegszeit. Das Ukrainische (Ruthenische) und das
Rumänische waren hier ebenso zu Hause wie das Deutsche und das Jiddische bzw. das
Hebräische, dazu kamen kleinere Minderheiten (Polen, Armenier). Aber gleichzeitig wird
auch immer wieder die Zerstörung dieser gelebten Utopie durch rassistische Verfolgung und
Vernichtung, durch Krieg sowie nationalistische und ideologische Transformationen ins
Gedächtnis zurückgerufen.
Und so sind Heimweh und Erinnerung an die kulturelle Herkunft, Identitätssuche in der zur
Mördersprache gewordenen Muttersprache, schließlich vor allem
das Zeugnis-Ablegen als Grundhaltung einige der wesentlichen Stichworte, mit
denen die junge, aus der Ukraine stammende Germanistin Natalia Shchyhlevska zentrale
Motive der Lyrik deutschsprachiger Autoren aus der Bukowina bestimmt. Dazu hat sie um die
beiden großen Lyriker Rose Ausländer und Paul Celan herum einen denkbar breiten Korpus
von insgesamt zehn Dichterinnen und Dichtern ausgemacht, die zwischen 1889 und 1924 in der
Bukowina geboren wurden, fast alle in der Hauptstadt Czernowitz, und alle aus einem
jüdischen Elternhaus stammen, das zumeist liberal, großbürgerlich und assimiliert war,
weltoffen und kulturbegeistert. Alle sind sie geprägt von der deutschen Sprache, an der
die Dichter den Verfolgungen und Erfahrungen von Leid zum Trotz festhalten, ja in der sie
sich selbst wiederfinden und die ihnen in der Fremde zu einer Heimat wird, um eine
zentrale These der Untersuchung verknappt zusammenzufassen.
Hervorzuheben an dieser an der Universität Mainz entstandenen Dissertation ist zunächst
der schnörkellose, modischen Theorien und Begriffsspielereien abholde Zugriff der
Autorin, der stets auf die Werke und Autoren zuführt. Die motivgeschichtliche Suche nach
Spuren landschaftlicher Erfahrung, religiöser jüdischer, aber auch christlicher
Symbolik und der Vergewisserung in der Sprache greift dabei zurück auf das sichere
Fundament literaturwissenschaftlicher, historischer, theologischer und philosophischer
Kenntnisse, die kommentierend in die Gedichtinterpretationen eingebracht werden, aber nie
den Gang der Argumente stören. Freilich gibt sich die Autorin mit Textgeschichte oder
biographischen Einzelheiten selten ab. Dafür stehen im Anhang zehn kluge Biogramme, die
lakonisch von zum Teil erschütternden Lebenswegen berichten. Sie belegen in ihrem
gleichmäßigen Umfang, daß in diesem Buch kein Unterschied zugelassen wird zwischen den
eher berühmten Namen, neben Ausländer und Celan also etwa Alfred Margul-Sperber und
Immanuel Weißglas, Alfred Kittner und Alfred Gong, und den weniger bekannten Autoren wie
der siebzehnjährig im Arbeitslager an Typhus verstorbenen Selma Meerbaum-Eisinger, wie
Else Keren, Moses Rosenkranz und Klara Blum, deren Werdegang von Czernowitz nach Wien und
Israel, nach Moskau und durch halb Europa führte, um dann schließlich in Shanghai zu
enden.
Vielleicht ist es eine der wichtigsten Aufgaben in einem wahrhaft offenen und zugleich
seiner vielfältigen kulturellen Wurzeln bewußten Europa, daß sich die
ost(mittel)europäischen Nationen der Fülle und Dichte der vor 1914 oder wenigstens doch
vor 1939/45 möglichen Kulturkontakte und künstlerischen Leistungen in diesen damals noch
nicht gewaltsam und nationalistisch entmischten Gebieten erinnern. Das gilt für das
Baltikum wie für den Balkan und seine Regionen, gewiß auch für die Ukraine hinsichtlich
der Bukowina, der Gegend, in der Menschen und Bücher lebten (Celan). Insofern
ist es ein Glücksfall, daß eine junge Literaturwissenschaftlerin aus der Ukraine sich
dieses Stoffs angenommen und dieses Leitwort Celans zur Grundlage ihrer Studie gewählt
hat, die durch sprachliche Präzision und Sorgfalt wie durch literarhistorische und
interpretative Kraft beeindruckt. Es wäre zu wünschen, daß diese Untersuchung in
Deutschland, in der Ukraine und in Europa viele Leser auf diese merkwürdig reiche
Literaturlandschaft des Buchenlands aufmerksam macht.
Frank Hoffmann (KK)
Neue CD-Einspielung mit Werken des mährischen Komponisten Samuel
Capricornus
Das Haus der Heimat des Landes Baden-Württemberg ist in den vergangenen Jahren immer
wieder durch Konzerte und CD-Einspielungen wenig bekannter deutscher Komponisten aus dem
Osten aufgefallen. In Zusammenarbeit mit dem Südwestdeutschen Rundfunk (SWR) und dem
Cornetto-Verlag Stuttgart hat das Haus der Heimat des Landes Baden-Württemberg jetzt eine
neue CD mit Werken des mährischen Komponisten Samuel Capricornus (1628-1665)
herausgegeben. Es musiziert das Lukas Barock Ensemble Stuttgart auf zum Teil historischen
Instrumenten.
Samuel Capricornus wurde am 21. Dezember 1628 in Scharditz (Sardice) südöstlich von
Brünn in Mähren geboren und starb am 10. November 1665 in Stuttgart.
Die neue CD ist erschienen im Cornetto-Verlag Stuttgart (www.faksimiles.org) in der Reihe Musik am
württembergischen Hof und ist im Fachhandel erhältlich.
Carsten Eichenberger (KK)
Literatur und Kunst
In Farben erschließt sich die Welt
Mit einer neuen Ausstellung demonstriert Brigitta Heyduck,
daß ihre Kunst der Gegenständlichkeit entwächst
Die Malerin und Grafikerin Brigitta Heyduck hat jüngst wieder zu einer Einzelausstellung
nach Nürnberg eingeladen; der in der Wiedergabe der Farben hervorragend edierte Katalog
liegt dank mäzenatischer Unterstützung vor. Man ist versucht zu behaupten, daß eine
neue Künstlerin sich vorstellt.
Brigitta Heyduck wurde 1936 in Breslau geboren, 1946 dann vertrieben, seit 1950 ist
Nürnberg ihr neues Zuhause. In Kaltnadel-Radierungen aus den 60er Jahren, es wurde ein
zwölfteiliger Zyklus, ist Nürnberg das Thema. Stilistisch erweist sich die Folge
,Nürnberg' als Werk des Übergangs. Manches Detail ist dem graphischen Zeitstil der
sechziger Jahre verhaftet. Den ab 1970 unverwechselbaren Individualstil der Heyduck zeigen
die zwölf Kompositionen mehr oder weniger erst keimhaft, heißt es im Katalog.
Wer allerdings das malerische Werk der Künstlerin seit nunmehr fast vier Jahrzehnten
begleitet hat, begegnet jetzt einer im Umgang mit der Farbe gewandelten Brigitta Heyduck.
Viele Jahre kennzeichnete diese Malerei eine fast zeichnerisch sich gebärdende, auf die
Objekte des Alltags bezogene Gegenständlichkeit. Was sagen mir Türen und Fenster und
eine Pflugschar, die ich mit dem Auge der Malerin entdecke und in neue Zusammenhänge
setze? All dies ist jetzt Vergangenheit. Ihre Kunst ist gegenstandslos geworden, jede
perspektivische Tiefe hat sie bewußt aufgegeben.
Die Farben, in ihrem kompositorischen Miteinander, nicht Gegeneinander, triumphieren.
Dieses starke Wort vom Triumphieren muß gebraucht werden. Nie war Brigitta Heyduck der
abstrakten Malerei oder dem Expressionismus zuzuordnen, aber jetzt bei den Landschaften
will es fast scheinen, als sei jegliche Realität aufgegeben oder nur gelegentlich
hineininterpretierbar, als bauten die Farben souverän das einzelne Bild, als wären
Formgebungen der Natur wie Meer oder Berge nur verborgene Akzentuierungen. Es sind Welten,
wie sie sich in Farben eher selbst darstellen, als daß sie dargestellt werden,
Märchenwelten. Die Realität vor Augen ist aufgehoben durch die Harmonie der Farben, und
lediglich der Titel des Bildes gemahnt an den ersten optischen Eindruck, der Anreiz und
Anlaß zum Bild gewesen sein mag, aber durch das Bild zu einer ganz neuen Aussage wird.
Die Bilder der Phantasie entstanden auf den vielen weiten Reisen, sei es in den Jemen oder
jetzt nach Südchina und Tibet. Brigitta Heyduck ist ein neugieriger Mensch und zugleich
entschlossen, das Neue und Einmalige sich nicht nur anzueignen, sondern es in einem ganz
subjektiven Farbenspiel zu spiegeln.
Herausgegriffen sei das Bild Gebetsfahnen III. 1998. Vor blauem Hintergrund
spielen Fetzen von Fahnen gleichsam miteinander. Man wird an Paul Klees wundersame und
musikalisch heiter gestimmte Bildbeschreibung erinnert. Und in fernöstlich angehauchten
Bildern wie Kailash II. 2000 türmen sich kegelförmige Berge in wechselnden
Farben vor tiefblauem Meer, eine verzauberte Wunschwelt.
Eine eigene Abteilung von Bildern heißt Vier Elemente. Erde, Himmel, Wasser,
Feuer, diese Elemente werden fern jeder Gegenständlichkeit mit Farben vergegenwärtigt.
Nicht anders ist es bei den Gemälden unter dem Titel Landschaften. Bisweilen
ist es ein Furioso an Farben, entsprungen wahrer koloristischen Leidenschaftlichkeit. Das
Bild Erde 2003 ist so zwingend komponiert, daß keine der braun und ein wenig
rot und blau getönten Farben ausgewechselt werden könnte. So stellt sich mir Erde und
Wasser 2003 dar, wenn ich die Elemente aufgrund meiner Empfindung in Farben umsetzen,
farbig zum Tönen bringen möchte. Man ist gern bereit, die Empfindung der Malerin zu
bestätigen und sich zu eigen zu machen.
Der gut gegliederte und reichhaltige Katalog enthält auch eine Abteilung Rasenstück,
eine Reverenz gegenüber Albrecht Dürer, in der Genauigkeit den großen Nürnberger
kopierend und in der Schönheit des Zeichnerischen ihn ehrend. Sogar das berühmte
Namenssiegel ist nicht vergessen.
Übrigens war jetzt zu erfahren, daß Brigitta Heyduck zu einer Ausstellung ihres
malerischen und grafischen Werkes in ihre Heimatstadt Breslau eingeladen worden ist. 1982
wurde sie mit dem Förderpreis des Kulturpreises Schlesiens des Landes Niedersachsen
ausgezeichnet, jetzt darf gefragt werden, ob die Malerin, gerade angesichts ihres
jüngsten Oeuvres, nicht den Hauptpreis verdiente.
Herbert Hupka (KK)
Fotos und Gemälde von Erika Young unter dem Titel Schlesien. Land der Sehnsucht.
Städte und Landschaften zeigt das Haus Schlesien in
Königswinter-Heisterbacherrott im Eichendorffsaal bis zum 21. November. Aktuelle Fotos
vielfältiger Baudenkmäler aus acht Jahrhunderten schlesischer Geschichte werden ergänzt
durch Aquarelle und Radierungen mit Ansichten aus dem Riesengebirge. Zur gleichen Zeit
präsentiert sich das Regionalmuseum Jauer als schlesischer Partner des Hauses im
Siebengebirge vornehmlich mit Objekten zur schlesichen Wirtschaftsgeschichte.
(KK)
Weichsel, Warthe, Wien
Die Autorin, Übersetzerin und Verlegerin Gerda Leber-Hagenau,
eine bedeutende Mittlerin zwischen polnischer und deutscher Literatur, ist tot
Eine der großen Vermittlerinnen zwischen der polnischen und der deutschen Literatur, die
Autorin, Übersetzerin und Verlegerin Gerda Leber-Hagenau, verstarb am 8. August im Alter
von 85 Jahren in ihrem Feriendomizil in Oberösterreich am Irrsee.
Gerda Leber-Hagenau wurde am 11. Dezember 1918 in Lodz geboren und war zeitlebens ihrer
Heimat, die sie wie Millionen andere nach 1945 unfreiwillig verlassen mußte, eng
verbunden. Von ihrer neuen Heimat in Wien aus beobachtete sie das Geschehen in Polen
aufmerksam. Aber auch zu ihrer alten Schule und den Schulkameraden vom Lodzer Deutschen
Gymnasium (LGD) hielt dessen Absolventin und ehemalige Lodzer Wandergruppenführerin den
Kontakt aufrecht. Stets betonte sie ihnen gegenüber, Deutsche zu sein, auch wenn sie in
Polen geboren worden ist, als Mittlerin zwischen den Kulturen wirkte und in Österreich
lebte. Vielen Lesern des Kulturwartes der Landsmannschaft Weichsel-Warthe
werden ihre zahlreichen Beiträge über Deutsche Spuren in Lodz oder 575
Jahr Feier der Verleihung der Stadtrechte an Lodz bekannt sein. Auch für das
Jahrbuch Weichsel-Warthe wurde sie tätig, zuletzt 1995 mit dem Beitrag Es begann
mit einem Anruf aus Danzig.
In ihrer literarischen und verlegerischen Tätigkeit war sie stets um die Annäherung, das
Verständnis und die Zusammenarbeit zwischen Ost und West bemüht, immer aber auch im
Hinblick auf das Schicksal verschiedener Volksgruppen in ihrer Heimat. Ihre
Literaturgattung waren Lyrik (das Werk Der Himmel brennt) und Romane (Lucyna
Herz). Da die Lodzerin zweisprachig aufgewachsen war, standen ihr beide Kulturen
offen, und sie betrachtete es als ihre Aufgabe, zu vermitteln und beide Kulturen
miteinander bekannt zu machen. Hierzu zählt ihre inzwischen zum
literaturwissenschaftlichen Standardwerk avancierte zweibändige Arbeit Polnisches
Theater und Drama (1994). Sie selber übersetzte und verlegte Arbeiten wie die
Liebesgeschichten der slawischen Völker und polnische Nachkriegsliteratur.
Gerda Leber-Hagenau hatte auch eine eigene Musik-Edition in ihrem Verlagsprogramm.
Neben Karl Dedecius und Klaus Staemmler zählt sie zu den großen Vermittlern zwischen
Deutschland und Polen unserer Zeit.
Aber auch in anderen Literaturgattungen war sie zu Hause. Aus ihrer Feder stammt z. B. die
Biographie Jan Sobieski, der Retter Wiens (1983). Sie hinterließ ein
reichhaltiges lyrisches Werk, für das sie vielfach ausgezeichnet und geehrt wurde. Im
Jahr 1970 wurde ihr der österreichische Berufstitel Professor verliehen. Auch
zahlreiche polnische Auszeichnungen hat sie, vor allem nach der Wende im Ostblock,
erhalten.
1994 erhielt sie in Esslingen den Andreas-Gryphius-Preis der Künstlergilde, und 1999
wurde sie für ihre völkerverbindende Arbeit mit dem Österreichischen
Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse geehrt. Eine schriftliche Ehrung unter
dem Titel Gerda Hagenau des Wortes mächtig verfaßte Wilfried Gerke im
Jahrbuch Weichsel-Warthe 2003.
Polen und Deutschland verlieren mit ihrem Tod eine große Vermittlerin beider Kulturen und
eine große Europäerin.
Martin Sprungala (KK)
Leichte Muse in schwerer Zeit
Der Danziger Komponist Helmut Degler alias Henryk Jablonski
Wer kannte im Polen der 50er und 60er Jahre nicht die Nachkriegsschlager Zachodni
wiatr (Westwind), Hej chlopcy (Hallo, Jungs), Tylko echo
(Nur ein Echo), Spozniona milosc (Verspätete Liebe), Tyle lat minelo
(Viele Jahre sind vergangen) und das besonders beliebte Pierwszy siwy wlos
(Das erste graue Haar), gesungen von der unvergeßlichen Marta Mirska (die junge Frau
hatte sich zu Anfang dagegen gesträubt, dieses angegraute Lied zu singen) und
später von Mieczyslaw Fogg. Besonders diese ersten Lieder verrieten die Romantik der
Ostsee, der Fischer und der Seeleute und verwiesen eindeutig auf ihre Heimat, die Küste.
Wer jedoch wußte, daß diese Lieder von dem Danziger Henryk Jablonski, eigentlich Helmut
Hubertus Degler, stammten ?
Helmut Hubertus Degler wurde 1915 als Sohn einer deutschen Bürgerfamilie geboren, in der
Musik sehr gepflegt wurde. Der Vater Herward Degler, stammte aus den Masuren,
Maschinenbauer und verheiratet mit Alidia geb. Springer. Der Großvater Julius Degler,
verheiratet mit Rosalie geb. Jablonska, war bis zu Ende des Ersten Weltkrieges
Königlicher Obergärtner im Schloßpark zu Oliva. Er hatte elf Kinder, und alle spielten
ein Instrument, so daß Helmut schon als Kind mit der Musik vertraut war. Seine erste
Komposition, einen Marsch, komponierte er als fünfjähriger Knabe für seinen Vater zum
Geburtstag. All die Kinder und Jugendjahre hatte er Klavier- und Geigenunterricht; später
kam noch das Cello dazu, das ihm besonders gefiel. Nach dem Abitur besuchte er das
polnische Konservatorium Macierzy Szkolnej, da dort der berühmte Cellist Kazimierz
Wilkomirski Unterricht erteilte. Komposition und Theorie studierte er bei den Danziger
Komponisten Werner Schramm und Alfred Paetsch. Schon während des Krieges hatte er Kontakt
mit dem Danziger Rundfunk. Er schrieb Arrangements für das Radioorchester, auch wurden
seine Kompositionen dort aufgenommen. Gleich nach dem Krieg wirkte er als Cellist in der
Filharmonia Baltycka (Baltischen Philharmonie) mit, die Prof. Tadeusz Tylewski organisiert
hatte. Auch war Helmut Degler musikalischer Berater des Studentenorchesters sowie dessen
Chordirigent in der Technische Hochschule in Danzig und leitete den Chor am Conradinum.
Helmut Degler war nicht in den Krieg gegangen, da er hinkte (er litt an der Heine-Medina-
Krankheit). Er verdiente sein Geld während des Krieges, indem er in den besten
Restaurants Zoppots spielte.
Am 15. Februar 1945 heiratete er die hübsche 19jährige Danzigerin Charlotte Treder. Die
Flitterwochen verbrachten die Frischvermählten in der Ruine der elterlichen Villa
Charlottes im Jäschkentalerweg 28, heute Jaskowa Dolina 58. Deglers Eltern verließen die
Stadt mit einem der letzten Schiffe. Bis zum Jahre 1956 blieb die Villa weitgehend Ruine,
erst mit dem Erfolg des Schlagers Pierwszy siwy wlos war er in der Lage, das
Haus wiederaufbauen zu lassen.
Er selbst wohnte in der Kriegszeit in der Jopengasse 8 (heute Piwna). Das Haus brannte
jedoch völlig ab und mit ihm das gesamte kompositorische Werk, über 200 Stücke. Als er
dann in der Ruine im Jäschkentalerweg wohnte, wollte er die Noten einiger Lieder
rekonstruieren, er verfügte jedoch weder über Papier noch Feder. In den Ruinen fand er
einen zerbrochenen Bleistift und ein wenig Toiletten- und Frühstückspapier, auf welchem
er Note für Note die Suita polska (Polnische Suite) rekonstruierte. Für
weiteres reichte das Papier nicht aus.
Nach dem Krieg arbeiteten die Deglers für den sprichwörtlichen Teller Suppe bei der
Danziger Stronnictwo Demokratyczne (Demokratischen Vereinigung), Helmut malte Werbeplakate
für die Vereinigung und spielte während der Versammlungen Klavier. Die Kommandantur der
Roten Armee in Danzig bildete ein eigenes Orchester und brauchte Akkordeonspieler. Also
wurde Helmut Mitglied der sowjetischen Militärkapelle. Die Russen störten sich nicht an
Helmuts Herkunft, wichtig war, daß er ausgezeichnet spielte, sogar die russische Melodien
so einfühlsam, daß alte Frontsoldaten vor Rührung weinten. Als geschätzter Künstler
mußte er sein Instrument nicht einmal selbst tragen, sondern hatte einen ihm zugeordneten
sowjetischen Träger. Als seine Frau schwanger war und Milch brauchte, die damals
kostbarer war als Gold, arretierte eine sowjetische Patrouille kurzerhand eine
Kuh.
Die meisten deutschen Danziger verließen Anfang 1945 ihre Stadt, er jedoch wollte
zusammen mit seiner Frau in Danzig bleiben. Er fühlte sich als dieser Stadt zugehörig.
Im September 1945 hätte er die Möglichkeit, zusammen mit dem sowjetischen Kommandanten
Danzigs nach Berlin zu fahren, ergriff sie aber nicht. Im Oktober 1948 wurde er durch
einen Verwaltungsakt gezwungen, seinen Namen zu ändern. Von Amts wegen wurde ihm der Name
Deglerski zugeteilt. Er jedoch zog es vor, sich Jablonski zu nennen, so wie seine
Großmutter väterlicherseits geheißen hatte. Sein neuer Vorname war Henryk. Seiner Frau
wurde anfangs der Vorname Karolina zugeteilt, da Charlotte ein Feindesname war. Als sie
jedoch die Dokumente abholte, stellte sich heraus, dass sie Kornelia heißen sollte, was
ihr den Namenstag ein für allemal verleidete.
In den ersten Nachkriegsjahren arbeitete Henryk Jablonski als Cellist im Danziger
Symphonieorchester. Später leitete er einen Chor und das Orchester der Technischen
Hochschule, den Conradinum-Chor und ab 1954 unterrichtete er Komposition und
Instrumentierung an der damaligen Musikhochschule in Danzig. Er arbeitete außerdem mit
dem Radio zusammen, für das er viele Jahre lang auch kaschubische Musik bearbeitet hat.
Er komponierte außerdem die I. Kaschubische Symphonie. Er war beim Publikum
außerordentlich beliebt.
Er arbeitete mit den Musikgrößen des Landes wie Wladyslaw Szpilman und Stefan Rachon
zusammen, für deren Orchester er viele allseits bekannte Melodien komponierte.
Henryk Jablonski starb 1989. Nach ihm wurde eine Straße in Danzig benannt, an der Fassade
seines Hauses im ehemaligen Jäschkentalerweg wurde vom Danziger Kulturamt eine
Gedenktafel angebracht. Wahrscheinlich erinnert sich kaum noch jemand daran, daß er einst
bis zu seinem 33. Lebensjahr Helmut Hubertus Degler geheißen hat. Charlotte, später
Kornelia, die heute den Namen Charlotte verwendet, wohnt bis heute in der Jaskowa Dolina
58, sorgt für Haus und Garten und pflegt die Sammlung von 36 Violinen, die die Wände des
Hauses zieren und einem wie einen Schatz gehüteten Violoncello, auf dem Helmut gespielt
hat.
Die Werke des Komponisten befinden sich teilweise in der Centralna Biblioteka Nutowa, der
Zentralen Notenbibliothek, in Warschau, teilweise in der Bibliothek der Musikakademie in
Danzig, der Rest privat bei der Witwe des Komponisten, Charlotta Jablonska, ul. Jaskowa
Dolina 58, 80-286 Gdansk, Tel. 0 58 / 3 41 01 54.
Gerhard Olter (KK)
Vergessene Europäer Fotoausstellung in Stuttgart
Gemeinsam mit dem Schriftsteller Karl-Markus Gauß reiste der Fotograf Kurt Kaindl
jahrelang über unseren Kontinent auf den Spuren der unbekannten Europäer.
Sie fanden kleinste Nationalitäten und kulturelle Minderheiten, die einen eigenen
Nationalstaat weder anstreben noch errichten und doch die eigene Sprache sowie eine
ausgeprägte kulturelle Eigenständigkeit zu behaupten vermögen. Auf ihren Reisen ist
eine interessante Fotoausstellung entstanden, die bis zum 29. Oktober 2004 im Haus der
Heimat des Landes Baden-Württemberg zu sehen ist und einige Volksgruppen die
deutschsprachigen Gottscheer in Slowenien, die Deutschen in der Slowakei, die Sepharden
von Sarajevo und die Sorben in der Lausitz -vorstellt.
Gauß und Kaindl haben während ihrer Aufenthalte bei diesen Volksgruppen viel mit deren
politischen und kulturellen Repräsentanten gesprochen, vor allem aber den dörflichen und
städtischen Lebensraum und die alltägliche Kultur dieser Menschen sowie ihre Feste und
Feiertage für die Nachwelt festgehalten.
Die Fotos dokumentieren ein anderes Europa, in dem sich alte Volksgruppen zu behaupten
suchen und dabei doch die tägliche kulturelle Grenzüberschreitung praktizieren. Da sich
diese Volksgruppen niemals auf die Enge des Nationalstaatlichen einließen, sind
paradoxerweise gerade sie, die kaum jemand kennt, nicht nur Zeugen eines alten
vergessenen, sondern auch Wegbereiter eines künftigen Europas, in dem nationale Grenzen
gefallen sind und dennoch keine Einheitskultur entstehen, sondern ethnische, religiöse,
sprachliche, kulturelle Vielfalt sich entfalten soll.
(KK)
Verwunschenes und Verspieltes
Bilder von Eugen Weidenbaum aus Riga in Lüneburg
Nymphen und Trolle bevölkern seine Waldbilder, Hasen und Kröten feiern Feste oder singen
im Chor: Ganz tief tauchte der Grafiker Eugen Weidenbaum (1908-1983) in seine Fantasiewelt
ein und entwarf Szenen voller Leben. Seine Bilder erzählen eigene Geschichten, mal
traurige, meist aber fröhliche, in denen kleine Waldbewohner menschliche Züge erhalten
und in einer geselligen Gemeinschaft leben. Die ausdrucksstarken Bilder, mit schnellem
Strich auf das Papier gebracht, zeigen Gefühle und Gedanken der Tiere, wirken dadurch
unmittelbar und ziehen den Betrachter mit.
Einen großen Platz in Weidenbaums Werk nimmt aber auch die genaue Beobachtung der
Gesellschaft ein. Sein feiner Strich und eine scharfe Beobachtungsgabe finden sich nicht
nur in gezeichneten Kommentaren zu zwischenmenschlichen Zwistigkeiten, sondern durchgehend
in allen Grafiken wieder. Weidenbaum zeigt Charaktere, Menschen auf der Straße, beim
Schachspiel oder in der Natur. Dabei thematisiert er nicht nur die glücklichen Momente
des Lebens. Aus eigener Erfahrung kennt er Vertreibung und Krieg und hält diese
Eindrücke in vielen Zeichnungen und Skizzen fest.
Eugen Weidenbaum wurde am 20. April 1908 in Riga als Sohn eines Juristen aus
deutschbaltischer Familie geboren. Nach der Schulzeit in Pommern und Unterricht an der
Stettiner Kunst- und Gewerbeschule 1925-28 nahm er in Riga Malunterricht, arbeitete am
Theater und zeichnete für die deutsche Zeitung. Seine Neigungen lagen zeitlebens zwischen
Schauspielkunst und Malerei.
1934 ging er an die Königsberger Kunstakademie. Er wandte sich der angewandten Graphik
bei Franz Marten zu und wurde 1937 dessen Meisterschüler. Er arbeitete als
Gebrauchsgraphiker und Maler. 1939 bis 1944 war er Soldat. Nach einer schweren Verwundung
durch ein Sprenggeschoß, das seinen rechten Arm nachhaltig schädigte, wurde er aus der
Wehrmacht entlassen.
Die Flucht aus Königsberg führte ihn Anfang 1945 zunächst nach Lübeck, wo er wiederum
als Werbegraphiker Arbeit fand. In den 50er Jahren zog er nach Bielefeld. Dort arbeitete
er als Buchillustrator, Zeichner für Zeitungen und Zeitschriften und leitete eine
Laienschauspielgruppe. Er starb 1983.
Weidenbaums künstlerischer Nachlaß besteht vor allem aus illustrativer Graphik,
Landschaftsaquarellen und vielen Entwürfen für Märchenbilder. Im Ostpreußischen
Landesmuseum wird sein Werk erstmalig bis zum vom 18. September bis zum 30. Januar 2005 in
einer Ausstellung gezeigt.
(KK)
KK-Notizbuch
Der Erzählerwettbewerb der Stiftung Ostdeutscher Kulturrat hat mit 66
Einsendungen von Autoren aus dem In- und Ausland ein lebhaftes Echo erzielt. Anfang
September hat die Jury über die drei Arbeiten entschieden, die im Rahmen einer festlichen
Stunde am 23. Oktober, 15 Uhr, im Bonner Haus der Geschichte mit einer Lesung vorgestellt
und ausgezeichnet werden. Zur Preisverleihung sind alle herzlich eingeladen, der
Ostdeutsche Kulturrat bittet allerdings aus organisatorischen Gründen um eine Anmeldung
unter umseitiger Anschrift oder unter Telefon
02 28 / 21 77 00.
Die Rußlanddeutschen Kulturtage, die das Gerhart-Hauptmann-Haus mit der
Landsmannschaft der Deutschen aus Rußland vom 9. September bis zum 29. Oktober
veranstaltet, bieten ein breites Spektrum an kulturellen und künstlerischen Darbietungen.
Informationen im Gerhart-Hauptmann-Haus unter Telefon
02 11 / 16 99 10 oder unter www.gerhart-hauptmann-haus.de.
Unter dem Leitsatz Die Gegenwart der Vergangenheit finden vom 16. bis zum 19.
September in Wangen im Allgäu die 54. Wangener Gespräche statt, die
nach Lesungen,Vorträgen und Konzerten durch die Verleihung des
Eichendorff-Literaturpreises an Wulf Kirsten gekrönt werden.
Vom 17. bis zum 19. September bietet das Deutsche Kulturforum östliches Europa in Potsdam
eine Veranstaltungsreihe Mythos Czernowitz mit Vorträgen,
Lesungen, einer Ausstellung zur Literatur (Viersprachenlieder erfüllten die Luft
bis 17. Oktober im Alten Rauthaus zu sehen) und einer Filmvorführung sowie einem
Podiumsgespräch über diese Stadt, die immer wieder beschworen wird als Ort einer
europäischen Kultur, wie es sie heute nicht mehr gibt. Informationen unter Telefon 03 31
/ 2 00 98 0 oder www.kulturforum.info.
Im Rahmen der Kulturtage des Landes Nordrhein-Westfalen in der Woiwodschaft Schlesien
veranstaltete der Bund der Vertriebenen NRW in Lubowitz vom 21. bis zum 29. August eine Eichendorff-Singwoche
unter der Leitung von Fritz Jeßler. Organisiert wurde sie von Hans-Joachim Muschiol als
gleichwertiger Ersatz für die 38. Arnsberger Singwoche. Ein Bericht über dieses Ereignis
folgt.
Die Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturtage 2004 finden vom 7. bis zum
26. September in Nürnberg statt und bieten zahlreiche öffentliche Veranstaltungen von
historischem, künstlerischem oder volkstümlichem Interesse. Auskunft erteilt die
Kreisgruppe Nürnberg-Fürth-Erlangen und das Haus der Heimat, Telefon 09 11 / 8 00 26 38.
In der Kölner Galerie der Staatlichen Porzellan-Manufaktur Meißen
findet bis zum 23. Oktober die Ausstellung Kontraste mit
Porzellankunstobjekten und Gebrauchsgegenständen von sechs Künstlerinnen und Künstlern
statt, darunter von Gabriele Grützbach-Hornig.
(KK)