Der polnische Primas von Polen verbindet Entschuldigung mit Vorwürfen.
Angesichts der Debatte, die nach Bekanntwerden der Ermordung von 1600 Juden in Jedwabne durch polnische Bürger, ein Ereignis aus dem Jahre 1941, entbrannt ist, hat sich Kardinal Josef Glemp für die polnische Schuldverstrickung entschuldigt, zugleich aber auch jüdische Schuld eingeklagt.
Der Polnische Rundfunk meldete:
„Kardinal Glemp hat erklärt, ihm sei in Polen keine Aversion gegen den jüdischen Glauben aufgefallen. Gleichwohl verwies er auf den Antipolonismus, den gewisse jüdische Gemeinden derzeit demonstrierten.
In einem Interview für die katholische Nachrichtenagentur wirft Kardinal Glemp auch die Frage auf, ob die Juden nicht ebenfalls zugeben sollten, daß sie gegenüber den Polen schuldig geworden seien, insbesondere in der Zeit, da sie mit den Bolschewiken zusammengearbeitet, da sie bei den Deportationen nach Sibirien geholfen, da sie viele Polen ins Gefängnis gebracht und sich am Tod vieler ihrer Landsleute schuldig gemacht hätten.
Das Buch „Nachbarn“ von Professor Jan Tomasz Gross sei eindeutig auf Bestellung geschrieben worden.
Der These von Gross, das Verbrechen von Jedwabne (10. Juli 1941) sei in den religiösen Unterschieden verwurzelt, stimmt der Primas nicht zu. Nach der Ansicht des Kardinals ist Präsident Aleksander Kwasniewski formal nicht berechtigt, sich im Namen der Nation zu entschuldigen.“

Überliefert vom Oberschlesischen Pressedienst 2001-07-15