Bernd Siebert hatte sich in einer Rubrik unserer Zeitung als Gegner von Volksentscheiden dargestellt.
Herr Bundestagsabgeordneter Siebert, wie ich höre, sind Sie gegen
den Volksentscheid. Dann ist es also in Ordnung. daß wir als EU-Bütrger nicht danach
gefragt wurden, ob wir die gemeinsame Wirtschafts- und Währungsunion wollen oder nicht.
Unsere Nachbarn in Frankreich, Norwegen, in den Benelux-Staaten, in Spanien und den
übrigen Mitgliedstaaten sind danach gefragt worden wir Bundesbürger nicht. Das
finden Sie wohl richtig. Sie sind ja schließlich gefragt worden als Politiker.
Aber ich bin als Normalbürger für eine solche Entscheidung nicht mündig, obwohl sie
mein ganzes künftiges Leben und das meiner Kinder und Kindeskinder entscheidend
beeinflussen wird.
Sie finden es also in Ordnung, wenn sich einige aus der deutschen Kultusbürokratie
zusammensetzen, um dem gesamten Volk eine neue Schriftsprache zu verordnen. Auch so eine
Entscheidung, die das Leben jedes einzelnen beeinflußt. Nur weil die einen ganzen Katalog
weiterer, vollkommen unnützer Reformen beschließen, die die Volkswirtschaft Milliarden
kosten. Dazu und zu anderen Dingen will ich als Bürger dieses Landes gefälligst gehört
werden. Oder glauben Sie, ich gebe meinen Verstand an der Wahlurne ab?
Sie finden es wohl auch in Ordnung, daß dem sogenannten Eingliederungsgebiet, das diesen Namen nicht umsonst erhielt, die Verfassung der Bonner Republik übergestülpt wurde, ohne das Volk über eine gemeinsame Verfassung abstimmen zu lassen.
Lieber Bundestagsabgeordneter Bernd Siebert, das alles ist ganz und gar nicht in Ordnung. Unter Demokratie stelle ich mir etwas anderes vor. Und zwar, daß die Gewalt vom Volke ausgeht. Es ist ein Gebot der Redlichkeit, so wichtige Entscheidungen nicht allein den Politikern zu überlassen, sondern es ist das Gebot der Stunde, das Volk bei einschneidenden Veränderungen in unserer Gesellschaft zu befragen.
Martin Gadow
Dieser Leserbrief erschien in der HNA 2002-03-07 Nr. 56 auf Seite 13.
Als ich den Schreiber gegen 19:15 Uhr anrief, war ich der erste, der auf seinen deutlichen Brief reagierte. Ich erhielt seine Zustimmung zur Veröffentlichung in www.Mitteleuropa.de. Wer mit Herrn Gadow ins Gespräch kommen möchte, wende sich an mich. ML 2002-03-08