Sprachenstreit
Falscher Titel kostet Geld

Geht es nach Gerd Antos, hat der finanzielle Mißerfolg der Weltausstellung in Hannover einen Namen: Expo. Der Germanistik-Professor aus Halle, Präsident der Gesellschaft für angewandte Linguistik, meint: "Der Steuerzahler hätte sich wahrscheinlich Millionen sparen können, wenn die Weltausstellung auch als Weltausstellung benannt worden wäre."
Antos weiter: "Bei dem Begriff Weltausstellung haben die Menschen sofort Bilder im Kopf, mit denen sie etwas Außergewöhnliches verbinden. Sie denken an den Eiffelturm in Paris oder das Atomium in Brüssel." Bei dem Wort "Expo" aber runzelt der Germanist die Stirn: "Expo ist ein leeres Wort, ein pseudo-modernes, scheinbar internationales Kunstwort." Es klinge wie eine x-beliebige Messe für Agrarprodukte und "wird der Würde des Ereignisses nicht gerecht".
Die Entscheidung des Managements für dieses Wort habe gravierende Folgen. "Das Volk glaubt einfach nicht, daß das Ereignis den Machern wirklich wertvoll ist. Wenn man eine wertvolle Vase hat, versteckt man sie doch auch nicht hinter einem billigen Tuch. Und das ist hier passiert." Mit einem anderen Namen, ist sich der Professor sicher, hätte die Weltausstellung sicher mehr Besucher angelockt.

Bei "Expo" mußte erst die Mund-zu Mund-Propaganda der Gäste das Kunstwort mühsam mit Leben füllen und erklären, was es bedeute.
(dpa) HNA 233 Seite 26 2000-10-07