Nr:2004/15  05.10.2004

Altösterreicher: Regierungen sollen Vertriebene unterstützen
Entschädigung an Volksdeutsche stärkt Wirtschaft

(Wien, vlö) Im Zuge des volksgruppenpolitischen Seminars in der Zips, Slowakei erklärte der Bundesvorsitzende des Verbandes der Volksdeutschen Landsmannschaften (VLÖ), Rudolf Reimannn im Rahmen einer Pressekonferenz in Deutschendorf (Poprad), Slowakei am Freitag 1. Oktober, daß der VLÖ die moralische und wirtschaftliche Rehabilitation der deutschen Altösterreicher durch die Vertreiberstaaten fordert. „Die Beneschdekrete sind Rassengesetze, die die Sudeten- und die Karpatendeutschen bis heute diskriminieren, und müssen aufgehoben werden“, forderte Reimann.
Der Vertreterin der slowakischen Presseagentur wurde vom stellvertretenden Vorsitzenden der ungarischen Jakob-Bleyer-Gemeinschaft, Nedu Ebinger, auf ihre Frage, wie dies geschehen sollte, geantwortet: „Die ungarische Regierung hat Anfang der neunziger Jahre eine Entschädigung der Vertriebenen mit Kupons durchgeführt. Dadurch wurde garantiert, daß das Geld im Lande bleibt und noch durch zusätzliches ausländisches Kapital aufgestockt wurde.“ Reimann betonte, daß die ungarische Wirtschaft heute von allen neuen EU-Ländern am stärksten dastehe. Befürchtungen, daß durch die Entschädigung neues Unrecht entstünde, hätten sich in keinem der Länder, die Entschädigungsgesetze erlassen haben, gezeigt. Gerade Ungarn, Kroatien und Rumänien sind hier Vorreiter. Serbien ist beispielsweise dabei, ein Entschädigungsgesetz auszuarbeiten. Der VLÖ wird gemeinsam mit den Donauschwaben beratend beistehen. In Rumänien gibt es in etlichen großen Städten sogar deutsche Bürgermeister, die viel Geld ins Land bringen. Hier erwähnte der Vertreter des Deutschen Forums aus Klausenburg, Dr. Porr besonders Hermannstadt (Sibiu) mit seinem deutschen Bürgermeister Klaus Johannis.

Reimann bat die zahlreich erschienenen Journalisten (slowakische Presseagentur, slowakisches Fernsehen, slowakischer Rundfunk sowie etliche Lokalredaktionen), dieses Anliegen zu unterstützen. Dies wäre der beste Weg in ein friedliches und vereintes Europa.

Am darauffolgenden Tag beschäftigte sich das Symposium gemeinsam mit dem Vertreter des österreichischen Außenministeriums, dem Gesandten Thomas Buchsbaum, mit den Anliegen der Minderheiten. Reimann ist in diesem Zusammenhang sehr froh, daß die Unterstützung der deutschen Altösterreicher bereits das zweite Mal im österreichischen Regierungsprogramm explizit erwähnt sei. In den Arbeitskreisen und Diskussionen kristallisierte sich heraus, daß die Minderheitenvertreter vor allem die Unterstützung von Österreich hinsichtlich des Schutzes der deutschen Sprache und der Förderung derselben durch entsandte Lehrer, aber auch die Finanzierung von Kindergärten erwarte. Weiters erbaten alle Vertreter Förderprogramme für die Jugend, da es gerade an ihr liegt, die Tradition weiterzugeben. In der Nachbearbeitungsphase wird der VLÖ darum bemüht sein heraus zu filtrieren, welche Forderungen konkret umsetzbar sind.

Das Symposium verhalf jedenfalls zu einer weiteren engeren Vernetzung. So entstanden beispielsweise auch Kontakte von einer Landsmannschaft zur anderen. Banater Schwaben wollen gemeinsam mit Sudetendeutschen die Umbenennung der „Beneschstraße“ in Temeschwar (Rumänien) betreiben. Umgekehrt hat die donauschwäbische Jakob-Bleyer-Gemeinschaft (Ungarn) einen Antrag beim Weltdachverband der Donauschwaben auf Mitgliedschaft gestellt. Dieser wird schon nächstes Wochenende bei der Hauptversammlung des Weltdachverbandes in Sindelfingen (BRD) behandelt werden. Diese Beispiele setzen genau das um, wozu Gesandter Buchsbaum und Manfred Maurer vom oberösterreichischen Volksblatt in ihren Impulsreferaten aufgerufen haben. Maurer war geladen, um Ideen, wie man eine gute Pressearbeit leistet, einzubringen. Gerade die presseverantwortlichen Minderheitenvertreter konnten sich dabei gute Anstöße holen, wie schnellebig unser Medienzeitalter ist und daß es nötig ist, auf eine Politikeraussage sofort zu reagieren, da schon wenige Stunden später das Thema keines mehr ist.

In kurzen Pausen konnten sich die Teilnehmer auch mit den Sehenswürdigkeiten in Deutschendorf und Käsmark bekanntmachen. Beeindruckend ist die Kirche zum Heiligen Georg in Deutschendorf mit ihren gotischen Flügelaltaren und dem einzigartigen Gottesgrab. Das evangelische Lyzeum in Käsmark bildete einstmals hervorragende Wissenschaftler mit Weltruhm aus. Forscher aus ganz Europa nützten die gewaltige Bibliothek, die in drei Zimmern Tausende von Bücher birgt. Darunter finden sich Exemplare, die einzigartig sind. Viele Bücher reichen in eine Zeit zurück, zu der es keinen Buchdruck gab.

An dem Seminar nahmen aus Polen, Tschechien, der Slowakei, Ungarn, Rumänien, Kroatien, Serbien und Slowenien mindestens drei Vertreter der Altösterreicher teil.

Rückfragehinweis:
Markus Gerhard Freilinger
Leiter der Öffentlichkeitsarbeit
Verband der Volksdeutschen Landsmannschaften Österreichs
Haus der Heimat
Steingasse 25
1030 Wien
Tel.: 01/718 59 05 DW 30
Fax: 01/718 59 05-20
markus.freilinger@chello.at
www.vloe.at

ML 2004-11-23

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