Deutsch in Ostmitteleuropa auf dem Vormarsch Russisch verschwindet
23. 10. 2000 (pau)
Die deutsche Sprache ist in Ostmitteleuropa auf dem Vormarsch. Bei einer Umfrage des
österreichischen Meinungsforschungsinstituts IMAS gaben 38 Prozent der Tschechen, 35
Prozent der Slowaken und 21 Prozent der Ungarn an, sie wollten Deutsch sprechen oder
zumindest verstehen. Als wesentliche Beweggründe nannten sie den wachsenden
Fremdenverkehr aus Deutschland, die wirtschaftliche Verflechtung mit dem deutschsprachigen
Raum und die veränderten Verdienstmöglichkeiten. Im Anzeigenteil Prager, Budapester und
Preßburger Zeitungen häufen sich Stellenangebote mit dem Zusatz Deutschkenntnisse
Voraussetzung. Während die deutsche Sprache immer mehr Freunde gewinnt, schwindet
der Einfluß des Russischen. 1988 lernten in Ungarn fast eine halbe Million Schüler
Russisch, allerdings mit mäßigem Erfolg. Zehn Jahre später lag die Zahl der nunmehr
freiwilligen Russischschüler bei nur noch 9.000 und in diesem Jahr liegt sie bei 3.800.
Damit lernen nur noch 1,4 Prozent der ungarischen Schüler Russisch. 96 Prozent der
Erwachsenen in Ungarn, 87 Prozent in Polen und 60 Prozent in der Tschechei meinen, sie
könnten kein Gespräch mehr auf russisch führen. Von hundert bulgarischen Kindern wollen
47 Englisch lernen, 21 Deutsch, je zehn Französisch, Spanisch oder Italienisch und
höchstens zwei Russisch, wie das Sofioter Nationale Zentrum zur Erforschung der
öffentlichen Meinung herausfand.
Entnommen aus der Deutschen Sprachwelt. ML 2000-10-24