Zeichen für die Zukunft setzen
Undatierter Ausschnit aus der Stuttgarter Zeitung Anfang März 2004.

Saniertes Seniorenheim Foltynova in der tschechischen Partnerstadt Brunn feierlich eingeweiht
– Stuttgarter Delegation verstärkt Kontakte
Gemeinsam mit einer Delegation des Gemeinderats haben Oberbürgermeister Wolfgang Schuster und sein Brünner Amtskollege, Primator Petr Duchon, das mit finanzieller Unterstützung Stuttgarts renovierte Seniorenwohnheim Foltynova feierlich eingeweiht. Die Sanierung ist Teil des Programms der Landeshauptstadt »Verständigung und Versöhnung mit osteuropäischen Partnerstädten«.
Dazu gehört auch die Neugestaltung der Gartenanlage eines weiteren Seniorenheims sowie die Förderung von Begegnungen zwischen Brünn und Stuttgart.

Schuster und Duchon betonten am vergangenen Wachenende gleichermaßen die Bedeutung der guten Beziehungen beider Städte gerade im Hinblick auf den bevorstehenden Beitritt Tschechiens zur EU.
Die Städtepartnerschaft ist letztes Jahr mit dem Preis des Deutsch-Tschechischen Gesprächsforums für die beste Kooperation zwischen einer deutschen und einer tschechischen Großstadt ausgezeichnet worden.

Beitrag zur Versöhnung
„Dies ist das wichtigste Projekt in den 15 Jahren unserer Städtepartnerschaft“, erklärte Schuster bei der Einweihung des Seniorenwohnheims Foltynova. Es ist ein Beitrag, der brutalen Zeit des Dritten Reiches ein Zeichen der Versöhnung entgegenzusetzen.
Über die von der Bundesrepublik eingerichtete Stiftung zur materiellen Entschädigung von Zwangsarbeitern hinaus wolle die Stadt Stuttgart mit ihrem eigenen Programm „Verständigung und Versöhnung mit osteuropäischen Partnerstädten“ ein Zeichen für die Zukunft setzen. Die seelischen Leiden kann man ja nicht entschädigen“, betonte der Oberbürgermeister. Er erinnerte daran, daß Stuttgart ein bedeutender Standort der Rüstungsindustrie gewesen sei – auch mit erheblichem Einsatz von Zwangsarbeitern“. Deshalb habe sich der Gemeinderat entschlossen, in den drei osteuropäischen Partnerstädten Brünn, Lodz und Samara Projekte zu unterstützen, die ein generationenübergreifendes Miteinander fördern.
Für jede der drei Städte wurden rund 250 000 Euro zur Verfügung gestellt, jeweils zur Hälfte finanziert von den städtischen Beteiligungsunternehmen und der Stadt selbst.

Primator Duchon, Oberbürgermeister der mit 373 000 Einwohnern zweitgrößten tschechischen Stadt, würdigte das Engagement der Stadt Stuttgart als Beitrag „nicht nur für die gute Partnerschaft mit Brünn, sondern auch als Beitrag zur Verbesserung der deutsch-tschechischen Beziehungen“. Diese seien „in den letzten 100 Jahren ja nicht ohne Komplikationen“ gewesen. „Ich glaube aber, daß diese Zeit zu Ende geht“, sagte der Brünner Oberbürgermeister.

Vielfältige Begegnungen
Zweite Station des Brünn-Besuches war das Seniorenheim Kocianka, das sich in einem großen Garten befindet, der zur Zeit komplett neu gestallet wird. Der dritte Teil des Projektes soll Begegnungen zwischen Brünnern und Stuttgartern in den unterschiedlichsten Bereichen fördern und das gegenseitige Verständnis vertiefen. Zum dichtgedrängten zweitägigen Besuchsprogramm gehörte der Empfang im Rathaus mit Gesprächen zwischen den Oberbürgermeistern und zwischen den Vertretern der Ratsfraktionen beider Seiten.
Am Sonntag informierte sich die Delegation in der Grundschule Antoninska über das Projekt Schulpartnerschaften in der Praxis.
Karin Hascher

Ein paar Fragen drängen sich mir auf:

1
Wann erschien dieser Beitrag? Er war geschmückt mit einem Bild des Domes St. Peter und Paul über den Krautmarkt hinweg. Außerdem wurde Bezug genommen auf einen ausführlicheren Bericht auf der ersten Seite.

2
Seit wann ist Wien eine osteuropäische Stadt?
Ich erinnere mich noch genau an Helmut Kohls Klage im Fernsehen anläßlich seiner Kanzlerreise nach Polen über die „verluderte Sprache“, die Polen als Osteuropa bezeichne. Polen gehöre doch eindeutig zu Mitteleuropa! (Dabei bezeichnet Kohl in seiner „verluderten Sprache“ Erfurt oder Leipzig als Städte in Ostdeutschland. Passau, zweifelsfrei in Westdeutschland gelegen, liegt fast so weit östlich wie Dresden!).
Wenn schon Polen Mitteleuropa ist, dann dürften wohl Lodz und  Brünn kaum zu Osteuropa zählen, ebenso wenig wie die Hauptstädte Wien (Österreich) und Preßburg (Slowakei).

3
Wann endlich hört man einmal etwas darüber, daß Brünn von sich aus sich der Geschichte stellt und die Brünner Tschechen ihr Bedauern ausdrücken darüber, was in ihrem Namen den deutschen Mitbürgern der alten Landeshauptstadt am Fronleichnamstag 1945 angetan wurde? Wann wird den in Brünn verbliebenen Deutschen mit städtischer Unterstützung geholfen, wann werden die amtlichen Benachteiligungen der Sudetendeutschen aufgehoben und entschädigt?
Wann stellt sich das tschechische Brünn seiner Verantwortung und erwähnt das Unrecht, das den deutschen Bürgern dieser Stadt widerfuhr, in seiner Weltnetzseite? Dort wird in Geschichtsklitterung die deutsche Brünner Bürgerschaft für Morde im Kaunitz-Kolleg usw. verantwortlich gemacht und damit ihre brutalstmögliche Vertreibung aus der Stadt begründet. Von den Nachkriegsverbrechen an den Deutschen Brünnern keine Spur im Geschichtsbild der tschechischen Stadt Brünn!

ML 2004-04-04