Enthüllung des wiedererrichteten Denkmals für Christian d’Elvert
Ort: Brünn, Spielberg
Zeit: 15. Oktober 2003, 15:30 Uhr

An einem recht kühlen Nachmittag versammelte sich eine größere Gemeinde, um der Enthüllung des oben genannten Denkmals beizuwohnen.

Frau Olga Nováková, Direktorin für die städtischen Grünanlagen, gestaltete den Ablauf und würdigte in ihrer Ansprache die Verdienste des Brünner Bürgermeisters Christian d’Elvert um die Begrünung des Geländes rund um den Spielberg. Es sei sein Verdienst gewesen, daß die bereits mehr oder weniger beschlossene Parzellierung und damit die Privatisierung des Areals wieder rückgängig gemacht und statt dessen ein öffentlicher Park angelegt wurde. Sie schilderte die Finanzierung – es kostete immerhin die stolze Summe von 15 000 Gulden – und daß sich Christian d’Elvert in zwei Aufrufen an die Bürger gewandt hatte, sich an der Finanzierung zu beteiligen. Insgesamt wurde die Anlage in einer relativ kurzen Zeit fertiggestellt, zumindest die gegen Osten gerichtete Hangseite.

Frau Olga Nováková dann leitete zu einer Gesangdarbietung über mit der Bemerkung: „Die Anlage wurde im Stile der Romantik des 19. Jahrhunderts verwirklicht, und so hören wir jetzt Lieder der deutschen Romantik von Anton Rubinstein und Robert Schumann.“

Es folgten zwei Lieder, dargebracht von einem Quartett „a capella“.

Danach schilderte Frau Nováková die weitere Entwicklung des Parkes, daß 1922 das Denkmal für die italienischen Häftlinge errichtet wurde, daß nach 1945 der Park in einenn trostlosen Zustand geriet, so daß zeitweise das Betreten verboten werden mußte. In den 60er Jahren erfolgte eine Sanierung, die aber gestalterisch nicht befriedigen konnte. Erst ab 1994 erfolgt die Neugestaltung, die sich überwiegend nach den in der Zeit von Christian d’Elvert erstellten Planungen richtete. Sie führte aus, daß auch die sich darüber befindliche und jetzt ebenfalls renovierte Gloriette nach der Vorstellung von d’Elvert größer ausfallen sollte, daß aber damals dafür keine Mittel genehmigt worden waren.

Es folgte ein Chorstück von Krizkovsky, dem Begründer der tschechischen Chormusik und Lehrer von Leon Janacek.

Der stellvertretende Kulturminister der Tschechischen Republik, Herr Ingenieur Zdenék Novák, führte aus, daß die Spielberganlage eine herausragende Stellung im Vergleich zu anderen Städten habe, einmal wegen seiner zentralen Lage praktisch im Stadtzentrum, zum anderen aber auch, weil die starke Hanglage eine echte Herausforderung an die Gartengestalter sei. Es sei aber gelungen, eine Festungsanlage zu einer Anlage für Feste der Bürger umzugestalten.

Der Primator der Stadt Brünn, Herr Petr Duchon, stellte in einer kurzen Ansprache heraus, daß in der Zeit, in der Christian d’Elvert Bürgermeister war, wesentliche Weichen gestellt wurden, die die Entwicklung von Brünn zu einer modernen Industriestadt ermöglichten. Deshalb habe er sich auch aus heutiger Sicht um die Stadt bleibende Verdienste erworben. Die Stadt bekenne sich zu seiner Geschichte, und der heutige Tag sei ein Beleg dafür. Er freue sich deshalb besonders, eine Abordnung des Elwert’schen Familienverbandes – er sagte „Nachkommen der Familie d’Elvert“ – aus Deutschland begrüßen zu dürfen.

Herr Dipl.-Ing. Wolfram Elwert bedankte sich in seiner Ansprache, die vom Vorsitzenden des DSKV, Dr. Wanka, ins Tschechische übersetzt wurde, für die Einladung und stellte kurz den weit verzweigten Elwertschen Familienverband vor. Er berichtete, daß sie stolz darauf seien, daß aus dem Geschlechte einige bedeutende Persönlichkeiten hervorgegangen sind, darunter eben auch der hier geehrte ehemalige Bürgermeister der schönen Stadt Brünn.

Herr Dr. Wanka bedankte sich anschließend auch im Namen der BRUNA und der im DSKV organisierten deutschen Minderheit für die Einladung.

Herr Primator Duchon bat nun Herrn Wolfram Elwert, mit ihm gemeinsam das Denkmal zu enthüllen. Das geschah, während die Garde nach einem Kommando des diensthabenden Offiziers die Säbel zückte und die Fahne emporhielt.

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Frau Nováková übernahm wieder die Regie und führte die Teilnehmer zur renovierten Gloriette, die kurz vorgestellt wurde. Das Gesangsquartett brachte einige Gospels dar, die den Teilnehmern Gelegenheit gaben, zur Aufwärmung etwas mitzuschwingen. (einschließlich der Halamekschen Kinder, die dazu tanzten!)

Der weitere Rundgang führte zum „Altan“ an der Südseite des Spielberges. Diese Aussichtsplattform war Herrn d’Elvert offensichtlich ein besonderes Anliegen. Weil er die Finanzierung durch die Stadt nicht erreichen konnte, finanzierte er den Bau auf eigene private Rechnung.
Leider aber ging es dem Pavillon nicht gut. Als man vor einigen Jahren daran ging, auch diesen Teil des Parkes neu zu gestalten bzw. zu renovieren, war außer einigen Fragmenten nichts vorhanden. Weil aber die Baupläne vorhanden waren, entschloß man sich, den Pavillon in seiner Originalform nachzubauen. Allerdings hat man die asiatisch anmutenden Ornamente in Holz gemacht anstatt der ursprünglichen Ausführung in Gußeisen.
(Anmerkung: Der Weg dorthin lohnt sich, die Aussicht ist überwältigend!!)

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Frau Nováková bittet die Teilnehmer zu einer kleinen Erfrischung in die Burgschänke.

Bericht: Gerd Hanak 2003-10-17

Bemerkenswert ist die detailgetreue Rekonstruktion des Denkmals in deutscher Sprache: ein deutliches Anzeichen für eine Verbesserung des politischen Klimas zwischen den Volksgruppen in der Stadt Brünn. Der Text wird auch in tschechischer Sprache angebracht auf einer gesonderten Tafel.
ML 2003-10-17.