Aus dem Gästebuch des Ostdeutschen Arbeitskreises

So berichtet Stangl Mimi (verwitwete Kohout, jetzt Mimi Pobrisio): Die Amis hatten sich zurückgezogen, und nunmehr kamen die sogenannten tschechischen Goldgräber, die sich Partisanen nannten, obwohl sie für die Erhaltung ihres Staates keine Minute gekämpft hatten. Sie spielten sich als Herren der Welt auf, die über Leben und Tod zu verfügen hatten. Am 12. Mai 1945 holten sie in Bischofteinitz 70 Sudetendeutsche aus ihren Wohnungen. Jene, die etwas langsam waren, wurden aus ihren Häusern hinausgeprügelt, viele von ihnen bewußtlos geschlagen.

Stangl Mimi befand sich in der VB in der alltäglichen Arbeit, als ihre Mutter hereinstürmte und sie bat, sofort mitzukommen, da die ganze Familie von den Tschechen verfolgt werde und man den Vater bereits abgeholt habe. Die Tschechen fragten nicht danach, ob die Betroffenen in der Partei oder einer NS-Organisation waren. Es waren Deutsche, was vollauf genügte. Drei Tage wurden sie im Amtsgericht Bischofteinitz eingesperrt, darunter viele bekannte Persönlichkeiten wie Graf Coudenhove-Kalergi, Baron Kotz, die Lehrerin Landgraf. Grete Stangl, die Tochter von Dr. med. Rudovsky, Herr Schötterl, der Herausgeber der Bischofteinitzer Zeitung, und viele Ungenannte mehr.

Nach drei Tagen Gefängnis im Amtsgericht fuhren frühmorgens einige LKW vor. Man pferchte die Inhaftierten auf den Ladeflächen zusammen, und ab ging der Transport aus dem Ort Richtung Taus in das Schreckenslager Chrastavice. Dort angekommen, mußten alle in Reih und Glied Aufstellung nehmen und jede Person bekam eine gelbe Nummer. Dann wurde für je vier Personen ein Strohsack zur Verfügung gestellt.

Schockierend, diese damaligen Geschehnisse, die einem auch heute noch schlaflose Nächte bescheren. Besonders, als man Jungen, Angehörige der Hitlerjugend, zum Großteil noch Kinder, dann Kriegsversehrte auf einem LKW abtransportierte und sie in einem Steinbruch nahe Klentsch ermordete. Man erschlug sie, und denjenigen, die noch röchelten, wurden von einem Pferdemetzger namens Pekto einfach die Kehlen durchgeschnitten.

Über den Verbleib der 35 Männer und deren Ruhestätte hüllten sich die Verbrecher in Schweigen, so daß alle Nachforschungen im Sande verliefen.

Für die Lagerinsassen war der dortige Aufenthalt Tag und Nacht die Hölle. Man wurde nach Bedarf zur Zwangsarbeit (z.B. Kasernenreinigung) abgeholt, bekam aber nur Wasser und Brot und ab und zu ein paar Rübenschnitzel als Verpflegung. Die sanitären Anlagen bestanden aus einer einzigen großen Latrine, und man mußte erst einen Tschechen bitten, daß man sie benutzen durfte. Die Grube für die Fäkalien war eineinhalb Meter tief und mußte jeden Tag von einem Lagerinsassen, der bis zu den Knien in dem Unrat stand, mit einer Kaffeetasse in eine Tonne geschöpft werden.

Zwischendurch wurden aus Lazaretten Schwerverwundete in das Lager eingewiesen, für die sich die Wachmannschaft besonders makabre Scherze ausgedacht hatte. Unter unbeschreiblichen Schmerzen mußten sie auf ihren amputierten Beinstümpfen an den Bewachern vorbeidefilieren. Auch meinen Schulkameraden Tipl Lorenz, dessen amputierter Beinstumpen noch nicht verheilt war, haben sie mit seiner eigenen Krücke erschlagen.

Der entartete Sadismus dieser Wachmänner war grenzenlos, so setzte man Frau Stangl auf einen Stuhl, plazierte ihren Mann vor ihr und schlug so lange auf ihn ein, bis ihm die Gedärme und Nieren aus dem Körper quollen. Frau Stangl erlitt dabei einen solchen seelischen Schock, daß sie dabei ihren Verstand verlor und ihr gesamtes Gedächtnis, so daß sie keinen ihrer Bekannten wiedererkennen konnte.

Auch reichsdeutsche Frauen blieben vor den tschechischen Grausamkeiten nicht verschont. Sie mußten ihre Kinder nackt ausziehen, und diese mußten im Schnee, im Kreise wie in einer Zirkusarena, vor Kälte schlotternd, hintereinander hertrotten.

Nach Wochen kamen einige von Chrastavike nach Taus-Milotov, wo sie regelmäßig zur Zwangsarbeit abgeholt wurden. Plötzlich brach eine sehr schlimme Diphtherie unter den Gefangenen aus, doch es gab für die Deutschen keinerlei Medikamente.

Frau Stangl erhielt nach einer eingehenden Vernehmung den Entlassungsschein und sagte den Tschechen, daß sie nur nach Hause gehe, wenn ihr Vater, mit dem sie nie ein Wort sprechen durfte, mit entlassen würde. Nach langem Hin und Her wurde dies genehmigt. Die Tschechen hatten ihm allerdings die Fußsohlen so zerschlagen, daß er nicht mehr gehen konnte.

So nahm ihn die Tochter auf den Rücken, und immer wieder, nach kurzen Rastpausen im Straßengraben, raffte man sich auf, bis man nach vielen Stunden Bischofteinitz erreichte. Mehr als einmal forderte der Vater die Tochter auf, ihn doch im Straßengraben liegen zu lassen, da er doch merke, wie ihre Kräfte mehr und mehr schwanden, doch der Gedanke an daheim spornte zu ungeahnten Kräften an.

Nach diesem beschwerlichen Weg fand man in der Herrengasse bei Tante Krause mit insgesamt neun Personen bis zur Vertreibung im Mai 1946 eine Bleibe. Täglich mußte man sich bei der tschechischen Polizei melden. Beim Abtransport wurden die 30 Kilo genehmigtes Mitnahmegepäck immer und immer wieder gefilzt, und die Tschechen nahmen sich auch noch aus diesen ärmlichen Habseligkeiten, was ihnen gerade zusagte.

Nachtrag: Tschechen, Juden, Zigeuner u.a. stellen an unsere Regierung berechtigte Entschädigungsansprüche, die von unseren Volksvertretern stark unterstützt werden. Ich würde es sehr begrüßen, wenn sich viele unserer Politiker in demselben Maße für das an 14 Millionen Heimatvertriebenen begangene Verbrechen und Unrecht einsetzen würden. Beinhaltet doch der von unseren Politikern geleistete Eid, vom deutschen Volke Schaden abzuwenden. Oder ist die heutige Vereidigung nur noch eine aus der Tradition gewachsene Pflichtübung, der keinerlei höherer Inhalt mehr innewohnt?
R. Fritz Winkelmann