Die lateinischen Lettern sind in den meisten Sprachen
abgewandelt durch Akzente, Häkchen, Cedillen, Tilden, Durch- Unter- und
Überstreichungen. Was ist daran praktisch? Eine fremde Sprache in der ihr eigenen Schrift
lesen zu können, ist mir lieber (und kein Vergnügen in Gänsefüßchen) als
mehr oder weniger gelungene Abwandlungen der Antiqua. Allein die zahlreichen Transkriptionen
des Russischen sind erstens eine Zumutung und zweitens allesamt
unzulänglich. Gorbatchev, Gorbatschow, Gorbatschoff usw, ja wie denn nun? Da ist es mir
lieber, so etwas in Kyrillisch zu lesen. Daß es nur in der deutschen
Schrift die Lesehilfe von Lang- und Schluß-s gibt, spricht für und
nicht gegen diese Schrift. Hänschen, Elschen, Kreischen (sind das nun laute, schrille
Töne oder ist es ein kleiner Kreis?) mögen das illustrieren. Wenn wir dann noch an
kilometerweise literarische und wissenschaftliche Quellen (gedruckt) und an die
vielfältigen Archivbestände (großenteils handschriftlich; zum Teil heute noch
rechtskräftig z.B. in Katasterämtern u. dgl.) denken, frage ich
mich, was die Bewahrung und Förderung der deutschen Schrift mit Naivität und
Sentimentalität zu tun haben soll.
Harald
Rösler, Schriftleiter des Bundes für deutsche Schrift und Sprache (BfdS).
(entnommen aus dem Gästebuch von www.BfdS.de 2000-09-28)