Ehrung für Beneš muß wegen Österreichs warten:
Außenminister befürchtet Komplikationen vor der Abstimmung bei Nachbarn wegen des tschechischen EU-Beitritts.

Das Abgeordnetenhaus hat wiederum die Abstimmung über die Verdienste des zweiten tschechoslowakischen Staatspräsidenten „um den Staat“ verschoben. Der Außenminister Svoboda überzeugte die Parlamentarier, daß sie bis Januar abwarten sollen.
Am 3. Dezember wird man nämlich im Österreichischen Nationalrat über den tschechischen EU-Beitritt abstimmen. Svoboda sagte dazu: „In Österreich wird nämlich Beneš oft als ein Nationalist und Autor des Nachkriegsabschubs des Deutschen aus dem tschechischen Grenzland bezeichnet. Wir haben in der Koalition diesen Vorgang beschlossen, weil wir meinen, daß es hier hauptsächlich um die Billigung dieses Gesetzes geht, nicht um eine überflüssige Provokation. Die Abstimmung wäre jetzt nicht günstig“, sagte Svoboda.
Die Opposition (ODS und KSCM) sind anderer Meinung.
Der ODS-Schatten-Außenminister Jan Zahradil meinte: „Man merkt, daß die Unionisten und die Volkspartei das Gesetz nicht wollen, und die CSSD befürchtet negative Reaktionen aus Österreich und Deutschland“.
Svoboda sieht es anders: „Es ist ausschließlich unsere Entscheidung, niemand im Ausland hat Druck auf uns gemacht“.
Der CSSD-Abgeordnete Radko Martínek teilte dazu mit: „Wir beeilen uns nicht, wir wollen, daß das Gesetz ab dem Mai gilt, das heißt 120 Jahre nach Benešs Geburtstag“.

Aus Hospodárské Noviny, 2003-11-26
übermittelt von der SLÖ